Spott über lichte Fichte vor der Dresdner Frauenkirche
Dresden. "Schön sieht der Baum nicht aus. Ich bin erstmal erschrocken, als ich den Baum näher gesehen habe." Das sagt Passantin Gudrun Pardavi auf die Frage eines Fotografen nach der überraschend kahlen Fichte in der Nähe der Dresdner Frauenkirche. Die 69-Jährige ist nicht der größte Fan des neuen Weihnachtsbaumes, der genau in der Mitte des historischen Weihnachtsmarktes "Advent am Neumarkt" aufgestellt wurde.
Neben dem Baum liegen einzelne abgeschnittene Äste. "Der Baum ist beschämend. Vielleicht werden die Äste, die danebenliegen, ja noch dran gebastelt", mutmaßt der 69-jährige Lajos Pardavi.
Auch auf Social-Media gibt es kritische Wortmeldungen über den Baum: "Den muss man sich mit Glühwein schön trinken!", schreibt ein Nutzer. Für den Weihnachtsmarkt unterhalb der Frauenkirche wurden sogar 13 Weihnachtsbäume angeschafft, doch genau in die Mitte wurde zusätzlich die lichte Fichte platziert. Der traditionelle Weihnachtsmarkt soll bereits in wenigen Tagen starten.
Auf Twitter schreibt der Dresdner Journalist Andreas Szabó mit Anspielung auf frühere Weihnachtsbaumentgleisungen in Dresden sogar von einer "Schandfichte 2.0" und erhält in den Kommentaren viel hämische Zustimmung. Manche User vermuten, dass der Baum aus dem Vorjahr einfach recycelt wurde oder der Borkenkäfer nichts anderes übrig gelassen habe. Aber auch konstruktive Vorschläge kommen: "Lametta drüber und gut."
Auch Falk Biesold, ein 34-jähriger Passant, hat eine klare Meinung zum Baum: "Bisschen erschreckend. Ich weiß nicht, ob das jetzt schon das Endprodukt sein soll. Der Baum ist kein schönes Aushängeschild für die Stadt Dresden." Der zentrale Ort für den Baum sei unpassend. "Klar lacht man mal kurz darüber - aber irgendjemand muss sich doch das Ding vorher mal angeguckt haben."
Gnadenhof für geschädigte Bäume
Die lichte Fichte sei ein Abbild dessen, wie es gerade in den sächsischen Wäldern aussieht, sagt Cathleen Janotte vom Advent auf dem Neumarkt. Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe allen Bäumen zugesetzt. "Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, regionale Bäume zu nehmen und damit auch Sachsenforst zu unterstützen." Der Advent auf dem Neumarkt sei so gesehen ein kleiner Gnadenhof für die geschädigten Bäume in und um Dresden. "Wir hoffen, dass uns die Dresdner dies nicht übel nehmen."
Bei der umstrittenen Fichte handelt es sich um einen von insgesamt 14 Bäumen, die für den Advent auf dem Neumarkt aufgestellt worden sind. Er ist der einzige, der am Montag noch nicht geschmückt war. Das soll sich noch in dieser Woche ändern. So werde der Baum unter anderem mit Herrnhuter Sternen verziert und erhalte zusätzliche Äste.
Trotz Baumdiskussion ist die Vorfreude auf den Adventsmarkt auf dem Neumarkt, einer der schönsten Dresdner Weihnachtsmärkte, groß. Handwerker und ein historisches Karussell werden auf dem Markt zu finden sein, der coronabedingt die vergangenen zwei Jahre abgesagt worden war.
Der Markt eröffnet am Donnerstag, 24. November, und soll bis zum 8. Januar stattfinden. Geöffnet ist täglich von 11 bis 22 Uhr, am 23. Dezember nur bis 20 Uhr. An Heiligabend und den Weihnachtstagen bleibt der Markt geschlossen.