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SZ + Dresden

Simon und der Drache Ohnezahn: Wie ein Sechsjähriger die Einschulung in Dresden erlebt

Rund 5.600 Mädchen und Jungen kommen in die erste Klasse. Sie zählen zu den geburtenstarken Jahrgängen. Etwa 4.900 Kinder wechseln in die weiterführende Schule.

Von Nadja Laske
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Welcher Schulanfänger kann schon mit seiner Zuckertüte kuscheln? Simon hat zum Schulstart von seinen Eltern eine ganz besondere Schultüte geschenkt bekommen.
Welcher Schulanfänger kann schon mit seiner Zuckertüte kuscheln? Simon hat zum Schulstart von seinen Eltern eine ganz besondere Schultüte geschenkt bekommen. © Sven Ellger

Dresden. Ping! Simons Augen springen auf. Schulanfang!

Es ist schon hell draußen, aber noch sehr früh. Die Uhr zu lesen, wird er bald lernen. Jetzt lauscht der Sechsjährige erst einmal in Richtung Kinderzimmertür. "Ich habe Jasminchen gehört und wusste: Meine Eltern sind auch schon wach", erzählt er von seinem Tagesbeginn am Samstag.

Die kleine Schwester ist noch ein Baby, Simon indes schon ein großer Junge, der ab Montag in die Schule geht. Darauf freut er sich: "Vor allem aufs Lesen!" Das Lesen öffnet die Welt. Für ihn wird sie in Meilenstiefelschritten größer und größer werden.

28 Kinder in der Klasse 1b

"Wir haben erst alle noch ein bisschen gekuschelt, dann sind wir aufgestanden." Anziehen - aber noch nicht die schicken Sachen! Wer weiß, welchen Marmeladenfleck das Frühstück bereithält. In Hemd und Chino schlüpft Simon erst kurz vorm Gehen. Endlich geht es los - zum Schulanfangsprogramm in der 37. Grundschule in Löbtau.

Simon ist einer von rund 5.600 Dresdner Mädchen und Jungen, die am Montag ihre Schulzeit an städtischen Grundschulen beginnen. Etwa 4.900 wachsen aus der Grundschule heraus und wechseln an kommunale weiterführende Schulen. Zusätzlich zählen die Kinder an Schulen in freier Trägerschaft.

An seiner künftigen Schule angekommen, trifft Simon zwei Freundinnen, die er schon aus dem Kindergarten kennt. "Zum Glück!", sagt er. Unter all den vielen Schulanfängern kann man sich schon etwas verloren fühlen. Die Mädchen werden wie er in die 28-köpfige Klasse 1b gehen. Noch hält sich Simon an die bekannten Gesichter. Bald schon wird er auch neue Freunde finden.

Doch zunächst startet das Festprogramm in der Aula der Grundschule. "Für die Schule haben wir uns entschieden, weil sie in der Nähe und somit der Schulweg für Simon kurz ist", sagt seine Mutter Juliane. Zudem stimme das Konzept. "Dort war auch immer unser Wahllokal, daher kannten wir sie schon ein bisschen von innen", ergänzt Vater Petko.

"Die Schulleiterin hat uns die Schule vorgestellt, mit einem kleinen Film, den ältere Schüler extra gedreht haben", erzählt Simon. Im Anschluss an die Schuleingangsfeier geht's ins Klassenzimmer, dort zeigt die Lehrerin alle Hefte und Bücher, mit denen die ABC-Schützen künftig Lesen, Schreiben und Rechnen lernen werden. Auch das Hausaufgabenheft nicht zu vergessen und ein Heft für alle Informationen zum Hort.

Als Simon mit seiner Mutter und seinem Vater gegen Mittag wieder nach Hause kommt, weiß er schon sehr genau, was ab Montag alles in seinen Ranzen gehört: Arbeitshefte natürlich, die Federmappe, Brotdose und Trinkflasche. Für Schulranzen von namhaften Labeln zahlen Eltern dreistellige Beträge. Juliane und Petko finden das unnötig und haben einen sehr guten und bestens erhaltenen Ranzen second hand gekauft. Das finden sie viel nachhaltiger, als neu anzuschaffen, was in drei Jahren schon nicht mehr passend ist und ausrangiert wird.

Selbstgenähte Zuckertüte

Viel interessanter für Simon ist an seinem großen Tag jedoch, was sich in seiner Zuckertüte versteckt. "Ich hatte noch gar keine Zeit, reinzuschauen", sagt er und streichelt den Kopf seiner Schultüte. Der ist plüschig und glänzt samtig schwarz, zwei leuchtend grüne Augen schauen aufmerksam in die Runde.

"Das ist der Drache Ohnezahn", erklärt Simon. Die Figur kennt er lange aus dem Film Drachenzähmen leicht gemacht. Ein solch besondere Zuckertüte sieht man selten. Juliane hat sie für ihren Sohn selbst angefertigt - als Symbiose aus Kuscheltier und Zuckertüte. "Im Juni habe ich damit begonnen und die letzten drei Nächte vor der Schuleinführung bis nachts um zwei daran genäht", erzählt sie. Nun verstecken sich in Bauch und Schwanz des Drachen Ohnezahn all die Geschenke, die sonst in bunt bedruckten Papptüten stecken.

Am Gartentisch findet Simon endlich heraus, was sein Drache alles verschluckt hat und zieht zu aller erst ein Steinmonster ans Licht. Herrlich gruselig sieht die Spielfigur aus und bringt den Knirps in helle Begeisterung. Doch die Neugier ist stärker, und weiter geht's: eine Sporttasche, ein Segelflieger, eine Packung Stifte, ein Füllfederhalter, ein Ranzenrücklicht für dunkle Tage und Süßigkeiten. Zum Schluss kriecht Simon beinahe in den Bauch des Drachen. "Vielleicht müssen wir ihm den Magen auspumpen", scherzt sein Vater.

Es wird nicht die letzte Schultüte sein, die Simon auspacken darf. Für nachmittags haben sich Omas und Opas angekündigt, seine Tante ist schon angekommen und schaukelt derweil Baby Jasmin auf dem Schoß. "Wir schmücken dann noch den Garten und bauen den Pavillon auf", sagt Petko. Und damit es auch wirklich eine Party für die Hauptperson wird, sind die Nachbarskinder mit eingeladen.