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Wie ein Dresdner Seilartist von Rekord zu Rekord balanciert

Ruben Langer, ein Student aus Dresden, hat schon mehrere Weltrekorde auf der Slackline aufgestellt - zuletzt in Hohnstein. Trotzdem ist er noch immer hungrig. Was er als Nächstes plant.

Von Christoph Pengel
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Ruben Langer bei seinem Weltrekord-Versuch in Hohnstein. Auf einem 100 Meter langen Band wandelte er in 40 Meter Höhe über den Bärengarten. Dabei war er durch ein Sicherheitsseil geschützt.
Ruben Langer bei seinem Weltrekord-Versuch in Hohnstein. Auf einem 100 Meter langen Band wandelte er in 40 Meter Höhe über den Bärengarten. Dabei war er durch ein Sicherheitsseil geschützt. © Daniel Schäfer

Dresden. Barfuß geht er voran, Schritt für Schritt, hin und wieder rudert er mit dem Armen, den Blick konzentriert nach vorne gerichtet: So läuft Ruben Langer über eine Slackline, eine Art Band, das normalerweise in Parks aufgespannt wird. Doch während Freizeitsportler in Kniehöhe zwischen Bäumen entlangwandeln, tun sich unter Langers Füßen Schluchten auf.

Im Juli 2021 schaffte der heute 27-Jährige Dresdner seinen bisher größten Erfolg: In Schweden lief er mehr als zwei Kilometer auf einem 17 Millimeter breiten Band, das zwischen fast 2.000 Meter hohen Bergen in Schweden gespannt war. Das Tal unter ihm war 600 Meter tief. Ein Weltrekord.

Und jetzt, gut ein Jahr später, hat er wieder einen Weltrekord aufgestellt. In Hohnstein wurde Ende September eine Slackline über dem Bärengarten aufgespannt. Exakt 100 Meter lang, in einer Höhe von 40 Metern - also deutlich kürzer und längst nicht so hoch wie in Schweden. Spektakulär war die Aktion dennoch: Denn die Slackline war nicht an Haken befestigt, sondern sollte von Menschen gehalten werden.

Wie kommt man auf so eine Idee? Wie fühlt man sich bei so einem extremen Balanceakt? Wie wird ein Weltrekord-Versuch eigentlich organisiert? Und wie lässt sich das in Zukunft noch steigern?

Erst Kräne, dann Hochhäuser, dann Berggipfel

Ruben Langer studiert an der TU Dresden und ist angehender Bauingenieur. Bald fängt er mit seiner Diplomarbeit an. Vor etwa sechs Jahren entdeckte er den Extremsport für sich. In Australien lernte er Menschen kennen, die in schwindelerregenden Höhen auf Slacklines balancierten.

Als er wieder in Dresden war, startete er mit kleineren Slackline-Abenteuern. Balancieren zwischen Kränen. Balancieren zwischen Hochhäusern. Bald traute er sich in die Sächsische Schweiz, wo er von Gipfel zu Gipfel ging. Langers Projekte nahmen immer größere Ausmaße an. Um den Weltrekord in Schweden zu organisieren, tat er sich mit 14 anderen Slackline-Freaks zusammen. Die Planung dauerte ein Jahr. Im Juli 2021 war es dann soweit.

In einem menschenleeren Tal in Lappland brachte das Team zwei Tage mit dem Aufbau zu. Langer war so motiviert, dass er trotz Windgeschwindigkeiten von 40 Kilometer pro Stunde auf die Slackline stieg. Beim ersten Versuch stürzte er, wurde aber vom Sicherungsseil aufgefangen. Beim zweiten Versuch lief alles glatt. "Als ich die andere Seite erreicht habe, war es so, als ob ich nach einer langen Reise nach Hause komme."

"Mit Worten komme ich da an meine Grenzen"

Für Laien ist schwer nachvollziehbar, was in Langer vorgeht, wenn er riesige Täler auf einem dünnen Band überquert. "Mit Worten komme ich da an meine Grenzen", sagt er. Daher die Idee, Menschen am Rekordversuch zu beteiligen, indem sie die Slackline halten. "So sind die Leute hautnah dabei", sagt Lange. Die Extrem-Erfahrung wird buchstäblich "greifbarer".

In Hohnstein hatte Langer Bedenken, ob genug Freiwillige kommen, um ihn zu unterstützen. Letztlich standen jeweils 50 Menschen an beiden Enden des Bands. Wichtig war, die Slackline ruhig zu halten, jede Schwankung musste von Langer ausgeglichen werden. Sie schafften es.

Danach fuhr Langer erst mal in den Urlaub. Doch am Telefon erzählt er, dass er schon wieder neue Ziele hat. Schließlich sei der Weltrekord, den er in Schweden aufgestellt hat, schon wieder gebrochen worden. Zu viel will er aber noch nicht verraten. "Da kann schon noch viel schiefgehen", so Langer. Ziemlich sicher ist, dass der nächste Weltrekord-Versuch in Norwegen stattfinden soll. Mit einem drei Kilometer langen Seil. Und hoffentlich ohne viel Wind.