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Dresdner Uniklinik-Chef: "Ich befürchte eine massive Influenza-Welle"

Hunderte Dresdner erkrankten in diesem Jahr schon an Grippe. Professor Michael Albrecht empfiehlt dringend eine Impfung. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Grippeschutz.

Von Julia Vollmer
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Professor Michael Albrecht, Chef des Dresdner Uniklinikums, rät allen zu einer Grippeschutz-Impfung und will mit gutem Beispiel vorangehen.
Professor Michael Albrecht, Chef des Dresdner Uniklinikums, rät allen zu einer Grippeschutz-Impfung und will mit gutem Beispiel vorangehen. © Sven Ellger

Dresden. Leere Büros, Klassenräume und Fabriken: In Dresden sind aktuell viele Menschen krank. Mit Corona, aber auch mit Erkältungskrankheiten. Uniklinik-Chef Professor Michael Albrecht rät den Dresdnern daher in diesem Jahr dringend zu einer Grippe-Impfung. "Ich befürchte, dass die Corona-Infektionswelle Ende des Jahres – spätestens im Januar mit einer Influenza-Welle zusammenfällt, die diesmal viel massiver als sonst sein wird", sagt Albrecht, Medizinischer Vorstand des Uniklinikums.

Warum ist die Grippewelle in diesem Jahr gefährlicher?

"Wir haben nahezu keinen Immunschutz mehr gegen die Influenza. Das liegt daran, dass mit den notwendigen Corona-Maßnahmen wie das Maskentragen und die Abstandsregeln die Infektionsketten auch gegen die Grippeviren so unterbrochen worden sind, dass die Menschen keine Immunität in größerem Stil aufbauen konnten", erklärt er.

Damit sei es für die Influenza-Erreger leichter, schwere Krankheitsverläufe auszulösen. Bei aller Aufmerksamkeit hinsichtlich der aktuellen Corona-Situation sollte der Grippeschutz in dieser Saison nicht unterschätzt werden.

"Die echte Grippe – Influenza – ist keine einfache Erkältung, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung", sagt Prof. Albrecht. Sie sei häufig mit hohem Fieber verbunden und kann den Körper so stark schwächen, dass Erkrankte nicht selten länger arbeitsunfähig sind. "Wenn eine solche Grippewelle durch unsere pflegerischen oder ärztlichen Teams rollt, geraten wir an unsere Grenzen", betont er.

Wie viele Fälle gab es bisher dieses Jahr?

Bis Stand Montag gab es in diesem Jahr bisher 383 Grippe-Fälle, so das Dresdner Gesundheitsamt. Davon im September 16 und im Oktober 13 Fälle. Von den 254 bis Mitte Mai gemeldeten Infizierten mussten 22 in die Klinik so das Gesundheitsamt.

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 gab es 2.470 nachgewiesene Influenza-Infektionen. 2021 gab es dagegen keine Grippewelle aufgrund von Lockdown und Hygieneregeln, es gab nur neun Fälle.

Wie wird die Grippe übertragen?

Laut Dresdner Gesundheitsamt ist die Influenza, also die "echte" Grippe, sehr ansteckend. "Beim Niesen, Husten oder Sprechen gelangen kleinste, virushaltige Tröpfchen des Nasen-Rachen-Sekrets von Erkrankten in die Luft und können von anderen Menschen in der Nähe eingeatmet werden", so das Amt. Auch über die Hände könnten die Viren weitergegeben werden.

Wenn man Mund, Nase oder Augen berührt, können die Viren über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Die Erreger können aber auch an Türklinken oder Treppengeländern hängen bleiben und von dort über die Hände weitergereicht werden. Das Risiko sich anzustecken, ist vor allem dort groß, wo sich viele Menschen aufhalten – wie in Bus und Bahn, Schulen, Kitas oder beim Einkaufen.

Was gibt es für Symptome?

Zu den Grippen-Symptomen gehören laut Gesundheitsamt plötzlich einsetzendes Krankheitsgefühl, Fieber und Halsschmerzen, trockener Reizhusten sowie Muskel-, Glieder-, Rücken- oder Kopfschmerzen. Weitere Symptome sind Schweißausbrüche, Übelkeit und Durchfall.

Doch woher weiß man, ob man Grippe, Corona oder doch "nur" eine Erkältung habe? Laut Gesundheitsamt kommen Fieber und allgemeine Schwäche bei Influenza und Covid-19 häufiger vor, weniger bei einer Erkältung. Fieber und andere Symptome treten bei Influenza schlagartig auf, weniger plötzlich bei Corona.

Niesen und eine laufende oder verstopfte Nase sind bei Influenza und Covid-19 selten, häufig dagegen bei Erkältung. Der Geruchs- und Geschmacksverlust tritt bei Coronainfektion häufiger auf als bei der Influenza oder einer Erkältung.

Für wen ist die Impfung sinnvoll?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung vor allem für Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, chronisch Kranke, Personal und Bewohner von Senioren- oder Pflegeheimen sowie Personen mit stark erhöhtem Risiko, sich und andere anzustecken, zum Beispiel medizinisches Personal oder Menschen in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr. Die Sächsische Impfkommission (Siko) legt den Piks zum Schutz vor Influenza allen Altersgruppen ans Herz.