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Dem Rhododendronpark Dresden-Wachwitz geht es schlecht

Der 1972 entstandene Rhododendronpark wird in vielen Reiseführern erwähnt, auch Tausende Dresdner besuchen ihn zur Blütezeit im Mai. Heute finden sie dort auch Dutzende abgestorbene Pflanzen vor.

Von Kay Haufe
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Nur vereinzelt blühen die Rhododendren im Wachwitzer Park.
Nur vereinzelt blühen die Rhododendren im Wachwitzer Park. © Sven Ellger

Dresden. Eine Blütenpracht in Rosa, Rot, Weiß und Lila hat den Besucher im Mai normalerweise erwartet, wenn er den Rhododendronpark am Wachwitzer Weinberg betreten hat. Heute ist von dieser Pracht allerdings nur noch ein Bruchteil zu sehen. Stattdessen gibt es zahlreiche abgestorbene Pflanzen mit braunen Ästen, kahl und ohne Blätter, manche sind bereits abgesägt. Nur einige der noch vitalen Rhododendren und Azaleen haben überhaupt Blüten angesetzt.

"Was ist hier nur passiert?", fragt eine Besucherin, die seit 30 Jahren zur Blütezeit in den Park kommt. "Wir waren entsetzt über den Zustand. Viele Gehölzflächen sind vertrocknet und der Park macht insgesamt einen ungepflegten Eindruck", schreibt Eberhard Junge an die Sächsische Zeitung. Auch Familie Jäpel wandte sich in einem Brief an die SZ. Sie seien fassungslos angesichts des Parkzustandes.

Heiße und trockene Sommer haben Pflanzen geschadet

Die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre haben den Pflanzen im Park offensichtlich stark zugesetzt. Zuständig für dessen Pflege ist nicht etwa die Stadt, sondern die Eigentümergemeinschaft Wachwitzer Weinberg. Nachdem der Freistaat Sachsen das Areal um Schloss Wachwitz und die ehemalige Königliche Villa der Wettiner 2007 an die V.V.K.-Unternehmensgruppe verkauft hatte, verschlechterte sich der Zustand des bis dahin vom Freistaat gepflegten Parkes zusehends. Bänke und Papierkörbe wurden damals abmontiert. Dann musste die V.V.K.-Gruppe Insolvenz anmelden.

Nachdem die Wohnungen im Schloss Wachwitz von einer Nachfolgefirma fertiggestellt wurden, war dann die Eigentümergemeinschaft komplett, der auch der Park gehört. Sie ist für die Pflege und den Erhalt des Parkes zuständig. Der Park solle weiter für die Dresdner zugängig sein, hatte der Freistaat Sachsen als Bedingung beim Verkauf gefordert.

Die 54 Eigentümer haben als Verwalter die Firma Semper Paratus MSH GmbH eingesetzt, die aus der V.V.K. Haus- und Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH hervorgegangen war. Diese soll mit den Eigentümern die Parkpflege organisieren. Im Jahr 2013 hatte die Gemeinschaft gegenüber der SZ gesagt, dass man von nun an jährlich rund 18.000 Euro in die Pflege investieren wolle.

Wie diese aber genau aussieht und welche Arbeiten dafür unternommen werden, darauf antwortet die Geschäftsführerin der Semper Paratus MSH GmbH nicht sehr konkret. "Im Auftrag der Wohnungseigentümergemeinschaft wurden von der Semper Paratus seit vielen Jahren sehr umfassende Bemühungen zur Erhaltung des Rhododendronparkes unternommen", schreibt Antje Rechenberg. Wie an den Bäumen des Parkes zu erkennen sei, gelinge es leider nicht, die klimatischen Veränderungen aufzuhalten. "Hinzu kommt der bekannte ungünstige Standort für den Rhododendron."

Denkmalschutzamt prüft "die Einleitung von Maßnahmen"

Viele Dresdner fragen sich nun, ob nicht auch die Stadt etwas für den Park tun könnte. Das städtische Amt für Stadtgrün könne aber nicht in einem in Privatbesitz befindlichen Park arbeiten, sagte eine Sprecherin. Doch inzwischen sind die Denkmalschützer aufmerksam geworden. Der Rhododendronpark sei Teil der Sachgesamtheit "Königlicher Weinberg", die auf Grundlage des Sächsischen Denkmalschutzgesetzes als Kulturdenkmal erfasst ist, heißt es in der Antwort aus dem städtischen Geschäftsbereich Kultur, Wissenschaft und Tourismus.

"Vor dem Hintergrund des sich stetig verschlechternden Zustandes des Parks prüft das Amt für Kultur und Denkmalschutz die Einleitung von Maßnahmen, um dem öffentlichen Interesse am Erhalt bzw. der Wiederherstellung des Kulturdenkmals gerecht zu werden."

Nach Fördermöglichkeiten suchen

Auch dem Loschwitzer Ortsamtsleiter Christian Barth liegt der Wachwitzer Rhododendronpark am Herzen. Er sieht durchaus Möglichkeiten, dass die Eigentümergemeinschaft im Ortsamt vorstellig wird, um gemeinsam zu überlegen, welche Fördermöglichkeiten es für den Park gäbe. "Unser Stadtbezirk ist groß und es gibt viele Wünsche. Aber der Rhododendronpark ist wichtig. Da möchte ich gern eine Brücke bauen", sagt Christian Barth. Da das Elbhangfest abgesagt ist, für das Geld eingeplant war, sei jetzt auch wieder etwas Gestaltungsspielraum da.

"Für Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit stehen wir jederzeit zur Verfügung", sagt Antje Rechenberg zu diesem Angebot.

Der Wachwitzer Rhododendronpark oberhalb der Pillnitzer Landstraße wurde im Mai 1972 eröffnet. Die 10.000 Quadratmeter große Parkanlage beherbergt hunderte Rhododendren in rund 200 Sorten, zudem Azaleen, Bäume, Ziersträucher und zwei Magerrasen-Biotope. Diverse Reiseführer über Dresden weisen auf das botanische Kleinod hin.