Dresden. Im Großen Garten werden in den kommenden vier Wochen immer wieder kleine Bereiche abgesperrt sein. Die Gärtner des Parks kümmern sich intensiv darum, dass abgestorbene Äste aus den Baumkronen entfernt werden, damit keine Gefahr mehr von ihnen ausgeht. "Durch die andauernde und intensive Trockenheit leiden unsere Bäume unter enormen Trockenstress, sodass auch gesunde Bäume unvorhergesehen Äste bis in den Starkastbereich hinein abwerfen können", sagt Axel Simon.
Simon ist eigentlich der verantwortliche Gärtner für den Dresdner Zwinger, die Brühlsche Terrasse und den Stallhof. Doch momentan hilft er im Großen Garten aus, weil dort extrem viel zu tun ist, auch mit der Vorbereitung von Ausschreibungen zur Baumfällung.
Arbeiten an über 600 Bäumen
"Wir beginnen mit den Arbeiten in den Bereichen, wo Kinderspielplätze vorbeugend abgesperrt wurden, damit diese bald wieder nutzbar sind", sagt Simon. So sind die Baumpfleger an diesem Montag an der Ecke Stübel-und Karcherallee im Einsatz, wo die Kletterspinne sonst dicht bevölkert ist. Ein, zwei Tage werden die Arbeiten dort dauern, schätzt Simon.
Später sind die Gärtner auch am längsten Weg des Großen Gartens zu finden, dem Bouchéweg, sowie an Bäumen, die auf Wegen parallel zur Stübelallee verlaufen.
Aus 40 großen Bäumen müssen Äste herausgeholt werden, weitere 630 kleinere und Sträucher stehen mit auf dem Plan. "Priorität haben natürlich Exemplare, die dicht an Wegen stehen oder wo Äste schon über den Wegen hängen."
Der Zwinger-Gartenmeister ist froh, dass noch nichts passiert ist, passieren Astabbrüche doch völlig unvorhersehbar. Doch angesichts von möglichen Gewittern oder Stürmen sei es besonders wichtig, das Totholz jetzt herauszuholen. "Deshalb werden nicht alle Wege nutzbar sein, aber das sind ja immer nur kurzzeitige Sperrungen", sagt Simon.
Er weiß jedoch, dass dies nicht jeder Parkbesucher akzeptiert. Manchmal werden Absperrung einfach beiseite geschoben. "Ich gehe hier schon 40 Jahre spazieren", hören die Gärtner mitunter zur Begründung. Die meisten Besucher im Großen Garten seien aber verständnisvoll, es stehen schließlich mehrere Kilometer Wegenetz zur Verfügung.
Ab Oktober müssen dann auch ganz Bäume gefällt werden, die abgestorben oder nicht mehr standsicher sind. 100 sind noch aus dem Vorjahr übriggeblieben, die kommen zuerst dran. Weitere 530 müssen zusätzlich fallen, weil sie Gefahren für die Besucher darstellen. Aber davon wird Simon nicht für alle die Fällung ausschreiben können. "Es sind einfach zu viele. Zuerst kommen auch hier die dran, die nah an Wegen stehen. Exemplare im dichten Bestand sind erst später dran."
Arten nachpflanzen, die den Originalen ähnlich sind
Fast 19.000 Bäume wachsen im Großen Garten. Viele haben enorm unter der Trockenheit und Hitze der vergangenen Wochen gelitten, werfen bereits Laub ab, manche sind komplett vertrocknet. Auch die Wiesen sind verdorrt.
Die Gärtner helfen besonders alten und besonderen Exemplaren mit regelmäßigen Wassergaben. Jungbäume werden nach der Pflanzung noch drei, vier Jahre mit Wassersäcken bewässert. Für alle Bäume aber geht das nicht.
Um das Gartendenkmal zu erhalten, müssten eigentlich wieder die Arten, die eingehen, nachgepflanzt werden. Doch inzwischen gibt es Überlegungen, auch Arten zu verwenden, die den ursprünglich im Großen Garten beheimateten optisch sehr ähnlich sind, aber besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen. Beispielsweise die Ungarische Eiche, die Trauben- und Stieleichen im Aussehen gleicht.
Dresdnerin sammelt ehrenamtlich Baumspenden
Um die Verluste auszugleichen, werden jedes Jahr wieder neue Bäume gepflanzt. Eine sehr große Unterstützung für das Schlösserland Sachsen, zu dem auch der Große Garten gehört, ist die Initiative TreeDD von Ingrid Voigtmann. Die Ehrenamtlerin sammelt Spendengeld, von dem Bäume für den großen mitfinanziert werden. Möglich ist das mit einer Spendensumme ab 100 Euro.
Seit die Zusammenarbeit mit dem Gartendenkmal 2017 begann, hat Voigtmann mehr als 12.000 Euro gesammelt. Für Uwe Sandner, der Gartenbereichsleiter für Mittel- und Westsachsen bei Schlösserland, ist es ein Glücksfall, dass sich Voigtmann so engagiert. "Natürlich bekomme ich Geld für Neupflanzungen, aber das reicht bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken", sagt Sandner. Dank der Spenden kann deutlich mehr gepflanzt werden.
Im vergangenen Jahr kamen bei Ingrid Voigtmann Spenden für 49 Bäume an. Das waren deutlich mehr als 2020, als das Geld für 19 Bäume reichte. Eine der Ursachen war ein SZ-Beitrag über die Baum-Initiative, der am 3. Juli 2021 erschienen ist. "Danach gingen 44 Spenden ein, das war ein großer Erfolg", ist die Ruheständlerin heute noch begeistert.
So kamen fast die Hälfte der rund 100 Bäume, die 2021 im Großen Garten nachgepflanzt wurden, über das Engagement von TreeDD zusammen. Darunter waren unter anderem Winterlinden, ein Amberbaum, ein für unsere Region eher seltener Blauglockenbaum, eine Blutbuche, Purpurzieräpfel oder auch eine Weymouthskiefer. "Inzwischen stelle ich auch eine Vorliebe für Nadelgehölze bei einigen Spendern fest", sagt Ingrid Voigtmann.
Sie hofft, dass die Spendenbereitschaft dieses Jahr nicht nachlässt. Bisher ist Geld für 18 Bäume eingegangen. Und sie hat auch immer wieder schöne Erlebnisse. So hatte sich eine 88-jährige Dresdnerin den SZ-Beitrag vom Vorjahr aufgehoben und Kontakt zu ihr aufgenommen, um jetzt zu spenden.
Alle Informationen zu TreeDD und Bäumen, für die gespendet werden kann unter TreeDD – Bäume für Dresden – Bäume für Dresden