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Kälteres Wasser in Dresdner Bädern: "Wir kommen trotzdem"

Um Energie zu sparen, senkt der Badbetreiber die Wassertemperatur um einen Grad Celsius. Wie das bei den Dresdnern ankommt.

Von Nora Domschke
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Daniela Peterle (r.) und Christine Strauß haben zwar kein Verständnis dafür, dass das Wasser im Schwimmbad nun kälter ist, lassen sich den Badespaß aber nicht komplett verderben.
Daniela Peterle (r.) und Christine Strauß haben zwar kein Verständnis dafür, dass das Wasser im Schwimmbad nun kälter ist, lassen sich den Badespaß aber nicht komplett verderben. © Marion Doering

Dresden. Am Dienstagmittag ist es recht leer in der Schwimmhalle Prohlis. Einige Kinder tummeln sich im Becken am Sprungturm, ansonsten ist in den Becken trotz Osterferien viel Platz. Ob das daran liegt, dass das Wasser dort nun einen Grad kälter ist? Die gestiegenen Energiekosten haben die Dresdner Bäder GmbH in der vergangenen Woche dazu veranlasst, die Wassertemperaturen in fast allen Schwimmbädern der Landeshauptstadt ein wenig abzusenken.

Zwei Frauen verlassen das Prohliser Bad. Beide lachen und unterhalten sich über die vergangene Stunde, die sie im Schwimmerbecken zugebracht haben. "Ja, uns ist aufgefallen, dass es im Wasser frischer ist", sagt Daniela Peterle. Mit ihrer Freundin Christine Strauß kommt sie regelmäßig ins neue Schwimmbad nach Prohlis, kennt aber auch das Erlebnisbad im Freizeitzentrum Hains in Freital gut. Weil sie dort arbeitet, dreht Daniela Peterle auch dort ab und zu ihre Runden im Schwimmerbecken. "Dort ist es mit 29 Grad Celsius im Wasser deutlich wärmer."

Nur ein statt zwei Grad abgesenkt

In den Dresdner Bädern ist es im Schwimmerbereich mit normalerweise 27 Grad Celsius ohnehin etwas kälter - nun wurde ein weiteres Grad heruntergeschraubt. Damit bewegt sich die Bäder GmbH innerhalb der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Badewesen. Diese sieht sogar vor, dass die sonst übliche Temperatur um zwei Grad Celsius gesenkt wird, erklärt Bäder-Sprecher Lars Kühl auf SZ-Anfrage.

"Wir haben uns aber entschieden, die Temperatur in den Schwimm- und Erlebnisbecken sowie den Lehrschwimmbecken nur um einen Grad Celsius zu senken. Die Temperaturen in den Plansch- und Kleinkinderbecken behalten wir aber bei", so Kühl. Wer in Dresden derzeit eines der sechs Hallenbäder besucht, kann entscheiden, ob er ins Schwimmbecken mit 26 Grad Celsius geht oder in ein Erlebnisbecken mit 29 Grad Celsius. In den Kursbecken herrschen ebenfalls 29 Grad Celsius, in den Kinderbecken bleibt es unverändert bei 32 Grad Celsius.

Zehn Prozent Einsparpotenzial

Daniela Peterle und Christine Strauß haben auch bemerkt, dass in den Umkleide- und im Schwimmerbereichen weniger geheizt ist. Tatsächlich hat auch dort die Bäder GmbH die Heizung um ein Grad heruntergeregelt. Die Lufttemperaturen liegen jeweils zwei Grad über der Temperatur des Wassers. In Duschräumen und in den Aufenthaltsbereichen der Sauna sind des derzeit 26 Grad, in den Saunen selbst bleibt alles wie bisher, so Kühl weiter. Mit 23 Grad ist es ab sofort in den Umkleidekabinen am kühlsten. Da hilft nur schnelles Aus- und Anziehen.

In der Tat bringt die Absenkung der Temperaturen eine Menge Einsparpotenzial mit sich. Je nach Objekt geht die Bäder GmbH bei einem Grad Celsius weniger in Wasser und Umgebungsluft von bis zu zehn Prozent weniger Energiekosten aus.

Hintergrund ist der Appell von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der Ende März die Frühwarnstufe als erste von drei Krisenstufen des sogenannten Notfallplans Gas in Kraft gesetzt hatte und alle Verbraucher aufforderte, Gas zu sparen. Die Bundesregierung rechnet aufgrund des Ukraine-Krieges und Drohungen von russischer Seite mit einer deutlich schlechteren Versorgungslage.

Badevergnügen etwas getrübt

Daniela Peterle hat nur bedingt Verständnis dafür, dass das nun auch Auswirkungen im Freizeitbereich hat. "Daheim sind wir schon sehr sparsam, achten viel mehr darauf, dass Geräte oder Licht nicht unnötig angeschaltet sind." Die Betriebskosten für ihre Mietwohnung wurden kürzlich um 40 Euro monatlich erhöht.

Mit zwei Kindern müsse sie sehr auf das Geld schauen, weil vieles teurer geworden ist. Schwimmen ist aus ihrer Sicht ein preiswerter Sport, vier Euro zahlt sie für eine Stunde im Schwimmerbecken. Aus ihrer Sicht ist es schade, dass das Badevergnügen mit dem kälteren Wasser nun etwas getrübt ist.

Dennoch will sie auf den Sport nicht verzichten, schon am Freitag wollen die beiden Freundinnen wieder ins Prohliser Schwimmbad kommen. "Das neue Bad ist sehr schön geworden, das Ambiente stimmt, die Lage ist für uns hervorragend." Da nehmen die zwei Frauen auch ein wenig Gänsehaut in Kauf. Und bald beginnt ja die Freibadsaison.