Lungenentzündung und Corona in Dresden: "Wir sehen für die Jahreszeit überdurchschnittlich häufig akute Infektionen"
Dresden. Anfang August schlug das Gesundheitsamt des Landkreises Meißen Alarm: Es registriert eine seit Mai kontinuierlich steigende Zahl von Infektionen der Atemwege, die vor allem auf zwei Erregern beruhten. Neben Corona beobachten die Mediziner auch eine Zunahme bei Mykoplasmen-Infektionen, die Lungenentzündungen auslösen können. Betroffen waren demnach vor allem Jugendliche und Kinder. Die Infektionswelle hat vor Dresden nicht halt gemacht.
Das Dresdner Gesundheitsamt bestätigt auf Anfrage von Sächsische.de, dass es beim bakteriellen Erreger Mycoplasma pneumoniae, der Lungenentzündungen hervorrufen kann, einen Anstieg der Fallzahlen 2024 gibt. "Jedoch ist hierbei auch ein respiratorischer Infekt ohne Lungenentzündung möglich", so das Amt. Respiratorisch steht für "die Atmung betreffend". Eine Lungenentzündung sei als klinisches Symptom allein nicht meldepflichtig. Und nicht jede klinisch diagnostizierte Lungenentzündung werde auch bei der Stadt gemeldet, da nicht immer der Erreger bestimmt werden könne.
"Betroffen sind vor allem hochbetagte, multipel vorerkrankte oder Immungeschwächte Menschen"
Auch das Dresdner Uniklinikum beobachtet steigende Fallzahlen. "In der Tat sehen wir aktuell für die Jahreszeit etwas überdurchschnittliche häufig akute respiratorische Infektionen", heißt es aus dem Krankenhaus.
Wesentlicher Grund seien Corona-Infektionen. "Betroffen sind vor allem hochbetagte, multipel vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen, sehr schwere Verläufe mit Beatmung sind aber glücklicherweise derzeit nicht darunter", so die Pressestelle.
Außerdem sehen die Mediziner des Klinikums seit dem Frühjahr auch etwas vermehrt Lungenentzündungen durch die Mykoplasmen mit teils relativ schweren Verläufen. Todesfälle sind glücklicherweise nicht darunter.
Der Erreger ist, wenn er erkannt wird, gut behandelbar. "Mykoplasmen sind bakterielle Lungenentzündungen, die im Gegensatz zu den klassischen Lungenentzündungserregern wie Pneumokokken oder das Corona-Virus vor allem jüngere Erwachsene zwischen 30 und 50 Jahren befallen", erklärt das Uniklinikum. Diese Häufung werde europaweit beobachtet. Die Ursache sei unklar, möglicherweise seien das noch "Nachholeffekte" der Corona-Pandemie.
Rund 250 Patienten im Diakonissenkrankenhaus
In den anderen Dresdner Kliniken ist die Lage entspannter. "Bei Patienten, die wegen einer Pneumonie bei uns stationär aufgenommen werden mussten, lassen sich im Vergleich zum Vorjahr keine erhöhten Fallzahlen feststellen", sagt Claudia Weinhold aus dem St. Joseph-Stift-Krankenhaus. Es handele sich dabei um eine Handvoll Patienten, die im Durchschnitt älter als 70 Jahre waren.
Auch das Diakonissenkrankenhaus Dresden konnte in diesem Sommer keine erhöhte Anzahl von Lungenentzündungen feststellen. "In diesem Jahr haben wir bisher 259 Menschen mit einer Lungenentzündung behandelt als Primärerkrankung und Begleiterkrankung. 2023 waren es insgesamt 360 Patienten", so Sprecher Victor Franke. In den Sommermonaten von Juni bis August lag die Zahl der Personen, die mit einer Lungenentzündung behandelt wurden, sogar noch deutlich unter dem Jahresdurchschnitt, beobachtet das Krankenhaus.