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Höhere Gaspreise: Ab nächster Woche erhalten die ersten Dresdner ihre Preiserhöhungen

Die Energiepreise explodieren, nächste Woche sollen in Dresden die ersten Schreiben an Kunden verschickt werden. Was bislang zu den Erhöhungen bekannt ist.

Von Sandro Pohl-Rahrisch & Dirk Hein
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Der Blick auf die Zähler verheißt nichts Gutes: Die Energiepreise steigen auch in Dresden rasant.
Der Blick auf die Zähler verheißt nichts Gutes: Die Energiepreise steigen auch in Dresden rasant. © dpa/Bernd Weissbrod

Dresden. Strom und Gas werden empfindlich teurer. Wen es zuerst trifft, wie der ostsächsische Versorger Sachsen-Energie gegensteuern will und was für Menschen in Not getan werden soll - das ist bisher zu den Preiserhöhungen bekannt.

Wann steigen die Gaspreise in Dresden?

Für September müssen Kunden von Sachsen-Energie noch nicht mit höheren Preisen rechnen. Dafür ist die sechswöchige Ankündigungsfrist bereits verstrichen. SZ-Informationen zufolge sollen die Preise bei den ersten Kunden aber ab Oktober steigen. Ab nächster Woche werden die Schreiben verschickt.

Zur Zahl der Betroffenen und den neuen Preisen hat sich Sachsen-Energie noch nicht geäußert. Allerdings lässt das Beispiel "Eins-Energie" - der Versorger ist in Südwestsachsen beheimatet - erahnen, in welche Richtung es gehen könnte. Dort haben erste Kunden in dieser Woche erfahren, dass sich ihr Gaspreis ab 1. Oktober mehr als verdoppelt.

Dank der Fusion von Drewag und Enso und einer langfristigen Beschaffungsstrategie könne man den enormen Herausforderungen, Marktverwerfungen und den stark ansteigenden Energiepreisen zwar besser begegnen und diese vergleichsweise lang abfedern, teilt Sachsen-Energie mit. "Aber nicht komplett und auch nicht dauerhaft." Deswegen seien die Preisanpassungen ab Herbst notwendig.

Unabhängig von diesen Preissteigerungen kommt ab Herbst noch die sogenannte Gasumlage auf Kunden zu, die von der Bundesregierung beschlossen wurde. Die Höhe ist noch offen.

Darf Sachsen-Energie weiterhin Gas nutzen, um Fernwärme zu produzieren?

Etwa 45 Prozent aller Wohnungen in Dresden werden mit Fernwärme versorgt. Noch dürfe man für deren Produktion Gas nutzen, teilt das Unternehmen mit. Allerdings könne es sein, dass Sachsen-Energie vom Gasnetzbetreiber oder der Bundesnetzagentur dazu aufgefordert wird, einen Beitrag zu leisten, um Gas einzusparen. Eigene Gasspeicher hat Dresden übrigens nicht.

Könnte das Kraftwerk Nossener Brücke ohne Gas arbeiten?

Im Kraftwerk Nossener Brücke werden zur Stromerzeugung drei Gasturbinen benutzt, mit deren Abwärme Dampf für eine weitere Dampfturbine erhitzt wird. Durch eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage wird neben dem Strom auch Wärme geliefert. Somit ist die Betreibung im Winter notwendig, um den Wärmebedarf zu decken. Leichtöl sei als Alternative nur in begrenztem Umfang und nur über einen kurzen Zeitraum nutzbar, heißt es.

Im Kraftwerk Nossener Brücke wird unter anderem Fernwärme für Tausende Dresdner Haushalte erzeugt - mit Gas.
Im Kraftwerk Nossener Brücke wird unter anderem Fernwärme für Tausende Dresdner Haushalte erzeugt - mit Gas. © Georg Moeritz

Der Dresdner Strom wird nur teilweise im Kraftwerk Nossener Brücke erzeugt. Für die umfassende Versorgung Dresdens kommt der Strom darüber hinaus aus mehreren Umspannwerken des Landesnetzes.

Perspektivisch, so Sachsen-Energie, soll der Ausbau der eigenen Stromerzeugung durch Windkraft und Fotovoltaik beschleunigt werden.

Ändert sich auch der Fernwärmepreis?

Noch ist davon nichts bekannt. Da Fernwärme aber aus Gas produziert wird, wirkt sich der höhere Gaspreis auch auf die Fernwärme aus. Da Sachsen-Energie keine Verträge mit Mietern abgeschlossen hat, sondern mit den Vermietern, werden aktuell Gespräche mit ihnen über die zukünftige Preisentwicklung geführt. Mieter sollten sich wegen möglichen Erhöhungen der Neben- und Betriebskosten, zu denen die Fernwärme gehört, an ihre Vermieter wenden.

Können Kunden ihre Abschläge selber erhöhen und was sollte bei Zahlungsproblemen getan werden?

Wer direkt Kunde bei Sachsen-Energie ist, kann seine Vorauszahlungen im Online-Kundenbereich vorsorglich anpassen. Wer bei einer Wohnungsgenossenschaft wohnt, zahlt die Kosten für eine warme Heizung über seine Nebenkostenabrechnung an den Vermieter.

Wer in Zahlungsschwierigkeiten gerät, dem verspricht Sachsen-Energie Hilfe. Kunden sollen sich möglichst schnell an ihren Energiedienstleister wenden, zum Beispiel an die Zahlungshilfe der Drewag.

Sind Heizlüfter eine Alternative zum Sparen?

Aus Sicht des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft gibt es dazu ein ganz klares Nein. Heizlüfter, Radiatoren und Konvektoren könnten zum einen den Stromverbrauch sehr stark erhöhen. Es besteht weiterhin die Gefahr, dass Stromnetze überlasten, die nicht für einen solchen Anstieg des Stromverbrauchs ausgelegt sind.

Schalten beispielsweise an einem kalten Winterabend gleichzeitig viele Haushalte in einem Stadtviertel ihre Heizlüfter an, könnte das die Netze schnell überfordern. Stattdessen solle Energie eingespart werden, indem zum Beispiel auf die Badewanne verzichtet wird. Überhaupt solle gespart werden, aus Sicht der Energieversorger reichen 18 Grad Raumtemperatur im Wohnbereich aus.

Könnte das Pumpspeicherwerk Niederwartha in der Energiekrise helfen?

Für den Erfolg der Energiewende sind aus Sicht der Sachsen-Energie insbesondere Langfristspeicher entscheidend, um kalte Dunkelflauten zu überwinden und auch Krisen wie diese zu bewältigen. Das Pumpspeicherwerk Niederwartha ist hingegen ein Kurzfristspeicher. Somit ändert die aktuelle Situation wahrscheinlich nichts an den bisherigen Planungen für eine dauerhafte Stilllegung.

Wie soll der Energie-Mix zukünftig aussehen?

In den kommenden fünf Jahren möchte Sachsen-Energie die eigene Erzeugungsleistung bei Windkraft und Fotovoltaik mindestens verdoppeln – damit könnten theoretisch im Jahresmittel rund 140.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Im Moment betreibt der Energiedienstleister 23 Windenergie-Anlagen mit 52,5 Megawatt Gesamtleistung, das reicht für etwa 30.000 Haushalte. In den kommenden fünf Jahren soll diese Leistung auf mindestens 100 Megawatt erhöht werden.

2022 kommen allein im Windpark Streumen – nahe Zeithain – drei weitere Anlagen hinzu.