"Die Geschichte des Palaissommers ist noch nicht zu Ende geschrieben"

Dresden. Eine Petition geht viral. Sie ist an die Landesregierung Sachsens gerichtet und hat innerhalb nur eines Tages weit über 5.000 Stimmen erhalten, die sich für den Fortbestand des Dresdner Palaissommers am Japanischen Palais aussprechen. Denn dem Betreiber ist die Grundlage entzogen worden, die Veranstaltung weiterhin anzubieten, wie in dieser Woche bekannt wurde. Der Kopf des Open-Air-Festivals ist Jörg Polenz. Im Interview spricht er über seine Bestürzung, verbunden mit einer Botschaft.
Herr Polenz, wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?
Mit wenig Schlaf und viel Aufregung. Vergangenen Freitag haben wir die Nachricht erhalten, dass wir den Palaissommer nicht mehr veranstalten dürfen. Die Information erreichte uns als Dreizeiler, völlig aus der Kalten: Unser Angebot könne im Ausschreibungsverfahren nicht berücksichtigt werden. Das war ein Schock. Ich bin unserem Team, das ich als Kraftquell erlebe, und das trotz allem sehr konzentriert und sachlich agiert, sehr dankbar.
Was ist passiert?
Wir veranstalten den Palaissommer seit 13 Jahren, anfangs mit jeweils einjähriger Nutzungserlaubnis des Areals am Japanischen Palais. Im Jahr 2019 gab es ein sehr umfangreiches Ausschreibungsverfahren, in dem es um Kriterien wie Konzeption, Inhalte, Rechtsform, Referenzen, Zielsetzung, zukünftige Ausrichtung und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ging. Wir haben den Zuschlag und einen Vertrag über drei Jahre erhalten. Um die Verlängerung begannen wir uns bereits vor zwei Jahren zu bemühen. Letzten Sommer wurde uns vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement eine neue Ausschreibung angekündigt, das äußerst knapp gehaltene Verfahren begann im Dezember.
Warum haben Sie das Ziel der Ausschreibung verfehlt?
Wir wissen nur, dass der Mitbewerber mit dem höchsten Pachtangebot gewonnen hat. Die Ausschreibung war entsprechend formuliert gewesen: Der Höchstbietende gewinnt. Um Inhalte und Ausrichtung der Veranstaltung ging es gar nicht mehr. Mindestens 5.000 Euro sollte die Nutzung des Geländes kosten. Wir haben deutlich gemacht, dass wir auch 20.000 bezahlen würden, aber auf jeden Fall über die Summer weiter im Gespräch bleiben wollen. Aber es gab keine weiteren Gespräche.
Welchen Plan B hatten Sie während all der Jahre, in denen Sie sich immer wieder um das Japanische Palais als Austragungsort bemühen mussten?
Es gab keinen Plan B. Zu keinem Zeitpunkt. Denn unser Festival ist im Rahmen des Japanischen Palais entstanden und gewachsen. Dort gehört es hin.
Wohin könnten Sie mit Ihrer Veranstaltung umziehen?
Wir ziehen nicht um. Es gibt für uns nicht einen einzigen Grund, das Japanische Palais zu verlassen. Wir haben über 13 Jahre hinweg an diesem Ort etwas geschaffen, was Tausende Gäste angezogen und begeistert hat. Wie groß die Zahl unserer Fans ist, zeigt aktuell die Petition, die wir für den Erhalt des Palaissommers gestartet haben. Es ist überwältigend, so viel Zuspruch zu erleben und all die motivierenden Kommentare zu lesen.
Planen Sie juristische Schritte zu gehen?
Dazu möchte ich im Moment nichts sagen.
Was könnte Ihrerseits zu dieser Entscheidung geführt haben? Was steckt dahinter?
An Spekulationen werde ich mich nicht beteiligen. Es gab bisher auch keine weiteren Gespräche mit dem Sächsischen Immobilien- und Baumanagement. Wir sammeln jetzt erst einmal unsere Gedanken und konzentrieren uns auf unsere Petition. Sie läuft noch bis zum 23. März. Ich danke allen Fans, Künstlern und auch Politikern, die sich bei uns melden. Ich glaube ganz fest, die Geschichte des Palaissommers ist noch nicht zu Ende geschrieben.
Die Fragen stellte Nadja Laske.