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Nach Unfall in Dresden: Wie sicher sind Bahnübergänge ohne Schranken?

An einem unbeschrankten Bahnübergang in Weixdorf ist ein Zug auf ein Auto gekracht. Wie oft passieren solche Unfälle? Und was unternimmt die Deutsche Bahn dagegen?

Von Christoph Pengel
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Dieser Opel wurde von einem 69 Tonnen schweren Triebwagen getroffen und zirka 40 Meter über die Gleise geschoben.
Dieser Opel wurde von einem 69 Tonnen schweren Triebwagen getroffen und zirka 40 Meter über die Gleise geschoben. © Roland Halkasch

Dresden. Es passiert kurz nach Mitternacht. Am 10. Juli kracht ein Triebwagen der Deutschen Bahn in Weixdorf gegen einen Opel. Dort, wo die Gleise die Rathenaustraße kreuzen, an einem unbeschrankten Bahnübergang, stößt der 69 Tonnen schwere Triebwagen auf das Auto und schiebt es etwa 40 Meter vor sich her.

Verletzt wird niemand. Weder der Lokführer, noch die 17 Fahrgäste, noch der Opel-Fahrer, der laut Polizei 0,9 Promille im Blut hatte. Zwar ist der Sachschaden hoch, doch hätte es weit schlimmer kommen können. Warum gibt es noch immer Bahnübergänge ohne Schranken? Und wie sicher sind sie? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie kommt es zu Unfällen an Bahnübergängen?

Nach Angaben der Deutschen Bahn resultieren die meisten Unfälle an Bahnübergängen aus Fehlern der Autofahrer. "Die Bedeutung des Andreaskreuzes und der Sicherungsanlagen sind vielen Verkehrsteilnehmern nicht oder nicht richtig bekannt", sagt eine Sprecherin. "Zudem verleiten Leichtsinn und Ungeduld manch einen zu riskanten Aktionen."

Im Jahr 2020 hätten mehr als 97 Prozent der Unfälle durch richtiges Verhalten vermieden werden können, heißt es. Der Unfallschwerpunkt sind allerdings nicht die ungesicherten Bahnübergänge. Zusammenstöße mit Zügen passieren meistens dann, wenn sich Autos an Halbschranken vorbeimogeln.

Lokführer können in diesen Fällen oft nur wenig ausrichten. Der Bremsweg ist einfach zu lang. Ein 1.000 Tonnen schwerer Personenzug, der mit 100 Kilometern pro Stunde unterwegs ist, kommt erst nach 1.000 Metern zum Stehen.

Wovon hängt die Sicherung der Bahnübergänge ab?

Die Sicherung der Übergänge hängt ab vom Tempo der Züge, der Verkehrsdichte auf den Straßen und von der Art der Bahnstrecke (Haupt- oder Nebenbahn). Demnach sind Bahnübergänge ohne Schranken zulässig, wenn eine eingleisige Nebenstrecke mit maximal 80 Kilometern pro Stunde befahren wird.

Wo Züge mit bis zu 160 Kilometern pro Stunde rollen, müssen Bahnübergänge technisch gesichert, also mit Schranken ausgestattet, werden. Liegt das Tempo der Züge darüber, darf es keine Übergänge geben.

2020 wurden in Sachsen knapp 1.200 Bahnübergänge gezählt, etwa die Hälfte davon war technisch gesichert. Wie viele Übergänge es derzeit in Dresden gibt, kann die Sprecherin der Deutschen Bahn nicht sagen.

Wie oft passieren Unfälle an Bahnübergängen?

Der Unfall am 10. Juli war in Dresden der erste dieser Art seit längerer Zeit. Wie ein Sprecher der Polizei berichtet, wurden in den Jahren 2019, 2020 und 2021 keine Zusammenstöße an Übergängen der Deutschen Bahn registriert. 2020 zählte die Deutsche Bahn zwei Unfälle in Sachsen. In ganz Deutschland waren es 114.

Hält die Deutsche Bahn an den Übergängen fest?

Seit 1950 hat die Deutsche Bahn die Anzahl der Übergänge im Netz mehr als halbiert. Und dieser Trend setzt sich fort. Wo es möglich ist, werden die Übergänge durch Brücken oder Unterführungen ersetzt. Allerdings handelt es sich stets um Projekte, an denen mehrere Akteure beteiligt sind. Die Deutsche Bahn muss sich mit dem Bund und den Eigentümern der Straßen einigen.

Der ADAC Sachsen fordert, dass unbeschrankte Bahnübergänge technisch gesichert werden - sofern sie sich nicht komplett ersetzen lassen, etwa durch Brücken. Die Deutsche Bahn prüft nach eigenen Angaben alle zwei Jahre, ob die Technik an den Übergängen noch ausreicht. Auch nach Unfällen werden Untersuchungen eingeleitet. Auf die Frage, wie es nach dem Unfall mit dem Übergang in Weixdorf weitergeht, gibt die Sprecherin der Deutschen Bahn keine Auskunft.