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Linke fordern Bildungsticket für Dresdner Straßenschüler

Dresdner Schüler können für 15 Euro pro Monat durch die Stadt fahren. Das gilt noch nicht für alle. Das soll sich jetzt ändern.

Von Julia Vollmer
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Lehrer Manuel Neufeld (l.) unterrichtet Maximilian Vogt (M.) und Musie Selfan in der Dresdner Straßenschule. Das Ziel ist der Haupt- oder Realschulabschluss.
Lehrer Manuel Neufeld (l.) unterrichtet Maximilian Vogt (M.) und Musie Selfan in der Dresdner Straßenschule. Das Ziel ist der Haupt- oder Realschulabschluss. © René Meinig

Dresden. Für 15 Euro im Monat mit Bus und Bahn fahren: Das können Dresdens Schüler mit dem Bildungsticket seit letztem Sommer. Doch das Ticket gilt nicht für alle Schüler. Die jungen Menschen, die in der Straßenschule am Albertplatz ihren Schulabschluss nachholen wollen, sind bislang davon ausgekommen, da die Straßenschule nicht als Schule, sondern als Jugendhilfeprojekt gezählt wird. Das soll sich jetzt ändern.

Die Linksfraktion im Stadtrat fordert Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) in einem Antrag dazu auf, sich beim Sächsischen Wirtschaftsministerium dafür einzusetzen, dass die Teilnehmer der Straßenschule das Bildungsticket des Freistaates nutzen können. Als Zwischenlösung soll den Teilnehmern eine Abo-Fahrkarte zu den Konditionen des Bildungstickets von derzeit 15 Euro monatlich zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollen ihnen rückwirkend zum 1. August 2021 die entstandenen Kosten erstattet werden, welche ihnen bei der Absolvierung ihres Schulweges entstanden sind.

14 Schüler streben Schulabschluss an

"Die Straßenschule leistet einen wichtigen Beitrag innerhalb der Dresdner Bildungslandschaft, indem sie die soziale, schulische und berufliche Entwicklung junger Menschen in besonderen Lebenslagen fördert", so Linken-Stadträtin Anne Holowenko.

In der Straßenschule bereiten sich in diesem Jahr 14 Menschen auf ihre Prüfung vor, für ihren Haupt- oder Realabschluss. Das Projekt richtet sich unter anderem an ehemalige Straßenkinder. "Es müssen insgesamt neun Prüfungen absolviert werden, fünf davon mündlich", sagt Sozialarbeiter Marcus Bernhardt.

Seit vergangener Woche wird wieder in Präsenz unterrichtet, nach langer coronabedingter digitaler Lernphase.

Unterrichtet werden die Prüfungsfächer, die für den Schulabschluss relevant sind: Deutsch, Mathematik, Geografie und Co. "Denn am Ende des Schuljahres, im Mai, steht für die Schüler der Straßenschule die Schulfremdenprüfung an", so Beate Rohde, Sozialpädagogin an der Straßenschule. Vorbereitet werden die aktuell 19 Schüler von ehrenamtlichen Lernbegleitern und Honorardozenten, meist Studenten oder pensionierte Lehrer. Und gesucht werden weitere Dozenten. Viele der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben schon einen steinigen Weg hinter sich.

Drogen, Geldsorgen, Wohnungslosigkeit

"Manche unserer Teilnehmer haben keinen festen Wohnsitz, Drogen spielen eine große Rolle, Geldsorgen auch", erzählte Marcus Bernhardt, Sozialpädagoge bei der Straßenschule. Damit die Schüler möglichst angstfrei lernen können, kümmert er sich gemeinsam mit ihnen um eine Wohnung, Ämtergänge, und vermittelt sie an Suchtberatungsstellen.

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"Einige waren jahrelang nicht in der Schule und müssen sich erst wieder an eine Tagesstruktur gewöhnen", so Bernhardt. Am Nachmittag nach dem Unterricht bietet das Team dann Workshops in Musik, Fotografie und Kunst an. Oder sie reden und lernen einfach nur zusammen.