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Nach Brand auf Weißem Hirsch: Historische Brandvilla soll mit Notdach geschützt werden

Das Denkmalamt will mit einem Dach verhindern, dass Regen die Villa Urvasi am Weißen Hirsch weiter zerstört. Ein erstes Treffen mit den Eigentümern ist allerdings geplatzt. Wie der Zustand des Hauses aussieht.

Von Nora Domschke
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Das Dach des Hauses am Lahmannring wurde bei einem Brand im Juni zerstört. Um das Gebäude vor weiteren Schäden zu schützen, soll ein Notdach gebaut werden.
Das Dach des Hauses am Lahmannring wurde bei einem Brand im Juni zerstört. Um das Gebäude vor weiteren Schäden zu schützen, soll ein Notdach gebaut werden. ©  Rene Meinig

Dresden. Mehr als drei Monate ist es her, dass ein großes Feuer das Mehrfamilienhaus am Lahmannring zerstörte. Es war am 19. Juni im Dachgeschoss ausgebrochen und bahnte sich seinen Weg durch die Wohnungen in der oberen Etage. Seitdem steht das Dach offen und Regen kann ungehindert in die darunterliegenden Räume hinein laufen. Um das zu verhindern, fordert die Stadt von den Eigentümern, dass das Gebäude mit einem sogenannten Notdach gesichert wird. Das gestaltet sich jedoch als schwierig.

Weil das bislang nicht geschehen ist und die Witterung im Herbst viel Regen mit sich bringt, hatte die Stadt kürzlich eine Begehung des Hauses angeordnet. Dabei wollten sich die zuständigen Ämter ein Bild vom Zustand des Gebäudes machen. "Ziel der Ortsbesichtigung war die Einschätzung, ob von dem Gebäude Lahmannring 17 eine Gefahr für die öffentliche Straße ausgeht", teilt das Bauaufsichtsamt auf Nachfrage von Sächsische.de mit. Deshalb sollte dessen Standsicherheit überprüft werden.

Niemand da zum Vor-Ort-Termin

Letztlich brachte der Vororttermin keine schnelle Lösung, denn die Hausverwaltung, die die Eigentümergemeinschaft aus Baden-Württemberg vertritt und den Termin mit der Stadt vereinbarte hatte, nahm nicht daran teil. Auch Mitarbeiter des Denkmalschutzamtes waren nicht vor Ort - "aus terminlichen Gründen", wie es heißt.

Die Experten des Bauaufsichtsamtes stellten dennoch fest, dass der Dachstuhl komplett abgebrannt und nur noch zum Teil vorhanden ist. Auf die übrigen Geschosse des Gebäudes habe der Brand nicht übergegriffen - das deckt sich allerdings nicht mit den Schilderungen von Mietern, die nach dem Feuer noch einmal in ihren Wohnungen waren.

Was ebenfalls viele Bewohner berichteten und nun auch die Bauaufsicht bestätigt: "Es gibt im gesamten Gebäude Wasserschäden." Tausende Liter Löschwasser waren vom Dach nach unten gelaufen.

Die gute Nachricht: "Die Standsicherheit des gesamten Gebäudes, außer dem Dachgeschoss, ist augenscheinlich durch den Brand nicht gefährdet." Der denkmalgeschützte Treppenraum sei vor den Räumungsarbeiten, die derzeit stattfinden, gesichert worden, damit es keine weiteren Schäden gibt.

Ungesichert ist allerdings das Dach, doch das soll sich so schnell wie möglich ändern. So wurden die Besitzer nun von der unteren Denkmalschutzbehörde dazu aufgefordert, ein Notdach zu errichten. "Vor der Sicherungsanordnung wurde die Hausverwaltung dazu aus verwaltungsrechtlichen Gründen angehört", erklärt das Bauaufsichtsamt.

Ein Blick in das Dach zeigt, welche großen Löcher das Feuer hinterlassen hat.
Ein Blick in das Dach zeigt, welche großen Löcher das Feuer hinterlassen hat. © Marion Doering

Baugenehmigung noch nicht beantragt

Viel mehr kann die Stadt vorerst nicht unternehmen, um das 1912 als Gästehaus für das Lahmann-Sanatorium errichtete Gebäude zu retten. Die Bauaufsicht ist nur dafür zuständig, dass von dem Haus keinen Gefahr ausgeht. Das sei nicht der Fall. Die öffentliche Straße und der Gehweg sind sicher, ebenso besteht keine Gefahr, dass das Gebäude einstürzt.

Dennoch kündigt die Behörde an, mit der Hausverwaltung und den Eigentümern in Kontakt zu bleiben und weitere geplante Sicherungsmaßnahmen zu besprechen. Wie es mit dem denkmalgeschützten Gebäude weitergeht, ist der Stadt nicht bekannt: "Der Wiederaufbau des Dachgeschosses bedarf einer Baugenehmigung, welche jedoch noch nicht beantragt worden ist."

Die Bauaufsichtsbehörde könne nicht beeinflussen, wann die Wohnungen wieder saniert werden und ob die Mieter wieder einziehen können. Das sei ein zivilrechtlicher Sachverhalt. Fest steht: Sollte es wieder als Wohnhaus genutzt werden, müssten die Eigentümer eine entsprechende Baugenehmigung beantragen, um es wieder bewohnbar herzurichten.

Wird das Haus überhaupt wieder aufgebaut?

Genau das ist das Ziel etlicher Mieter, die nach einer Sanierung unbedingt in ihre Wohnungen zurückkehren wollen und dort auch nach wie vor ihren Hauptwohnsitz haben. Die Eigentümergruppe, die in der BGB Gesellschaft Dresden "Weißer Hirsch" rund 20 Mitglieder vereint, will die bestehenden Mietverträge allerdings kündigen. Dagegen wehren sich die Mieter, inzwischen lägen der Hausverwaltung drei anwaltliche Widersprüche gegen die Kündigung vor, sagt Frank Jaeschke. Mit seiner Frau Ulrike gehört er zu insgesamt zehn der ursprünglich 38 Mietparteien, die zurückkehren wollen.

Dass das kein einfacher Weg werden könnte, ist Frank Jaeschke bewusst. Er sei entsetzt darüber, dass niemand von den Eigentümern oder der Hausverwaltung bei der Begehung mit der Bauaufsicht aufgetaucht ist. Das lasse die Frage offen, ob das Haus, das "zum kulturhistorischen Erbe Dresdens zählt", so Jaeschke, überhaupt wieder aufgebaut werden soll.

Immerhin habe er erfahren, dass das Notdach offenbar im Oktober errichtet wird. Eine Anfrage von Sächsische.de zur Zukunft der Villa ließen die Hausverwaltung und die Eigentümergemeinschaft bislang unbeantwortet.