Nach Kahlschlag: Neue Bäume für den Waldpark Blasewitz

Dresden. Allein Anfang 2020 wurden im Waldpark Blasewitz 750 Bäume gefällt. 2021 und 2022 ging der Kahlschlag weiter, denn die Waldschäden waren größer als gedacht. Bei vielen Dresdnern, aber auch beim Naturschutzbund sorgte das für Entsetzen.
Jetzt ist das ganze Ausmaß bekannt: Insgesamt fielen mehr als 2.000 Bäume der Säge zum Opfer. Das teilt Jörg Lange vom Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft auf SZ-Anfrage mit. Zuletzt sind gut 170 Bäume auf den Flächen am Tennisplatz verschwunden. Da es sich bei den Flächen um Wald handelt, wird allerdings keine Statistik zur genauen Anzahl der gefällten Bäume geführt, räumt Lange ein.
Die Stadt beginnt demnächst mit dem Pflanzen neuer Bäume. Die kahlen Flächen neben dem Tennisplatz sind bereits mit Maschendraht umzäunt, damit die jungen Bäume später in Ruhe wachsen können.
Die große Frage ist nun: Soll der Wald nach historischen Vorbild wieder aufgeforstet werden? Oder müssen andere Baumarten her, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen? Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
Warum wurden so viele Bäume gefällt?
Grund für den massiven Kahlschlag in der 23 Hektar großen Parkanlage waren die extremen Dürresommer 2018 und 2019. Doch nicht nur in den warmen Monaten fehlte das Wasser, der Grundspiegel sank ab. Die Trockenheit hat vor allem den Kiefern zugesetzt und sie geschwächt - leichtes Spiel für den Borkenkäfer, der sich explosionsartig ausbreitete, sodass Hunderte Bäume abstarben. Damit der Schädling nicht weitere gesunde Bäume befällt, musste in Größenordnungen gefällt werden.
"Auch alle anderen Baumarten leiden unter dem Klimawandel", erklärt Jörg Lange. So machten sich neben dem Borkenkäfer auch andere Schädlinge breit und befielen zahlreiche Laubbäume - Eichen, Buchen und Robinien mussten demnach ebenfalls gerodet werden.
Hintergrund ist die Sicherheit der Spaziergänger in der öffentlichen Anlage. Die Stadt ist verpflichtet dafür zu sorgen, dass niemand von einem herabfallenden Ast getroffen und verletzt wird. Noch größer ist die Gefahr für Leib und Leben, wenn komplette Bäume nicht mehr standfest sind und drohen umzukippen.
Jörg Lange betont, dass - auch wenn die gefällten Bäume im Inneren zum Teil gesund aussehen - alle Fällungen dringend nötig waren. Am Fuß des Stammes seien Kernfäule und Pilzbefall zu erkennen gewesen. "Borkenkäferbefall, der die Kronenversorgung unterbricht, eingefaulte Kronenausbrüche oder wegen Wassermangel abgestorbene Kronenteile allerdings eher nicht."
Wird es weitere Fällungen geben?
Das hängt ganz von der Entwicklung der Wassersituation ab. Sollte der Grundwasserspiegel in den tieferen Bodenschichten nicht wieder ansteigen, seien weitere Ausfälle bei Herz- oder Pfahlwurzlern sehr wahrscheinlich, prognostiziert Lange.
Neben den kranken Bäumen spielen auch sogenannte invasive Neophyten im Waldpark einen Rolle, wenn es um Fällungen geht. So gehört die spätblühende Traubenkirsche nicht zum historischen Baumbestand des Parks, hat sich aber dennoch ausgebreitet. Im Zuge der Wiederaufforstung sollen diese Arten nun verschwinden.
Wo werden neue Bäume gepflanzt und was kostet das?
Die ersten jungen Bäumchen sollen auf den kahlen Flächen neben den Tennisplätzen in die Erde kommen. Die Areale sind bereits umzäunt, mehr ist allerdings noch nicht passiert. Noch im März, so Abteilungsleiter Lange, sollen erste Pflanzungen beginnen. Aufgeforstet werden zunächst zwei Teilflächen, die zusammen rund 7.000 Quadratmeter groß sind. Hier werden vor allem Kiefern, aber auch Eichen und Birken gepflanzt.

Wie lange es insgesamt dauert, bis die Aufforstung abgeschlossen ist, kann Jörg Lange jetzt noch nicht sagen. Auch, weil derzeit noch unklar ist, wie sich der alte Baumbestand weiter entwickelt. Das wiederum hänge auch davon ab, mit welcher Witterung die alten Kiefern in den nächsten Jahren zurechtkommen müssen.
Bis jetzt hat die Stadt rund 75.000 Euro in die Untersuchungen, Fällungen und neue Pflanzungen investiert. Besonders preisintensiv ist laut Lange das Zurückschneiden der Kronen, weil dabei Technik zum Einsatz kommt. Auch an diesem Mittwoch sind Mitarbeiter der Stadt im Waldpark damit beschäftigt, von einem Hubsteiger aus tote Äste zu entfernen.
Wie soll der Waldpark künftig aussehen?
Trotz der nun angekündigten ersten Neupflanzungen von Kiefern, Eichen und Birken ist noch immer ungeklärt, welche Baumarten künftig sinnvoll in der Anlage sind. Seit zwei Jahren stellt das Umweltamt dazu Überlegungen an, denn die Entscheidung, auf andere Baumarten zu wechseln, ist gar nicht so einfach.
Zwar würden andere Arten mit den veränderten klimatischen Bedingungen womöglich besser klarkommen - sie gehören aber nicht zum historischen Bestand der Ende des 19. Jahrhunderts gestalteten Parkanlage. Dazu gibt es detailreiche Pläne: 1880 erstellte der Forstingenieur Gehre eine Übersicht, die die Kiefernbestände nach ihrem Alter, aber auch die Laubgehölze und das Wegenetz exakt erfasste.
Da der Waldpark als Gartendenkmal geschützt ist, muss die Wiederaufforstung mit anderen Baumarten mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden. Diese Abstimmungen stehen noch aus, der Antrag wurde von der Stadt noch nicht bei den Landesdenkmalpflegern eingereicht. Dazu erklärt Jörg Lange: "Entscheidungen für den Wald trifft man für Jahrzehnte, wenn nicht länger. Da sollte man sich Zeit nehmen für die Abwägung, welche Baumarten zukünftig sowohl dem Klimawandel als auch der Denkmalpflege gerecht werden."