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Lokbrand: Konnte in Dresden eine Katastrophe verhindert werden?

Anfang Februar 2023 gerät ein Baufahrzeug der Deutschen Bahn in Dresden in Brand. Das ist kein Einzelfall - in mehreren Fällen in Deutschland rollten brennende Triebfahrzeuge unerwartet los.

Von Christoph Springer
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Dieser Turmtriebwagen hat Anfang Februar 2023 in Dresden-Niedersedlitz gebrannt.
Dieser Turmtriebwagen hat Anfang Februar 2023 in Dresden-Niedersedlitz gebrannt. © Archiv/Feuerwehr Dresden

Dresden. Nummer 711 15-6 ist hinüber. Vorerst zumindest und vielleicht sogar komplett. Der Turmtriebwagen der Bahn stand in der Nacht zum 10. Februar in Dresden in Flammen. Es handelte sich um eine gelb lackierte "Lokomotive". So hat zumindest die Berufsfeuerwehr erklärt, was da auf den Schienen neben den Fernbahngleisen in Niedersedlitz gebrannt hat: ein Instandhaltungsfahrzeug für Oberleitungsanlagen.

Also eine "Lok" mit einem ausfahrbaren Turm auf dem Dach, von dem aus die Stromleitungen für E-Lokomotiven kontrolliert und repariert werden können. Sie stand nahe der Kleinlugaer Straße auf einem Nebengleis, einem Anschluss, der südlich der Hauptstrecke abzweigt. Das Gleis endet kurz vor Gärten, die sich etwa hinter dem Bildungszentrum Heidenauer Straße 23 befinden.

Bahnmitarbeiter verhindern Katastrophe

Etwa eine Stunde vor Mitternacht wurde die Feuerwehr am 9. Februar von der Notfallleitstelle der Deutschen Bahn alarmiert. Als die Brandschützer eintrafen, hatte die Besatzung des Schienenfahrzeugs bereits versucht, den Brand selbst zu löschen. Noch wichtiger: Sie hatte das Fahrzeug so blockiert, dass es nicht wegrollen konnte.

Wie sie dabei vorgegangen ist, ließ die Feuerwehr in ihrer Mitteilung offen. Wahrscheinlich ist aber, dass die Mitarbeiter einen sogenannten Hemmschuh auf die Schienen gelegt haben. Und das aus gute Grund, denn das Nebengleis führt vom Bahndamm kommend abwärts in Richtung der Gärten. Der brennende Turmtriebwagen hätte andernfalls zu den Gärten rollen können.

Etwas Ähnliches ist im Januar 2023 auf einer Bahnstrecke in Bayern passiert. Bei Freilassing, einer Grenzstadt zu Österreich, durch die eine von München kommende Bahnstrecke führt, brannte ebenfalls ein Turmtriebwagen. Die Flammen schlugen hoch aus dem führerlosen Fahrzeug, als es plötzlich losrollte - in Richtung Bahnhof Freilassing.

Nur, weil ein Bahnmitarbeiter eine Weiche entsprechend umstellte, konnte damals eine Katastrophe verhindert werden. Das Fahrzeug wurde auf ein Abstellgleis gelenkt, stieß gegen einen Prellbock und sprang aus den Schienen. Dann löschte die Feuerwehr die Flammen.

Bahnsprecher Jörg Bönisch aus Leipzig bestätigt: In Dresden brannte ein baugleiches Fahrzeug. Wie hoch der Sachschaden ist und was die Brandursache war, ist noch nicht bekannt. Das soll ein Gutachten klären. 18 solcher Turmtriebwagen gebe es jetzt noch in Deutschland, teilt Bönisch außerdem mit.

22 davon hatte die Deutsche Bahn ursprünglich, hergestellt von einer Gleisbaumechanik-Firma in Brandenburg, heißt es auf der Referenzseite der Firma aus der Havelstadt. Laut einem Wikipedia-Eintrag haben die Turmtriebwagen zwei Führerstände und ein Mittelteil, mit einer Werkstatt, einem Lager, einer Nasszelle und einem Sozialraum mit einem Arbeitsplatz. Auch eine kleine Küchenzeile ist eingebaut.

Brand ist kein Einzelfall

Bereits mehrfach brannten solche Fahrzeuge. Beispiel Juli 2020: Auf einer Bahnstrecke im Schwarzwald geht ein Turmtriebwagen der Bahn in Flammen auf. Auch er setzt sich in Bewegung und rollt auf den Bahnhof einer Kleinstadt zu. Er wird schließlich zum Entgleisen gebracht und kann von der Feuerwehr gelöscht werden.

Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) stellt im Frühjahr 2022 in ihrem Untersuchungsbericht zu dem Brand fest, Ursache für das Feuer sei ein undichter Hydraulikmotor gewesen. Der Brand brach unter der Lok aus, das Feuer beeinträchtige die Bremssysteme, deshalb rollte sie los, nachdem der Lokführer ausgestiegen war.

Zu den Triebwagen-Bränden im Januar in Bayern und Anfang Februar in Dresden liegen noch keine Berichte vor. Die Untersuchungen und Auswertungen von Bahnunfällen dauern in der Regel mehrere Monate oder gar Jahre, ist der Auflistung der Abschlussberichte auf der Internetseite der BEU zu entnehmen. Einer der jüngsten Berichte, veröffentlicht Anfang Februar, befasst sich mit dem Untersuchungsergebnis eines Unfalls vom Dezember 2019. Damals stießen in Leipzig-Engelsdorf ein aus Dresden kommender Güterzug und eine S-Bahn zusammen.