Sommerschwatz in lauer Nacht

Dresden. So wie Bertram Quosdorf es schafft, Wagners viele Stunden langes Mammutwerk "Der Ring der Nibelungen" in nur 90 Minuten durchzuspielen, bringt er auch sein musikalisches Können auf den Punkt. Zuletzt auf der Bühne im Innside Hotel an der Frauenkirche.
Dort feierte der Presseclub Dresden sein 14. Sommerfest, dessen eigentlicher Name Programm der kurzweiligen Abende ist: Sommerschwatz. Doch nicht nur Plauderei ist angesagt.
Einst hat sich der Club als Forum der Begegnung zwischen Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur und Wissenschaft und den in Dresdner Journalisten gegründet. Das war im Sommer 1991. Damals war an Smartphones, Soziale Medien und Gruppenchats noch nicht zu denken. Viel mehr als heute lebten Kontakte von persönlichen Begegnungen. Inzwischen sorgen all die digitalen Möglichkeiten für schnellen Austausch.
In die Wiege gelegt
Doch wie willkommen echte Treffen sind, war nicht nur Montagnacht beim Sommerschwatz zu sehen. Auch die vierzehntägigen Clubtreffen, auf denen Referenten zu vielfältigen Themen sprechen, finden viel Interesse. Ein Highlight des Jahres ist außerdem die Verleihung des Erich Kästner-Preises, den der Presseclub seit 1994 vergibt. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, die sich besonders für Toleranz, Humanität und Völkerverständigung engagieren.
Vor dem Hintergrund der langen Stille war der Abend mit Clubmitgliedern und Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein gelungener Auftakt – auch für Bertram Quosdorf. Er dürfte vielen bekannt vorgekommen sein. In der Kompagnie Statt-Theater Fassungslos steht er auf der Bühne und bringt zusammen mit seinem Kollegen Herr Langer den Zuschauern den Wagner-Ring in aller Kürze bei.
"Schon als Student habe ich das Improvisieren geliebt und bin so zu Fassungslos gekommen", erzählt er. Was der Aushang in der Musikhochschule ihm nicht gleich verriet: In den Inszenierungen sollte er nicht nur Klarinette oder Saxofon, sondern auch richtige Rollen spielen. "Die Verbindung von Musik und Theater ist letztlich zu meiner künstlerischen Existenz geworden." Ein Berufswunsch, der ihm förmlich in die Wiege gelegt wurde.
Nun legt er die Liebe zur Musik auch anderen dort hin, zumindest nachträglich. Neben seiner Arbeit als Lehrer für Klarinette und Saxofon bietet er an Schulen Orchesterprojekte an. "Das ist immer wieder spannend, weil ich vorher nie weiß, mit welchen Instrumenten ich rechnen kann."
Aus dem Angebot der Kinder, die von Hause aus Instrumentalunterricht bekommen, und mit Röhren, Trommeln, Klanghölzern, Körper und Stimme kreiert er schließlich ein aufführungswürdiges Programm.
Im eher seltenen, kleinsten möglichen Rahmen, als Solokünstler, unterhielt er im Innsiden Hotel Montagabend die Gesellschaft mit dem Saxophon von der Bühne aus, auf der zuvor Reden gehalten wurden – unter anderen vom neuen Vorstandsvorsitzenden, Carsten Dietmann, Geschäftsführer der DDV-Mediengruppe, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört.