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Kim kämpft gegen Krebs: Rennfahrer spendet Blut!

Die 14-jährige Kim aus Dresden ist schwer krebskrank. Während ihrer Therapie hat sie 23 Transfusionen bekommen. Nun ruft sie 23 Tage lang zum Blutspenden auf – und bekommt prominente Unterstützung.

Von Nadja Laske
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Kim hat in Rennsportler Jonas Greif einen Botschafter gefunden, der ihr Anliegen in Höchstgeschwindigkeit verbreiten hilft.
Kim hat in Rennsportler Jonas Greif einen Botschafter gefunden, der ihr Anliegen in Höchstgeschwindigkeit verbreiten hilft. © Sven Ellger

Dresden. Mit Maske im Gesicht ist Kim kaum zu erkennen, so wie sie wirklich ist: fröhlich, stark, neugierig und voller Ideen. Doch den Mundschutz trägt sie als Risikopatientin zu ihrer eigenen Sicherheit. So wie die beiden Unterarmstützen sie tragen, wenn die Kraft ihrer Beine nicht ausreicht.

Als Kim krank wurde, ahnte sie gar nicht, wie sehr. "Ich war auf dem Trampolin hingefallen und hatte mir weh getan", erzählt die 14-Jährige. Die Schmerzen ließen einfach nicht nach, wurden immer schlimmer, nahmen ihr den Schlaf. "Ich bin eigentlich niemand, der nachts wegen irgendwas zu seiner Mama läuft, aber oft ging es gar nicht anders, es war nicht mehr auszuhalten."

Als eine Osteopathin das Bein untersuchte und bemerkte, dass sich der Knochen seltsam anfühlt, war das der Beginn eines schweren Weges. Denn die vermeintliche Prellung stellte sich als komplizierter Knochenkrebs heraus. "Ob der Sturz auf dem Trampolin die Symptome befördert hat oder das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat, kann heute keiner mehr sagen", erklärt Kims Mutter.

Diagnose Krebs kam in der Corona-Zeit

Sie hat ihre Tochter durch die einjährige Behandlung am Dresdner Uniklinikum mit Chemotherapien und Operation begleitet und ist auch bei ihr, als Kim am Dienstagvormittag in der Centrum Galerie ihr Herzensprojekt startet. "Ich habe während meiner Therapie insgesamt 23 Bluttransfusionen bekommen", erzählt die Schülerin. Vor allem im Sommer habe sie auf Station immer wieder davon gehört, dass Blutkonserven knapp und dringend mehr Spender nötig seien.

"Wenn mein Blut wegen der Chemotherapie nicht in Ordnung war, ging es mir wirklich schlecht. Ich war ganz blass, hatte Kopfschmerzen, fühlte mich schlapp und hatte richtig schlechte Laune." Die Vorstellung, dass man Patienten wie ihr vielleicht irgendwann nicht mehr schnell genug mit frischem Blut helfen könnte, beunruhigte.

Die Diagnose hatte die damals Zwölfjährige mitten in der Corona-Zeit bekommen. Lockdowns und Ängste haben vorübergehend viele Dresdner davon abgehalten, regelmäßig zu spenden. Oder sie waren selbst an Corona erkrankt. "Das bedeutet, dass ein Spender, nachdem er seine Infektion ausgeheilt hat, 28 Tage lang ausfällt", sagt Kerstin Schweiger, Sprecherin des DRK-Blutspendedienstes. Wie nach der Einnahme bestimmter Medikamente, wie zum Beispiel Antibiotikum, müsse er pausieren.

Der Porsche-Rennfahrer Jonas Greif hat sich als neuer Spender beim DRK registrieren lassen und will nun regelmäßig Blut spenden.
Der Porsche-Rennfahrer Jonas Greif hat sich als neuer Spender beim DRK registrieren lassen und will nun regelmäßig Blut spenden. © Sven Ellger

Außerdem seien verschobene Operationen nachgeholt worden, sobald Lockerungen möglich wurden. "In diesen Zeiträumen brauchten die Klinken besonders viele Blutkonserven." Gleichzeitig brachen die Menschen wieder zu lang vermissten Reisen auf und spendeten während ihrer Ferien kein Blut. "So war das immerzu ein Auf und Ab, wobei wir momentan unseren Versorgungsstand auf niedrigem Niveau stabil halten", so Kerstin Schweiger.

Doch mit niedrigem Niveau will Kim sich nicht zufriedengeben. Weiß sie doch aus der Klinik, dass es viele Patienten gibt, die an Krebs erkranken, Chemotherapien bekommen und deren Blut so darunter leidet, dass Transfusionen nötig werden. Deshalb startet sie einen Aufruf und erhält dabei prominente Unterstützung. Von jemandem, der sich eben sowenig mit Mittelmaß arrangiert und immer das Beste gibt.

Insgesamt 23 Mal bekam Kim intaktes Blut, 23 Tage lang sollen nun möglichst viele Dresdner zum DRK-Blutspendedienst im Untergeschoss der Centrum Galerie kommen, um Blut abzugeben. Das Ziel dieses Zeitraums sind 500 Spenden. Offizieller Auftakt ist am 18. Oktober, um 11 Uhr. Bis zum 18. November sollen sich bestehende Spender angesprochen fühlen und möglichst viele neue Blutspender gewonnen werden. Unter allen Spendenden wird täglich ein Wertgutschein für den Freizeitpark Belantis in Leipzig verlost.

Schulunterricht mit Avatar

Das Vorhaben publik macht unter anderen der Rennfahrer Jonas Greif, der Kim als Botschafter zur Seite steht. "Ich bin dem Sonnenstrahl e. V., der sich um krebskranke Kinder und deren Familien kümmert, schon seit vielen Jahren verbunden", sagt der 21-Jährige. In seinem Umfeld sei er auch schon in Kontakt mit Krebserkrankungen gekommen.

Am Dienstag ist er einer der ersten neuen Blutspender, die im Rahmen der Challenge künftig für mehr Blutkonserven sorgen wird. "Früher war ich schon manchmal Blut spenden. Jetzt habe ich mir fest vorgenommen, das ganz regelmäßig zu tun."

Und wenn sich Jonas etwas vornimmt, dann setzt er es auch um. Sein Sport erfordert starke Disziplin, und seine Leidenschaft dafür macht es ihm leicht, sie auch aufzubringen. Als Neunjähriger nahm sein Vater ihn zum ersten Mal auf eine Kartbahn mit. "Von da an war ich total fasziniert vom Motorsport." Bald bekam er ein Kart geschenkt, trainierte ein Jahr lang und nahm an seinem ersten Rennen teil. Nun startet er erstmals für das ID-Racing-Team im Porsche-Carrera-Cup der GT3-Rennserie und hat inzwischen 500 PS zu dirigieren.

Auf ihre Weise ist auch Kim eine Rennfahrerin. Während ihrer schweren Krankheit ist sie nicht auf der Strecke geblieben. Soweit es irgend ging, hat sie den Unterricht besucht, erst in der Klinikschule, später wieder in ihrer eigenen Klasse - allerdings nicht physisch. Für sie ging ein kleiner Roboter in die Schule, ein Avatar, der alles, was um ihn herum passiert und gesprochen wird, ans Krankenbett überträgt und Kim die Möglichkeit gab, über ihn aktiv am Unterricht teilzunehmen.

Nicht aufgeben und immer eine Lösung finden, das ist die Devise. Und die Lösung kann ein kleiner Piecks für ein wenig Blut sein, das einem Menschen hilft, durchs Ziel zu kommen.