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Jörg Polenz plant den nächsten Palaissommer ohne Palais

Erste Künstler für den Palaissommer in Dresden sind engagiert. Auf dem Neumarkt soll ein öffentliches Wohnzimmer entstehen. Doch das eintrittsfreie Festival braucht mehr zahlende Unterstützer.

Von Nadja Laske
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Die Flucht nach vorn ging in die richtige Richtung: Auch im kommenden Sommer wird Jörg Polenz öffentliche Plätze zum Treffpunkt machen.
Die Flucht nach vorn ging in die richtige Richtung: Auch im kommenden Sommer wird Jörg Polenz öffentliche Plätze zum Treffpunkt machen. © Marion Doering

Dresden. Dass Namen sich so verselbstständigen können, ohne Schall und Rauch zu werden, ist schon erstaunlich. In Sachen Palaissommer ist dieser Umstand allerdings Jörg Polenz und seinem Team zuzurechnen. Nachdem dem Veranstalter sein angestammter Ort am Japanischen Palais entzogen worden war, musste der 58-Jährige sein kostenloses Kultur-Open-Air neu denken.

Dem ersten Schockmoment gab er nicht viel Raum, würgte den Ärger über den unerwartet schlechten Ausgang der Ausschreibung und Neuvergabe an einen Mitbewerber herunter und machte weiter - auf dem Neumarkt, im Ostragehege und im Alaunpark. Gleich drei Flächen bespielte er im Juli und August mit musikalischen Bühnenprogrammen, Filmvorführungen, Ausstellungen und der Gelegenheit für die Dresdner in angenehmer Atmosphäre zusammenzukommen.

Den Namen Palaissommer in Ermangelung eines Palais abzugeben, kam für Jörg Polenz nicht infrage, dafür ist er einfach zu etabliert. Ganz im Gegenteil: Er festigt ihn sogar noch mit der Wintervariante auf dem Augustusmarkt. Dort hat er einen Kunstmarkt, ein öffentliches Malen mit Ausstellung, offene Ateliers, Livemusik und Chorsingen angeboten und meldet vollen Erfolg.

Erste Künstler für den Palaissommer stehen fest

Im Rahmen eines Weihnachtsmarktes den glühweinfixierten Besuchern Kunst unter die Nase zu halten, war ein Experiment. "Es hat die Leute neugierig gemacht und Schwellenängste genommen", sagt Polenz. Doch auch die Maler konnten profitieren, indem sie auf ein Publikum trafen, das den Weg zur Kunst zwar nicht gezielt suchte, sich aber begeistern ließ.

Auf jeden Fall soll es den Palaiswinter im nächsten Jahr wieder geben. Doch weit davor steht das Sommerevent in dreifacher Ausführung an den neu eroberten Plätzen an. Vom 10. Juli bis zum 12. August wird das Programm mit Kunst und Kultur reichlich ausgestattet sein.

Die ersten Künstler kann der Veranstalter schon verraten: "Wir haben am 29. Juli die israelische Indie-Pop-Band Lola Marsh aus Tel Aviv zu Gast." Zwei Tage vorher trete der amerikanische Singer-Songwriter Dekkerr und am 24. Juli das Bandprojekt Feature Ring Lúisa auf. Im August sei die Indie-Pop-Künstlerin Maria Burger alias OSKA aus Österreich zu erleben.

"Wir haben in der Krise die Chance gesehen und genutzt"

"Im Innenhof des Verkehrsmuseums ist eine Modern Art Galerie mit zeitgenössischen Werken von internationalen Künstlern geplant", so Polenz, ebenso eine Wasserinstallation und Tanzangebote mit Livebands. "Wir haben im vergangenen Sommer beobachtet, wie viele Besucher zu uns kamen, einfach nur, um Anschluss zu suchen und in Gesellschaft zu sein." So gesehen sei der Palaissommer ein Zentrum gegen die allgemeine Vereinsamung vor allem älterer Menschen in der Gesellschaft.

Eine Art Wohnzimmercharakter soll der Palaissommer haben - ein Raum, der allen offensteht, weil er an öffentlichen Plätzen zu finden ist und kein Eintrittsgeld kostet. Denn daran hält er mit seinem Konzept fest: Kunst und Kultur für alle, unabhängig vom Geldbeutel.

Trotzdem geht nichts ohne Geld. "Dreh- und Angelpunkt der Finanzierung ist unser Freundeskreis, der unbedingt noch wachsen muss", erklärt Polenz. Darin haben sich bisher 1.200 Unterstützer zusammengefunden und zahlen zwischen fünf und zehn Euro monatlich, Firmen ab 50 Euro pro Monat. Neben Sponsoren sei das die Finanzierungsgrundlage des Festivals. Fördermittel bekomme der Palaissommer nicht mehr.

Um den alten Standort am Japanischen Palais kämpft Jörg Polenz momentan nicht. Blickt er zurück, kann er nur sagen: "Wir haben in der Krise die Chance gesehen und genutzt. Eine bessere Entwicklung hätten wir uns nicht wünschen können."