Dresden
Merken

Pass gestohlen: Dresdnerinnen sitzen in Barcelona fest

Beim Urlaub in Barcelona wird Claudia Hoffmanns Tochter der Rucksack inklusive Pass gestohlen. Den beiden Dresdnerinnen wird der Zugang zum Flieger verwehrt. Eine Behörden-Odyssee beginnt.

Von Kay Haufe
 4 Min.
Teilen
Folgen
Barcelona ist ein Touristenmagnet. Für zwei Dresdnerinnen wollte der Urlaub in der spanischen Metropole aber nicht enden.
Barcelona ist ein Touristenmagnet. Für zwei Dresdnerinnen wollte der Urlaub in der spanischen Metropole aber nicht enden. © dpa/EPA/Andreu Dalmau

Dresden. Es war ein herrlicher Tag, der letzte Urlaubstag von Claudia Hoffmann und ihrer Tochter in Barcelona. Den Freitag vergangener Woche wollte Claudia Hoffmann für eine Wanderung nutzen. Ihre 14-jährige Tochter aber hatte überhaupt keine Lust darauf, viel lieber wollte sie mit ihrer Freundin in der Stadt einkaufen gehen. Also trennte man sich, die Jugend machte sich auf ins quirlige Stadtzentrum der katalanischen Hauptstadt, Claudia Hoffmann stieg auf den Berg.

Doch so schön der Tag begann, so schnell wurde ein Alptraum daraus. Die jungen Mädchen wurden in Barcelona von zwei jungen Männern angesprochen, gefragt, wo sie herkommen und was sie machen wollten. Dann ging alles ganz schnell, sie rissen Hoffmanns Tochter den Rucksack herunter und rannten damit davon. Geld und Reisepass, alles war weg. Da blieb nur der Weg zur Polizei.

Fliegen nur mit Pass oder Einverständnis des Vaters

Claudia Hoffmann hat zunächst die Ruhe bewahrt, immerhin hatte sie noch die Flugtickets der beiden für den darauffolgenden Samstag. "Ich habe bei Ryanair angerufen und gefragt, ob meine Tochter auch ohne Pass fliegen kann, wir waren ja schon hinzu mit dieser Fluggesellschaft unterwegs. Die sagten mir, kein Problem, wenn wir eine Ausweiskopie und die Bestätigung der Polizei hätten, könnten wir fliegen."

Völlig anders stellte sich die Situation jedoch am Samstag auf dem Flughafen dar. Hoffmanns Tochter durfte nicht einsteigen, obwohl sich Claudia Hoffmann sogar eine Kopie der Geburtsurkunde vom Vater des Mädchens hatte schicken lassen. Doch: Nur mit einer beglaubigten Einverständniserklärung des Vaters dürfe das Mädchen zurückfliegen, zum Schutz des Kindes. Denn es könnte ja sein, dass Claudia Hoffmann ihr Kind entführt.

Nun nahm der Behördenmarathon seinen Lauf. Am Montag ging Claudia Hoffmann zum Deutschen Konsulat in Barcelona, wo sie erfuhr, dass sie die Erklärung der Landeshauptstadt Dresden über das Sorgerecht benötigt, der Anruf des Vaters reiche nicht aus, weil er gefälscht sein könnte. "Das war ein Schock, denn in Dresden war am Montag Feiertag, in Spanien am Dienstag. Ich ahnte Schlimmes", erinnert sich Hoffmann, die zum Glück Verständnis von ihrem Arbeitgeber für diese Situation bekam.

Dresdner Bürgeramt hilft besonders schnell

Am Dienstagmorgen dann aufatmen: Schon um 7.50 Uhr hatte das Konsulat alle Unterlagen aus Dresden erhalten, um 10.50 Uhr hielt Claudia Hoffmanns Tochter ihren Pass in den Händen. Und das, obwohl alle Mitarbeiter der Bürgerämter am Dienstag zu einer Schulung waren. "Ich bin sehr dankbar dafür, dass mich die Stadtverwaltung so unterstützt hat, vor allem Katja Schöne vom Bürgeramt. Das ist nicht selbstverständlich, wie ich aus den Gesprächen im Konsulat erfahren habe. Dort gibt es schon Listen von Städten, die auf solche Anfragen nur sehr langsam reagieren."

Dabei war Claudia Hoffmann nicht die Einzige, die sich mit Problem gestohlener Ausweispapiere und Geld an das Konsulat gewandt hatte. "Als ich zunächst dort angerufen hatte, sagte man mir, ich sei die Nummer 54", erinnert sie sich.

Tatsächlich weist das Deutsche Auswärtige Amt auf seiner Internetseite auf Diebstähle dieser Art hin. "Sowohl in größeren Städten als auch in den touristischen Zentren und Ausflugszielen auf den Balearen, entlang der Mittelmeerküste sowie auf den Kanaren ist Vorsicht vor Taschendiebstahl und Kleinkriminalität angebracht. In Barcelona hat es zuletzt eine Zunahme von Vorfällen mit Gewaltanwendung gegeben."

Vier zusätzliche Nächte in Barcelona

Besonders in Erinnerung geblieben ist Claudia Hoffmann ein älterer deutscher Mann, dem alles gestohlen wurde und der auf einer Bank vor dem Konsulat schlafen musste. "Hilfe mit einer Unterkunft oder einer Vorauszahlung gibt es vom Konsulat nicht. Das verstehe ich nicht", sagt sie.

Geschafft, aber glücklich ist Claudia Hoffmann an diesem Mittwochmorgen auf dem Berliner Flughafen gelandet.
Geschafft, aber glücklich ist Claudia Hoffmann an diesem Mittwochmorgen auf dem Berliner Flughafen gelandet. © privat

Am Mittwochmorgen ist die kleine Dresdner Familie auf dem Flughafen Berlin gelandet und anschließend weiter nach Hause gereist. 700 Euro hat Claudia Hoffmann für die Flüge gezahlt, außerdem vier zusätzliche Übernachtungen in einem Hotel in Barcelona neben dem Konsulat. Diesen Urlaub werden die beiden wohl so schnell nicht vergessen. Genau wie die schnelle und unkomplizierte Hilfe der Stadt.