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Neuer Zoff um ein Dresdner Gymnasium

Seit Jahren wird um das Bertolt-Brecht-Gymnasium gerungen. Jetzt hat der Stadtrat die weiteren Planungen aufgeschoben. Die Verwaltung befürchtet Verzögerungen.

Von Andreas Weller
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Es gibt Streit um den geplanten Neubau des Bertolt-Brecht-Gymnasiums auf der Lortzingstraße in Johannstadt.
Es gibt Streit um den geplanten Neubau des Bertolt-Brecht-Gymnasiums auf der Lortzingstraße in Johannstadt. © Sven Ellger

Dresden. Das Bertolt-Brecht-Gymnasium in Dresden Johannstadt ist eine viel diskutierte Schule - nicht weil es dort besonders viele Probleme mit Schülerinnen und Schülern gebe.

Es geht darum, ob die Plattenbauten "Typ Dresden" erhalten bleiben oder ein Neubau entstehen. Das hat jetzt dazu geführt, dass weitere Planungen im Umfang von mehr als vier Millionen Euro nicht vergeben wurden.

Die Pläne der Stadt bezüglich des Schulkomplexes an der Lortzingstraße haben sich bereits mehrfach geändert. Mal sollten die Plattenbauten "Typ Dresden" erhalten bleiben, dann waren Neubauten für mindestens 90 Millionen Euro geplant, um auf dem Gelände neben dem Gymnasium auch ein neues Gebäude für die 101. Oberschule zu errichten.

Letztere soll nun auf die Cockerwiese und an der Lortzingstraße alles bis auf die Turnhalle, die vor einigen Jahren neu gebaut wurde, weggerissen werden, um einem Neubau Platz zu machen. Dieser soll rund 47 Millionen Euro kosten.

Doch einige Stadträte lehnen sich gegen diesen Plan auf, weil ein Teil der Bestandsgebäude bereits in den späten 1990er-Jahren saniert wurde. "Man geht bei solchen Sanierungen von 30 bis 35 Jahren Halbwertszeit aus, die sind noch nicht erreicht", so Freie-Wähler-Stadtrat Torsten Nitzsche. "Außerdem gibt es keine Einigung zwischen den Bildungspolitikern. Da ist es eine Frechheit, dass die Stadt jetzt Aufträge für den Neubau vergeben will."

Konkret geht es um Planungsleistungen. Diese sollten eigentlich am vergangenen Donnerstag im Wirtschaftsförderungsausschuss vergeben werden, über mehr als vier Millionen Euro. Das war im Juli schon einmal vertagt worden. Nitzsche konnte sich jetzt nicht mit einer erneuten Vertagung durchsetzen. Aber auf Antrag von Die Linke wurde das Thema in den Stadtrat gehoben. Das bedeutet, die Räte setzen sich frühestens am 15. September erneut damit auseinander.

Auch die SPD ist gegen den Komplett-Abriss. "An anderen Stellen wird die Sanierung von DDR-Bauten als Modellprojekt gefeiert und hier soll eine Schule komplett abgerissen werden", so Fraktionschefin Dana Frohwieser. "Das Thema schwelt seit Jahren und es könnte längst gebaut werden. Bei Grund- und Oberschulen reißen wir die Gebäude Typ Dresden auch nicht einfach ab, sondern sanieren sie.

Die Stadt argumentiere damit, dass die Klassenräume zu klein seien, wenn kein Neubau erfolgt. "Aber Schulen aus dem 18. Jahrhundert reißen wir doch auch nicht einfach ab", so Frohwieser. Es werde noch eine Diskussion dazu geben.

Für Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) ist das ein Dilemma. "Ich rechne mit mindestens einem Vierteljahr Verzögerung, weil die Vergabe schon einmal vertagt wurde." Er sagt, ein Teil-Neubau und eine Sanierung würde am Ende sogar teurer werden als der Neubau. "Das hat eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung ergeben", so Donhauser.

Der Bürgermeister beharrt darauf, dass der Schultyp für Gymnasien nicht geeignet sei, Klotzsche habe man auch weggerissen und neu gebaut. "Die Klimaziele mit einem innovativen Bau können so nicht voll umgesetzt werden. Und die Schulgemeinschaft steht voll hinter dem Neubau."

Einige Räte würden hier nicht fair spielen, so Donhauser. Es gebe keine Grundlage, dass sie entscheiden, bevor die endgültige Planung vorliegt. "Erst dann wird als Vorlage zur Abstimmung gestellt", erläutert der Bürgermeister. "Es gab im Übrigen auch keinen Antrag im Stadtrat von den Fraktionen dazu. Ich habe das Projekt mit Neubau am 1. Juni 2021 im Bildungsausschuss von Experten vorstellen lassen. Da gab es keinen Widerspruch."

Nitzsche sagt, es gab auch keine Zustimmung. "Die Stadt kann doch nicht einfach Leistungen ausschreiben, wenn es keine Einigung unter den Fachpolitikern dazu gibt." In zwei Etappen könnte zunächst ein Teil-Neubau entstehen und das bestehende Gebäude weiter genutzt werden.

Zudem sehe er weiterhin den Bedarf, über einen Neubau für die Oberschule in Johannstadt nachzudenken. "Ich glaube noch nicht an den Neubau auf der Cockerwiese, der zudem erst für 2027 geplant ist." Der Gesprächsbedarf für die Stadtratssitzung, in der dann die Vergabe abgestimmt werden soll, scheint zumindest noch sehr groß zu sein. Voraussichtlich soll in der Sitzung am 15. September auch über die Besetzung von fünf der sieben Bürgermeisterposten entschieden werden. Diese war in er vergangenen Woche gescheitert.