Parkhotel Dresden: Das Geheimnis des Blauen Salons

Dresden. Der Blaue Salon des Parkhotels Dresden ist nicht wiederzuerkennen. Dort, wo sich vor dem Lockdown Hunderte jede Woche zum Tanzen trafen, ist heute eine Baustelle. Der Fußboden ist rausgerissen, an der Decke wurden Verkleidungen entfernt. Doch was sofort ins Auge fällt: Plötzlich sind da große Bleiglasfenster am Rande der Bühne. "Wir haben sie hinter Trockenbauwänden gefunden, die 1988 eingebaut wurden", sagt Jens Hewald, der Eigentümer des Parkhotels. Er wollte die Zeit nutzen, in der keine Veranstaltungen stattfinden dürfen, um den Blauen Salon zu verschönern. Bei den Arbeiten, die vor zwei Wochen gestartet sind, kamen die historischen Fenster zum Vorschein. "Wir haben viel erwartet, aber nicht, dass wir so etwas Schönes finden", sagt Hewald.
Insgesamt sind es zwölf Fenster, jeweils drei rechts und links sowie sechs in der Mitte. Sie zeigen jedes ein bestimmtes Motiv aus der Region wie den Dresdner Zwinger sowie die Schlösser Pillnitz und Moritzburg. Direkt in der Mitte prangt ein Weißer Hirsch, der Bezug auf die einst eigenständige Gemeinde Bad Weißer Hirsch nimmt, die 1921 nach Dresden eingemeindet wurde. 1988, bei Umgestaltungsarbeiten im Parkhotel, hat man die Fenster mit Trockenbau eingehaust, damit sie nicht verlorengehen.
Ist der Glaskünstler ein alter Bekannter?
Nach Recherchen des Verschönerungsvereins Oberloschwitz/Weißer Hirsch könnten die Fenster von Josef Goller stammen, einem Künstler, der von 1906 bis 28 als Lehrer für Glasmalerei an der Kunstgewerbeschule Dresden gearbeitet hat und zehn Jahre in Loschwitz lebte. Von ihm stammen künstlerisch gestaltete Glasfenster unter anderem in der Loschwitzer Schillerschule, der Villa Weigang, dem Dresdner Rathaus oder der Garnisonkirche. "Es verdichtet sich die Vermutung, dass die Glasfenster im Blauen Salon von Goller stammen könnten. Wir werden dazu weiter nachforschen", sagt Michael Böttger vom Verschönerungsverein.

Jens Hewald kam mit Freilegung der Fenster eine Idee: Mit Beleuchtung sollen sie den Blauen Salon künftig ganz anders erlebbar machen. "Sie wirken dann, als würde Tageslicht in den Raum fallen. Wir können auch Sonnenuntergänge simulieren. So soll im Blauen Salon nicht mehr nur Club sein, in dem getanzt wird, sondern es sollen auch ganz individuelle Feiern und Veranstaltungen stattfinden." Reales Tageslicht kann nicht einfließen, denn hinter den Fenstern ist ein kleiner Innenhof, und direkt dahinter die Mauer des Nachbarhauses.
Eine Investition in die Zukunft des Parkhotels
Zwei Monate dauern die Sanierungsarbeiten, sagt Hewald. In der Zeit sollen nicht nur die Fensterfaschen aufgearbeitet und die Fenster mit Sicherheitsglas geschützt werden. Hewald will auch die Decke erneuern und neues Eichenparkett verlegen lassen, wie es einst war. Restauratoren haben bereits Untersuchungen im Salon gemacht. "Ich hoffe natürlich, dass ich vom Denkmalschutz nicht nur Auflagen, sondern auch finanzielle Unterstützung bekomme. "Schon Ende des Jahres soll der neue Blaue Salon dann mit den Veranstaltungen für die Öffentlichkeit erlebbar sein, sofern es die Corona-Situation zulässt.
Seit März hat Jens Hewald so gut wie keine Einnahmen im Parkhotel gehabt. Tanzveranstaltungen sind nach wie vor nicht erlaubt. Nur die Kakadu-Bar öffnet, seit es wieder mit Hygienekonzept möglich ist, alle zwei Wochen. "Aber das machen wir, damit wir in den Köpfen der Leute bleiben", sagt der Besitzer des Parkhotels. Denn verdienen kann er damit nichts, lediglich bei 100 Gästen die Veranstaltungskosten decken, wie er sagt. "Die Arbeiten im Blauen Salon sollen deshalb eine Investition in die Zukunft sein, damit wir breiter aufgestellt sind", sagt er.
Erinnerungen eines Barkeepers
Dass Hewald damit Erfolg hat, wünscht sich auch Steffen Ludwig, der von 1976 bis zur Schließung des Parkhotels als Restaurant 1990 dort in unterschiedlichsten Positionen tätig war. Angefangen hat der heute 72-Jährige als Oberkellner, wurde später Restaurantleiter und arbeitete auch als Barkeeper in der Kakadu-Bar und zuletzt der Hallenbar. "Ich habe immer darauf geachtet, dass die Bausubstanz möglichst geschont wurde. Wenn Stuck abgebrochen war, weil jemand einfach eine Girlande mit einem Nagel befestigen wollte, dann wurde es repariert", sagt Ludwig.

Er hat Hewald auch zahlreiche historische Fotos zum Anschauen mitgebracht. "Ich habe noch viel vom Parkhotel zu Hause." Unter anderem eine versilberte Platte mit der Aufschrift Kaiserkeller, die beim Abbruch einer Holzvertäfelung im Blauen Salon zum Vorschein kam. "Der Kaiserkeller war einst ein vornehmes Restaurant im Ärztehaus des Lahmann-Sanatoriums. Keine Ahnung, wie die Platte hinter die Vertäfelung im Parkhotel gelangt ist", sagt er.
Das Parkhotel wurde nach Plänen des Architekten Johannes Kraaz erbaut und im Dezember 1914 eröffnet. Besitzer war der Dresdner Geschäftsmann Jacques Bettenhausen, der in seinem Haus rauschende Feste und Bälle feiern ließ. Auch Prominenz wie Heinz Rühmann oder Richard Strauß wurde hier begrüßt. Zu DDR-Zeiten wurde das Parkhotel Restaurant, doch gab es hier auch weiterhin viele Veranstaltungen und die legendäre Kakadu-Bar entstand. Nach der Wende erhielt die Familie Bettenhausen das Haus zurück, die es 1916 an den Berliner Internet-Unternehmer Jens Hewald verkaufte.