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Neue B6 im Dresdner Westen: Der Protest geht weiter

Um die alte B6 zu entlasten, soll eine neue Trasse gebaut werden. Doch die Anwohner sind mit den Plänen nicht einverstanden. Was sie fordern und wann die neue B6 frühestens gebaut werden könnte.

Von Nora Domschke
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Die neue B6 (blau) soll auf vier Kilometern Länge zwischen der Autobahnabfahrt Dresden-Altstadt und Cossebaude parallel zu den Bahngleisen verlaufen. Damit soll die alte B6 (rot) entlastet werden.
Die neue B6 (blau) soll auf vier Kilometern Länge zwischen der Autobahnabfahrt Dresden-Altstadt und Cossebaude parallel zu den Bahngleisen verlaufen. Damit soll die alte B6 (rot) entlastet werden. © Visualisierung: Deges GmbH

Dresden. Sie geben ihren Protest gegen die neue Bundesstraße 6 nicht auf: In der vergangenen Woche trafen sich Anwohner des Stadtteils Mobschatz, um über die neue Straße, die südlich der Bahntrasse von der Autobahnanschlussstelle Dresden-Altstadt bis nach Niederwartha führen soll, abzustimmen. Etwa 100 betroffene Anwohner seien vor Ort gewesen, berichtet Peter Bartels, selbst Mobschatzer und Kopf der Bürgerinitiative (BI) "B6 neu - so nicht".

86 haben abgestimmt, und das Ergebnis ist eindeutig: 80 sind gegen den Ausbau in der jetzigen Planungsvariante, sechs haben sich dafür ausgesprochen.

Was fordert die Bürgerinitiative?

Die Liste der Kritikpunkte und Forderungen ist lang. Denn während sich die Anlieger an der alten B6 über mehr Ruhe freuen dürften, wenn der Auto- und Lkw-Verkehr künftig über die neue Entlastungsstraße rollt, bekommen andere Anwohner ein Problem mit Verkehrslärm, so die Befürchtung. Deshalb sollen unter anderem höhere Lärmschutzwände zwischen Straße und Grundstücken aufgestellt werden, so die Forderung der BI.

Kämpft für eine anwohnerfreundliche neue B6: Peter Bartels will verhindern, dass Anwohner in Stetzsch lange Umwege auf sich nehmen müssen, wenn der Bahnübergang Am Urnenfeld wegfällt.
Kämpft für eine anwohnerfreundliche neue B6: Peter Bartels will verhindern, dass Anwohner in Stetzsch lange Umwege auf sich nehmen müssen, wenn der Bahnübergang Am Urnenfeld wegfällt. © Archiv: Marion Doering

Ein weiterer Knackpunkt aus Sicht der Anwohner: die Erreichbarkeit. So ist die Sorge groß, dass Mobschatz und Stetzsch künftig schlechter angebunden sind. Denn nach jetzigem Stand soll anstelle der Straße Zum Urnenfeld nur noch eine Fußgängerbrücke die Querung der neuen B6 ermöglichen. Der Weg zur Schule und in die Stadt wird - zumindest mit dem Auto - dann deutlich länger sein. Auch das Tierheim ist dann nur noch über eine weitere Strecke erreichbar, weil die Straße Zum Tierheim wegfällt.

Die Forderungen der BI sind nicht neu. Seit Jahren kämpfen Bartels und seine Mitstreiter darum, dass die Belange der Anwohner berücksichtigt werden. Lösungsvorschläge wurden letztlich immer abgelehnt - wie etwa die Idee, anstelle der Fußgängerbrücke eine Unterführung zu bauen. Zu teuer und unnötig, so die Argumente der Verkehrsplaner.

Doch wer Peter Bartels kennt, der weiß: Dieser Mann gibt nicht auf. Und noch ist die neue B6 nicht genehmigt. Eine Chance für die Bürgerinitiative, ihre Forderungen erneut einzubringen.

Wann kann die neue B6 gebaut werden?

Denn das sogenannte Planfeststellungsverfahren, bei dem die Landesdirektion Sachsen das Bauvorhaben prüfen und genehmigen muss, hat noch immer nicht begonnen. Derzeit sind die Planer der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) damit beschäftigt, die erforderlichen Unterlagen zusammenzustellen. "Der Antrag auf Planfeststellung bei der Landesdirektion Sachsen ist für Ende 2023 vorgesehen", teilt Deges-Sprecher Lutz Günther auf Anfrage von Sächsische.de mit.

Bevor die Unterlagen eingereicht werden, soll eine öffentliche Informationsveranstaltung stattfinden, bei der die Pläne erneut vorgestellt und Fragen der Dresdner beantwortet werden. Das ist demnach im kommenden Jahr geplant.

Bei den Unterlagen handelt es sich nicht nur um technische Planungen, sondern auch um den Erwerb von Flächen, die für die neue B6 benötigt werden. Dazu kommen eine Umweltverträglichkeitsprüfung und zahlreiche Gutachten, so Günther. All diese Unterlagen werden im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens öffentlich ausgelegt. "Den Betroffenen wird damit Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben."

Bis die Landesdirektion ein solches Projekt genehmigt, vergehen in der Regel mindestens zwei Jahre. Demnach könnte der Bau frühestens Ende 2025 beginnen. Sollten allerdings Klagen gegen das Vorhaben eingereicht werden, dauert das Verfahren entsprechend länger.

Ohne einen Beschluss der Landesdirektion kann nicht gebaut werden. Ist das Projekt genehmigt, finden weitere Planungen statt und es müssen Baufirmen gefunden werden. "Mit dem Baubeginn für die Strecke ist daher – wenn der Planfeststellungsbeschluss nicht beklagt wird – rund anderthalb Jahre nach dem Beschluss zu rechnen", so der Deges-Sprecher.

Einige Arbeiten wie das Verlegen von Leitungen könnten aber schon eher starten. Die reine Bauzeit für die neue B6 wird mit rund vier Jahren veranschlagt.

Welche Ziele verfolgt die Stadt beim Ausbau?

Derzeit befasst sich auch die Stadt Dresden mit dem Ausbau der neuen B6. Denn auch sie kann Forderungen an die Verkehrsplaner formulieren. In den Gremien des Stadtrates wird eine Vorlage besprochen, die sich mit den städtischen Zielen in dem Großbauprojekt befasst. Ein wesentlicher Punkt ist das städtische Tierheim, das sich direkt neben der neuen Bundesstraße befindet.

So sollen Flächen, die für die Straße genutzt werden, in der Nähe des Tierheims ersetzt und ein entsprechender Lärmschutz gebaut werden. Zudem soll geprüft werden, ob und wie das Tierheim künftig mit dem Bus erreichbar sein kann. Weitere Punkte sind etwa, dass die neue Fußgängerbrücke Am Urnenfeld behindertengerecht ausgebaut wird und dass Kleingartenflächen, die der neuen Straße weichen müssen, an anderer Stelle ersetzt werden. Für den Kauf dieser Flächen soll die Stadt das Geld bereitstellen.

Neben den städtischen Klimaschutzzielen ist in der Vorlage auch ein Konzept zur Umgestaltung der alten B6 ein Thema. Dieser Bereich soll künftig verkehrsberuhigt und vor allem für die Nutzung von Fußgängern und Radfahrern gestaltet werden.