Dresden
Merken

Hunderte Bäume im Großen Garten in Dresden gefällt

Die Landschaftspfleger rückten erneut an, um den Wald im historischen Park im Herzen von Dresden auszudünnen. Wie der Große Garten für heiße und trockene Sommer gewappnet wird.

Von Nora Domschke
 4 Min.
Teilen
Folgen
Rund um den Carolasee mussten alte und kranke Bäume gefällt werden. Betroffen sind Waldflächen im ganzen Großen Garten.
Rund um den Carolasee mussten alte und kranke Bäume gefällt werden. Betroffen sind Waldflächen im ganzen Großen Garten. ©  Rene Meinig

Dresden. Am vergangenen Wochenende nutzten viele Dresdner das milde Wetter für einen Spaziergang durch den Großen Garten. Der größte Park Dresdens hat nicht nur eindrucksvolle Architektur wie das Palais oder das Carolaschlösschen zu bieten, sondern auch jede Menge Natur. Die ersten Blätter zeigen sich an den Bäumen und auf den Wiesen sprießen die Krokusse in Violett und Gelb. Die bunten Blütenteppiche sind ein beliebtes Fotomotiv.

Und doch wird den Spaziergängern auch aufgefallen sein: Im Großen Garten wurden zahlreiche Bäume gefällt. Die Parkanlage im Herzen von Dresden ist ein Flächendenkmal und vereint barocke Gartenbaukunst - rund um das Palais - und einen wildromantischen Landschaftspark mit verschlungenen Wegen und kleinen Wäldern - ganz nach englischem Vorbild.

In den Wäldchen mussten die Parkverwalter nun allerdings klar Schiff machen. In den vergangenen Wochen wurden zahlreiche Bäume gefällt. Sächsische.de fragte nach, warum.

Wie viele Bäume wurden gefällt?

Gartenmeister Michael Methner hat nachgezählt. Rund 300 der etwa 19.000 Bäume mussten jetzt im Großen Garten abgesägt werden. Dafür nutzten die Landschaftspfleger den Zeitraum zwischen Anfang Oktober und Ende Februar. Nur dann ist das Fällen von Bäumen gestattet - zum einen, um die Vögel nicht beim Brüten zu stören, zum anderen, um die Bäume noch vor dem Austrieb junger Blätter zu stutzen - oder eben zu fällen.

Bei den gefällten Exemplaren handelt es sich vor allem um Ahorn, Eiche, Rotbuche, Hainbuche und Schwarzkiefer, erklärt Methner.

Warum waren die Fällungen nötig?

Wie an vielen anderen Stellen in Dresden - unter anderem im Waldpark Blasewitz - haben die extremen Dürresommer 2018 und 2019 auch im Großen Garten ihre Spuren hinterlassen. Allein im Waldpark mussten innerhalb von zwei Jahren 2.000 Bäume gefällt werden, denn die Schäden waren größer als gedacht. Das sorgte für viel Unverständnis bei den Dresdnern und Naturschützern, war aber aus Sicht der Stadt unausweichlich.

Ähnlich ist die Situation im Großen Garten. Die Bäume sind aufgrund der langen Durststrecke brüchig geworden oder drohen gar, umzustürzen. Hitze und Trockenheit machen den Bäumen stark zu schaffen, so Methner, der das als Trockenstress bezeichnet. Viele der Bäume sind schon sehr alt. "Krankheiten und Schädlinge haben dann leichtes Spiel."

Bei diesem gefällten Baum ist gut zu erkennen, dass der Stamm hohl ist, was den Baum zur Gefahr für Spaziergänger machte.
Bei diesem gefällten Baum ist gut zu erkennen, dass der Stamm hohl ist, was den Baum zur Gefahr für Spaziergänger machte. © René Meinig

Auch heftige Herbststürme haben den Bäumen zugesetzt und zudem gezeigt, wie gefährlich sie für Spaziergänger werden können. Im Oktober 2021 fegte ein solcher Sturm mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde durch Dresden, wobei auch im Großen Garten viele Äste abbrachen und Bäume umstürzten. Zum Teil mussten Wege gesperrt werden, um die Parkbesucher zu schützen.

Welche Bereiche im Großen Garten betrifft das?

Im Prinzip ist der gesamte Große Garten, der sich auf einer Fläche von 147 Hektar erstreckt, von Fällungen betroffen. Für die Sicherheit der Passanten haben die Landschaftspfleger vor allem rund um das Carolaschlösschen, aber auch am Palaisteich und am Parktheater den Waldbereich ausgedünnt. Hier wurden die meisten Bäume gefällt.

Eine derart umfangreiche Fäll-Aktion hat es im Großen Garten bislang noch nicht gegeben. Wer durch den Park spaziert, entdeckt an vielen Stellen die frisch abgesägten Baumstümpfe. Bereits im vergangenen Jahr hatte Gartenmeister Michael Methner bei einem Rundgang durch den Park angekündigt, dass sich der Große Garten verändern wird.

Im vergangenen Jahr zeigte Gartenmeister Michael Methner, welche Spuren Trockenheit und Stürme im Großen Garten hinterlassen haben. Mehr als 200 Bäume sind eingegangen, andere mussten nun gefällt werden.
Im vergangenen Jahr zeigte Gartenmeister Michael Methner, welche Spuren Trockenheit und Stürme im Großen Garten hinterlassen haben. Mehr als 200 Bäume sind eingegangen, andere mussten nun gefällt werden. © Archiv: René Meinig

Sollen neue Bäume gepflanzt werden?

Um das Gartendenkmal Großer Garten als solches zu erhalten, muss die Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen GmbH, die sich im Freistaat unter anderem um die Parkanlagen kümmert, ausgedünnte Waldbereiche wieder aufforsten. Weil das Problem nicht nur Dresdens und Sachsens Anlagen betrifft, hat der Bund ein Förderprogramm aufgelegt, um die Parks bei der Rettung zu unterstützen.

Aus dem Fördertopf "Klimawandel in historischen Gärten" bekommt auch Sachsen Geld, etwa um Baumschulen einzurichten. Nicht nur im Großen Garten, auch im Pillnitzer Schlosspark soll es so eine Baumschule geben. Auf diesen Flächen werden Gehölze, die bislang in den Anlagen vorkommen und die für deren Bedeutung eine Rolle spielen, herangezogen. Nachgepflanzt wird - je nach Auflage aus der Fällgenehmigung - im Frühjahr und Herbst. "Vorrangig werden Solitär- und Alleebäume ersetzt. Nicht nachgepflanzt werden Spitz- und Bergahorne, dafür vielfach Eichen und Buchen."

Perspektivisch ist geplant, die Gehölze im Großen Garten mit anderen Baumarten, die mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen und den heimischen Arten ähneln, zu ergänzen oder durch diese zu ersetzen. Als Beispiel hatte Methner die Ungarische Eiche angeführt, die den Trauben- und Stieleichen im Aussehen gleicht, aber auf das Kontinentalklima, also sehr kalte Winter und heiße Sommer, eingestellt ist.