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"Dann müsste das Elbhangfest ausfallen"

Mindestens 12.000 Tickets für das Dresdner Elbhangfest zwischen Loschwitz und Pillnitz müssen bis Mitte April verkauft sein. Keine 2.400 sind es bisher. Die Festplaner sind frustriert.

Von Nadja Laske
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Der Optimismus hat Jörg Ullrich immer vorangebracht. Doch in der aktuellen Situation, fällt selbst dem Geschäftsführer des Elbhangfest e.V. das Lächeln nicht ganz leicht.
Der Optimismus hat Jörg Ullrich immer vorangebracht. Doch in der aktuellen Situation, fällt selbst dem Geschäftsführer des Elbhangfest e.V. das Lächeln nicht ganz leicht. © Sven Ellger

Dresden. Kann dieses Märchen noch gut ausgehen? Die Geschichte, die von froh gelaunten Menschen erzählt, entspannt unterwegs zwischen Loschwitz und Pillnitz, hier Wein trinkend, dort Musik lauschend, Freunde treffend, schwatzend bis in die Nacht und am nächsten Vormittag schon wieder, drei Tage und drei Nächte lang. Hinter den sieben Bergen könnte man sicher sein, dass es am Ende heißt: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie noch heute.

"Vor den sieben Bergen" sieht das aktuell anders aus. Das märchenhafte Motto haben die Organisatoren des 31. Elbhangfestes in der Erwartung gewählt, dass selbstverständlich das Gute siegen wird. Gut in dieser Zeit hieße, dass bis zum 15. April 12.000 Karten für das traditionelle Wochenendevent verkauft wären. Das ist die Hälfte der Tickets, die Geschäftsführer Jörg Ullrich und sein Team an den Besucher bringen müssen, um auf das nötige Budget zu kommen.

Minimum die Hälfte wollen sie im Frühverkauf loswerden, weil sie es müssen. "Nur dann haben wir annähernd Sicherheit, dass das Fest finanziell zu stemmen ist, und können die endgültige Planung starten", sagt Ullrich, der das zweite Jahr die Geschäfte führt. Risiken bleiben immer, das Wetter kann Kapriolen treiben, Unglücke geschehen oder seltsame Viren Stress machen. Von nichts davon geht Ullrich wirklich aus. Erstens, weil er Optimist und zweitens voller guter Erinnerungen an das Fest des vergangenen Jahres ist.

Da hatte er im Vorverkauf auf 25.000 Karten gesetzt und die Einnahmen an die Entscheidung gekoppelt, ob gefeiert wird oder nicht. Nach Jahren löchriger Kassen war das sein wirtschaftlich einzig sinnvoller Weg. Über den Tisch gingen schließlich nur 13.000 Tickets, doch das Elbhangfest bekam Unterstützung: 75.000 Euro Sonderkulturförderung, 30.000 Euro zusätzliche Sponsorengelder plus drei Bürgschaften von Dresdnern, die im Notfall eingesprungen wären.

Dieser Notfall trat nicht ein. Denn alle Rahmenbedingungen stimmten: Das Wetter war prächtig, Corona spielte keine Rolle mehr und kurzfristig kauften ausreichend Besucher Karten. Eben kurzfristig, und das ist die Krux. Seit Corona ist das Kaufverhalten verhalten. Trotz vieler guter Gründe legen sich Konsumenten von Kultur-, Sport- oder Reiseveranstaltungen nicht vorfristig fest. Das macht es Veranstaltern sehr schwer, zu kalkulieren und Risiken zu vermeiden - es sei denn, sie sagen ihr Angebot ab.

Genau das droht nun dem Elbhangfest: "Wir haben bisher keine 20 Prozent der 12.000 nötigen Tickets verkauft", sagt Jörg Ullrich. Mit so ernster Mine hat man ihn selten gesehen. Klar ist: Füllt sich die Kasse nicht bis Mitte April wie veranschlagt, ist die Finanzierung des Festes nicht möglich. "In diesem Jahr gibt es keine Fördertöpfe und zusätzlich zu unseren treuen und engagierten Sponsoren sind keine Geldgeber zu erwarten." Wenn sich in den verbleibenden drei Wochen an den Vorverkaufskassen nichts entscheidend tut, "dann müsste das Elbhangfest ausfallen".

Insgesamt kostet das Elbhangfest 600.000 Euro. Davon kommen 100.000 Euro von Sponsoren, 90.000 aus Standmieten und 400.000 Euro müssen die Karten einspielen. Die Stadt beteiligt sich mit 8.000 Euro für den Festumzug zur Eröffnung, außerdem gibt es 16.000 Euro vom Stadtbezirksamt. Die werden für die Reinigung des Festgeländes benötigt. Allein 60.000 kostet die Security, die das Fest allgemein, Stände und Bühnentechnik im Besonderen absichert. 20.000 Euro fließen in die Absperrungen und 80.000 Euro pur in Künstlergagen und Honorare.

Immer wieder ist die Frage laut geworden, ob ein Fest denn so teuer sein muss und sich nicht vielleicht kleiner ausrichten ließe. Doch das Elbhangfest ist über die Jahre eben gewachsen, hat an Qualität gewonnen und muss heute Anforderungen erfüllen, die viel umfangreicher und auch teurer als früher sind. Preise für Dienstleister, Strom und Mieten, beispielsweise für Schloss Pillnitz, sind stark gestiegen. An der Kultur wolle man auf keinen Fall sparen. Schließlich müsse man den Gästen etwas bieten, sind sich Geschäftsführer Jörg Ullrich und Vereinsvorsitzender Volker Wenzel einig.

In der heutigen Zeit die Infrastruktur für ein solches Fest zu schaffen, kostet viel Geld und Nerven. Über die 200 Euro, die Jörg Ullrich jüngst in einen Onlinekurs investiert hat, um sich zum Schilderbeauftragten zertifizieren zu lassen, kann er nur müde lächeln. Genau das verlangt die Stadt: "Wir müssen einen zugelassenen Ansprechpartner bereithalten, der darauf achtet, dass alle Straßenschilder, die für Absperrungen und Umleitungen nötig sind, korrekt stehen." Das sei nur ein ganz kleines Beispiel. Die Wirkung der Summe ist groß. Doch alle im Team und die beteiligten Akteure stemmen gern jede Anforderung für ein schönes Fest. Die Dresdner müssen es nur wollen und ihre Karte kaufen. Rechtzeitig!

Frühbucherverkauf für das 31. Elbhangfest von 23. bis 25. Juni 2023 an allen bekannten Vorverkaufsstellen und online über den Anbieter reservix zu 18 Euro für das gesamte Festwochenende plus Dampferschuttle, ermäßigt 16 Euro, Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr frei. www.elbhangfest.de