Zoo Dresden: Elefant Tonga erkundet sein Revier

Dresden. Absolut cool - so lässt sich Tongas erster Gang über die Außenanlage des Afrikahauses wohl am besten beschreiben. Gemächlichen Schrittes läuft er durch das Tor, das für ihn den Weg nach draußen am Mittwochmittag zum ersten Mal freigibt.
Erst seit Montagabend ist der Dresdner Zoo sein neues Zuhause, aber seine Pfleger haben ihn schon ins Herz geschlossen. "Er ist im Umgang ein sehr sicherer Bulle", sagt David Lück, der sich seit neun Jahren um die Dresdner Elefanten kümmert und nun neben drei weiteren Pflegern die Bezugsperson für den Neuankömmling sein wird.
"Äpfel mag er gar nicht", hat Lück schon herausgefunden. Ungewöhnlich für einen Elefanten, aber das andere Obst und Gemüse verschmäht der Bulle indes nicht. Mit seinen geschätzten 32 Jahren weiß Tonga halt, was er will und was nicht. Über seine Vorgeschichte ist nur wenig bekannt: Als Wildfang soll er von Südafrika nach Europa gebracht worden sein, über eine Station als Zirkuselefant ging es für ihn 2001 in den Serengeti-Park Hodenhagen. Nun ist Dresden sein neues Zuhause. Vorübergehend.

Wenn ältere Zirkuselefanten keine Lust mehr auf die Manege und einstudierte Kunststücke haben, werden sie oft in Zoos abgegeben, erzählt David Lück. Doch auch Dresden wird für Tonga nur eine Zwischenstation sein - für die langfristige Haltung eines ausgewachsenen Bullen ist die Anlage nicht geeignet. Aus Sicht des Tierpflegers ist das gar nicht mal so übel für einen Elefanten-Bullen, der in der freien Wildbahn ein Einzelgänger ist und nur in der Paarungszeit zu den Kühen stößt.
Sollte sich Tonga mit den drei Elefantendamen Drumbo, Mogli und Sawu nicht vertragen, dürfte auch er nur zu ihnen ins Gehege, wenn sie paarungsbereit sind. Ansonsten könnte ein Bulle - vor allem so ein staatliches Exemplar wie Tonga mit fünf Tonnen Gewicht und 3,10 Meter Schulterhöhe - einer Kuh gefährlich werden. Doch nach Stress sieht es nicht aus, als auch die drei Elefantendamen in das kleinere Vorgehege gelassen werden. Noch sind sie durch dicke Gitterstäbe von Tonga getrennt, doch die vier nehmen Kontakt auf, Mogli steckt den Rüssel durch das Gitter, nach einer kurzen Begrüßung wenden sie sich wieder dem Futter zu.

Eine Urinprobe habe kürzlich gezeigt, dass Drumbo die nächste sein wird, mit der sich Tonga paaren könnte, berichtet David Lück. Doch Zoo-Inspektor Helmar Pohle bremst allzu euphorische Nachwuchsträume. Es gebe kein primäres Zuchtziel, auch, weil alle vier Elefanten nicht mehr die Jüngsten sind. Schon mit Tongas Vorgänger Tembo, der den Zoo am 3. November Richtung Wien verlassen hatte, blieb der Nachwuchs aus. "Wenn es klappt, wäre es schön", sagt Pohle. Aber alles ohne Druck.
Unter den lässt sich Tonga ohnehin nicht setzen. Gelassen inspiziert er seine neue Umgebung, nimmt ein Stückchen Möhre vom sandigen Boden, reckt den Rüssel hinauf zu den Bäumen, die außerhalb des Geheges wachsen. In den kommenden Tagen wollen die Pfleger zunächst herausfinden, welche Kommandos er beherrscht. Ein persönlicher Besuch im Serengeti-Park Hodenhagen war aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich, aber zumindest gibt es eine Liste mit den trainierten Kommandos, den Futtervorlieben und den Eigenarten des Tieres.

Mithilfe der Kommandos wird zum Beispiel immer wieder geübt, dass sich die Elefanten an bestimmten Stellen berühren lassen. Das ist wichtig, wenn Blut abgenommen werden muss oder die Fußpflege auf dem Programm steht. Das Training strukturiert außerdem den Tag im Zooleben der Elefanten, die damit auch beschäftigt werden.
Wenn weiterhin alles so entspannt wie jetzt verläuft, soll Tonga noch im November mit den Elefantenkühen zusammengelassen werden. Und wenn der Dresdner Zoo im Dezember wieder öffnen darf, können auch die Besucher endlich einen Blick auf den Neuen werfen.
