Olaf Schubert: "CO2-Ausstoß auf CO1 halbiert"

Dresden. Wenn es nach Olaf Schubert geht, dann ist der erste Schritt zur Rettung der Klimas absolut naheliegend. "Ich habe meinen CO2-Ausstoß halbiert: von CO2 auf CO1", sagt der Komiker. "Und wenn ich das kann, kann Dresden das auch."
Der typische Schubert-Spruch hat einen ernsten Hintergrund. Der Dresdner Künstler wirbt damit für die Klimaschutz-Initiative "Dresden Zero". Unter anderem ist seine Wortmeldung derzeit im Fahrgast-TV in den Straßenbahnen der DVB zu lesen.
Die Aufmerksamkeit kommt genau rechtzeitig. Wurde doch gerade erst bekannt, dass Dresden seinen selbstgesteckten Zielen auf dem Weg zur Klimaneutralität weit hinterherhinkt. Eigentlich sollten die Treibhausgasemissionen in der Stadt bis 2030 alle fünf Jahre um zehn Prozent sinken. Laut einer aktuellen Studie hat sich der jährliche CO2-Ausstoß bis 2018 allerdings kaum verändert.
"Die Zeit der diffusen Versprechungen muss jetzt vorbei sein", sagt Moritz Piepel. Der Physikstudent von der TU ist eines der Gesichter der Initiative "Dresden Zero", die nur ein einziges großes Ziel verfolgt: Dresden soll sich selbst die Aufgabe stellen, bis spätestens 2035 klimaneutral zu werden.

"Dresden Zero" strebt ein Bürgerbegehren an, das zu einem rechtskräftigen Stadtratsbeschluss führen soll. Dafür werden zunächst 30.000 Unterschriften von Menschen benötigt, die über 18 sind und einen festen Wohnsitz in Dresden haben.
Diese zu gewinnen hat sich für die Klimakämpfer in den vergangenen Monaten jedoch als hohe Hürde erwiesen. Bereits im Juni 2021 gingen Dutzende Mitstreiter zum Sammeln der Unterschriften auf die Straße. Zunächst sollten die 30.000 Namen bereits im Herbst beisammen sein, dann hieß es Anfang 2022. Doch der Weg für die Initiative, die sich aus Menschen ganz unterschiedlicher Generationen und Berufsgruppen zusammensetzt, ist steiniger als gedacht.
"Größere Herausforderung kann es nicht geben"
"Seit November befinden wir uns in einer kritischen Phase", räumt Christoph Röllig ein. Der Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum hat "Dresden Zero" mit aus der Taufe gehoben. "Durch die Einschränkungen während der Pandemie können wir keine Leute ansprechen. Eine größere Herausforderung kann es für solch eine Initiative nicht geben." Auch in der öffentlichen Diskussion habe das allgegenwärtige Coronavirus die Klimakatastrophe in den Hintergrund gerückt. Zudem habe schon seit Herbst das ständige Schmuddelwetter die Bemühungen behindert.
Auch alternative Ideen für die Sammlung der Unterschriften brachten nicht den erhofften Erfolg. Der Rücklauf bei einer großangelegten Versendung der Formulare blieb erschreckend schwach. "Wir mussten einsehen, dass der direkte Kontakt mit den Menschen nicht so einfach ersetzt werden kann", sagt Röllig.
In dieser Situation muss es schon als Erfolg bezeichnet werden, dass inzwischen rund die Hälfte der benötigten Unterschriften im Kasten ist. Nun hoffen die Klimaschützer auf den Netzwerkeffekt und darauf, dass die zweite Hälfte der Unterschriften mit wachsender Bekanntheit des Projektes und besserem Wetter womöglich leichter zu gewinnen ist.

Spätestens ab Ende März wollen die Jäger und Sammler wieder auf die Straße gehen. Bis zu 150 Mitstreiter stehen bereit und das Team wächst jeden Tag. "Die Motivation ist ungebrochen", sagt Moritz Piepel. "Wir wissen, wofür wir das machen, wollen es unbedingt schaffen und keine weitere Zeit verlieren."
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Deswegen soll nun auch die Zahl der lokalen Sammelstellen in der Stadt erhöht werden, an denen die Bürger jederzeit ihre Unterschrift leisten können. Allein in der Neustadt gibt es bislang elf dieser Sammelstellen, darunter das Café TanteLeuk auf der Louisenstraße und der Lose-Laden in der Böhmischen Straße. Weitere fünf gibt es in der Altstadt, vier in Blasewitz, je drei in Plauen und Loschwitz und eine in Prohlis.
Für ihren Einsatz zur Rettung des Klimas bekommen die Macher hinter "Dresden Zero" dabei keineswegs nur Applaus. Täglich treffen E-Mails mit zum Teil wütendem Widerspruch ein. "Darüber freuen wir uns", sagt Moritz Piepel, "denn das gibt uns immer wieder die Chance, unseren Standpunkt deutlich zu machen".
EU-Projekt als Rückenwind?
Eines der größten Missverständnisse sei dabei, dass viele von "Dresden Zero" immer noch die Auflistung konkreter Maßnahmen erwarten. "Das ist aber gar nicht unser Anspruch", stellt Moritz Piepel klar. "Die Vorschläge liegen doch längst auf dem Tisch und müssen nur schneller umgesetzt werden."
Vielleicht hilft dabei ja auch ein EU-Projekt namens "100 klimaneutrale und intelligente Städte bis 2030" weiter, für das sich Dresden gerade beworben hat. Ausgewählte Städte sollen künftig Unterstützung erhalten, um Ideen zur Klimaneutralität zu erarbeiten und umzusetzen. Für Dresden könnte das unter anderem bedeuten: verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien, mehr LED-Lampen an den Straßen, attraktivere Bedingungen für Radfahrer und Nutzer von Bus und Bahn.
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Ob Dresden beim EU-Projekt zum Zuge kommt, entscheidet sich im Frühjahr. Unabhängig davon wollen die Klimakämpfer von "Dresden Zero" ihren eigenen Kurs fortsetzen. Welcher Weg am Ende zum Ziel führe, spiele keine Rolle. Was zählt, ist die magische Null bis zum Jahr 2035.
Spendenkonto von "Dresden Zero": Umweltzentrum Dresden e. V., IBAN: DE68 8505 0300 3120 1358 00, Bank: Ostsächsische Sparkasse Dresden, BIC: OSDDDE81XXX, Verwendungszweck: Spende DresdenZero