Gerichtsprozess in Dresden - Falschgeld und Schläge: mit Blüten im Blumenladen

Dresden. Ein junger und ein ganz junger Mann haben im März dieses Jahres eine bemerkenswerte Serie von Diebstählen und Betrügereien hingelegt. Im Mittelpunkt dürfte dabei die Drogensucht der beiden heute 16 und 20 Jahre alten Angeklagten gestanden haben und die daraus folgende Not mit dem Geld für Crystal.
Die Staatsanwältin las in dem Prozess vor dem Jugendschöffengericht am Amtsgericht Dresden nun drei Anklageschriften mit mehr als einem Dutzend Tatvorwürfen vor: Diebstähle, besonders schwerer Raub, gefährliche Körperverletzung und dergleichen mehr. Als Erwachsene hätten sie sich wohl vor der Strafkammer des Landgerichts wiedergefunden.
Etwas aus dem Rahmen jugendtypischer Kriminalität fällt der Einsatz von "Movie Money", Filmgeld. Euroscheine, die echt aussehen, wenn im Krimi gut gefüllte Geldkoffer zu sehen sein sollen. Die Blüten lassen sich im Internet bestellen, die Angeklagten wollen sie von einem Bekannten erhalten haben, von dem sie, angeblich, nicht einmal den Nachnamen kannten.
Diese Blüten nutzten sie etwa, um Essenslieferungen zu bezahlen oder für Einkäufe geringwertiger Sachen – sie zahlten mit 50er- und 100 Euro-Scheinen und freuten sich auf das zurückerhaltene Wechselgeld. Das klappte einmal in einem Blumenladen, sodass sie wenige Tage später erneut mit ihren Blüten Rosen kaufen wollten – doch nun hatte die Verkäuferin die Betrugsabsicht bemerkt, die Männer flüchteten.
Falschgeld erkannt, Schläge auf den Kopf
Tragisch endete die Sache indes für den Fahrer eines Lieferdienstes. Als ihm die Täter abends in der Michelangelostraße entgegenkamen und das Essen für 26 Euro mit einem falschen 100er zahlten, bemerkte der 40-Jährige den Schwindel. Als er nun echtes Geld forderte und drohte, die Polizei zu rufen, schlug der jüngere Täter ihm sofort mehrfach mit einem Nothammer auf den Kopf und verletzte ihn erheblich. Es war die letzte Tat, wenig später konnten die Männer gefasst werden.
Angeklagt waren nun weitere Gewaltausbrüche des jüngeren der beiden. Er hatte etwa Getränke in einem Supermarkt gestohlen, wurde erwischt und schlug sofort mehreren Menschen, die ihn stoppen wollten, mit einer Glasflasche auf den Kopf.Die Angeklagten haben alle Vorwürfe umfassend eingeräumt und Angaben dazu gemacht. Aus Rücksicht auf das Alter des jüngeren Haupttäters fanden weite Teile des Prozesses unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der 16-Jährige ist neben seinem Alkohol- und Drogenproblem auch psychisch krank, leidet an einer Anpassungsstörung. Seit Monaten ist er in einer Psychiatrie untergebracht – und inzwischen auf gutem Weg, wie sein Verteidiger Bert Albrecht sagte.
Das Schöffengericht verurteilte den 16-Jährigen zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren. Ob es darauf eine Bewährung gibt, wird das Gericht erst in einem halben Jahr entscheiden. Seine Schuldfähigkeit sei erheblich vermindert gewesen, so der Vorsitzende Richter. Vorerst bleibe der Mann in der Psychiatrie. Der 20-Jährige wurde zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt, muss eine Entgiftung machen und maximal 100 Arbeitsstunden ableisten.