Verkürzte Kita-Zeiten: Purer Stress für Dresdner Eltern

Dresden. Kitas auf, Kitas zu: Die Coronapandemie stellt alle Dresdner, so auch die Eltern vor große Probleme. Zwar sind die Dresdner Kitas im Gegensatz zu denen in weiten Teilen Sachsens noch geöffnet. Dennoch leiden derzeit viele Mütter und Väter unter den stark eingeschränkten Öffnungszeiten in vielen Einrichtungen. Manche Kitas haben nun plötzlich nicht mehr von 6 bis 18 Uhr offen, sondern nur noch von 8 bis 15.30 Uhr. Auch wenn weder Erzieher, noch Einrichtungsleiter etwas für die Einschränkungen können, für die Eltern bedeutet das mitunter puren Stress.
"Die Erzieher geben ihr Bestes und niemand kann etwas für diese Pandemie, aber ich fange normalerweise 8 Uhr an zu arbeiten, kann aber derzeit meine Tochter erst 8 Uhr abgeben, das bedeutet für mich täglich viel Organisation", berichtet eine Mutter. So müsse sie immer mit ihrem Arbeitgeber verhandeln, dass sie später kommen kann, oder die Oma springt ein.
Wie ist die Situation in den Kitas?
Die vier AWO-Kitas in Dresden sind weiterhin im eingeschränkten Regelbetrieb und haben dahingehend auch die Öffnungszeiten angepasst, sagt Sprecher Andreas Szabo. "Das ist bei jeder Kita individuell, meist wird etwas später geöffnet und früher geschlossen, so 30 bis 60 Minuten, um das Bringen und Abholen der Kinder im Hinblick auf Betretungsverbote und Abstände zu gewährleisten." Eltern könnten ihre Verträge bei den Zeiten monatlich anpassen, falls Bedarf besteht.
Im eingeschränkten Regelbetrieb darf eine Betreuung von Kindern aus unterschiedlichen Gruppen, wie es frühmorgens oder am späteren Nachmittag in vielen Kita sonst üblich ist, nicht stattfinden, sagt auch die Stadt. "Da die Kinder in festen Gruppen mit festem Personal betreut werden, ist der eingeschränkte Regelbetrieb sehr personalaufwändig. In fast allen städtischen Kitas kommt es daher zu Einschränkungen in den Öffnungszeiten", heißt es aus dem Rathaus.
Dennoch werde eine Öffnungszeit von acht bis neun Stunden pro Tag in den städtischen Kitas fast überall angeboten. In städtischen Horten wird weitestgehend die Hauptbetreuungszeit abgedeckt. Im normalen Regelbetrieb bieten die städtischen Kindertageseinrichtungen mehrheitlich eine tägliche Betreuungszeit von zehn bis elf Stunden an.
Dresdens Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) räumt ein, dass es vor allem kurz nach der Öffnung im eingeschränkten Regelbetrieb Mitte Februar etliche Beschwerden gab, nicht nur wegen der gekürzten Öffnungszeiten, auch wegen des Infektionsschutzes. Inzwischen seien die Hygienekonzepte weiter verbessert worden.
Zudem konnten die Kitas in besonders schweren Fällen, also wenn beide Elternteile wirklich keine Möglichkeit hatten, ihr Kind später zu bringen oder eher zu holen, individuelle Lösungen finden, sodass das Kind trotzdem betreut wird. "Seit drei, vier Wochen habe ich dazu gar keine Beschwerden mehr auf dem Tisch", so Donhauser. Das liege auch daran, dass sich die Einrichtungen selbst um Lösungen bemühen.
Zahlen die Eltern die vollen Gebühren?
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Alle Eltern, die aufgrund eingeschränkter Öffnungszeiten in diesem Jahr vom 15. Februar bis einschließlich 31. März nicht die vertraglich vereinbarte Betreuungszeit in Anspruch nehmen konnten, erhalten die zu viel gezahlten Elternbeiträge vom Amt für Kindertagesbetreuung zurück.
Die Höhe der Erstattung ergibt sich aus der Differenz der tatsächlich angebotenen Betreuungszeit der jeweiligen Kindertageseinrichtung und der vertraglich vereinbarten Betreuungszeit pro Tag, erklärt die Stadtverwaltung.
An diesem Donnerstag entscheidet der Dresdner Stadtrat außerdem über jene Beiträge, die Eltern während der letzten Schließungszeit bezahlt haben. Sollten sich die Stadträte darauf verständigen, würden die Gebühren rückwirkend seit 14. Dezember für jene Familien erstattet, die die Notbetreuung nicht in Anspruch genommen haben.
Bemerken die Arbeitgeber die verkürzten Zeiten?
Ja, findet man etwa am Uniklinikum. "Insbesondere der spätere Beginn der Kitas am Morgen ist schwierig zu kompensieren, da in den meisten Bereichen des Uniklinikums feste Arbeitszeiten gelten", sagt die dortige Pressestelle. Das gelte für ärztliches, pflegerisches sowie technisches Personal. "Hier haben wir eine Anpassung der Dienstvereinbarung Arbeitszeit für mehr Flexibilität bei der Vereinbarung von Beruf und Familie vorgenommen. Außerdem wird Mobiles Arbeiten ermöglicht, wo es zum Berufsbild passt und der Mitarbeitende dies auch ermöglichen kann", so das Klinikum.
Trotzdem werde die Flexibilität des Personal stark beschnitten durch festgelegte Komm- und Abholzeiten in den Kitas. Die Kooperations-Einrichtungen des Uniklinikums sind sich der Problematik bewusst und versuchen flexibel zu reagieren. Bei kurzfristigen Änderungen der Öffnungszeiten hilft ein vom Klinikum finanzierter Babysitter, den die betroffenen Mitarbeiter in Anspruch nehmen können.
Auch im Städtischen Klinikum haben die geänderten Kita-Öffnungszeiten Auswirkungen. "Konkret sind unter anderem einige Mitarbeiter im OP-Bereich von eingeschränkten Öffnungszeiten betroffen und müssen den Dienstbeginn oder das Dienstende anpassen", teilt Sprecherin Viviane Piffczyk mit.
Auch Falk Lösch, Sprecher bei den Dresdner Verkehrsbetrieben, berichtet, dass einige Bus-und Bahnfahrer Probleme mit den Kitazeiten hätten. "Einige von ihnen mussten daher sogar von Voll- in Teilzeit wechseln."
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