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Thomas Böttcher: Vom Radio-Clown zum Tankwart

25 Jahre lang amüsierte Thomas Böttcher die Radiohörer in Sachsen. Mit über 50 musste er sich noch einmal neu erfinden - und steht bald in Dresden auf der Bühne.

Von Henry Berndt
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Auf der Bühne des Augusto Sommergartens wird Thomas Böttcher zu Tankwart Klaus.
Auf der Bühne des Augusto Sommergartens wird Thomas Böttcher zu Tankwart Klaus. © PR

Dresden. Auf Friseur hatte er keinen Bock. Trotzdem wollte Thomas Böttcher gern mal jemanden verkörpern, der alles hört. Anekdoten, Tratsch, Schicksale. An der Tankstelle folgte die Eingebung: Na klar, der Tankwart!

Der Böttcher, ist das nicht eigentlich der Mann aus dem Radio? Ein Vierteljahrhundert lang prägte er als Moderator das Privatradio in Sachsen und machte das breiteste Sächsisch salonfähig. Zusammen mit Uwe Fischer bildete er ein kongeniales Duo und brachte nach unzähligen Volksfest-Auftritten das Kunststück fertig, dass die Leute beim Hören auch das Gesicht des Radiomanns vor Augen hatten. Böfi war Kult.

2017 aber war plötzlich Schluss. Über die Details von damals will der Böttcher heute nicht mehr reden. "Ich bin 56 und habe keine Zeit, zurückzuschauen", sagt er. "Das, was vor mir liegt, ist kürzer." Missen wolle er die Zeit auf keinen Fall. "Ich kann mir heute aber nicht mehr vorstellen, nochmal eine Morningshow im Radio zu machen. Nach 25 Jahren ist es auch mal gut. Das reizt mich nicht mehr."

"Böfi muss mit": An der Seite von Uwe Fischer wurde Thomas Böttcher zur Radio-Legende.
"Böfi muss mit": An der Seite von Uwe Fischer wurde Thomas Böttcher zur Radio-Legende. © Radio RSA

Das Medium Radio aber schätze er noch immer sehr. Bei MDR Jump ist Böttcher regelmäßig mit seinem Tagebuch "Notizen aus der Provinz" zu hören.

Böttcher ist jetzt freier, kann und darf alles machen - es sollte aber möglichst auch funktionieren. "Ich musste mich nochmal komplett neu erfinden", sagt er. "Da gab es anfangs schon einige schlaflose Nächte." Heute gilt sein Dank vor allem seiner Frau Nancy, mit der er in Döbeln lebt, und seinen Fans. "Es gib viele tolle Leute, die mir auch in der schwierigen Zeit treu geblieben sind." Sein Fanclub hat inzwischen 5.000 Mitglieder.

Sie verfolgen genau, wo der frühere Kult-Radiomoderator inzwischen überall anzutreffen ist. Auch das Fernsehen ist ihm nicht mehr fremd. Das MDR-Format "Böttcher schafft das", für das er durch Mitteldeutschland wandert und sich dabei besonderen Herausforderungen stellt, fährt beachtliche Quoten ein. Außerdem hat er seinen eigenen Podcast "Dote Oma - Schmeckt nicht jedem!" und brachte bereits zwei Soloprogramme heraus.

Blumentipps gegen Ehekrisen

Seine aktuelle Show „Blasenfrei zapfen“ stammt bereits aus dem Jahr 2019, allerdings konnte er sie wegen der Corona-Krise bislang erst zehnmal spielen. "In diesem Jahr stand ich noch gar nicht auf der Bühne", sagt er.

Am Freitag, dem 30. Juli, wird sich das ändern. Dann schlüpft er im Augusto Sommergarten vorm Haus der Presse an der Dresdner Ostra-Allee in die Rolle des Tankwarts Klaus. Dessen freie Tankstelle ist seit Generationen in Familienbesitz. Eine Säule, kleiner Shop, Waschanlage. Hier gibt es Blumentipps gegen Ehekrisen, laktosefreie Eiswürfel fürs verwöhnte Gör oder ein Fläschchen Frostschutzmittel, falls der Rotwein aus dem Tetrapak gar zu sauer schmeckt.

Bei der Vorbereitung der Show wurde Böttcher von seinem Freund Frank beraten, der eine echte Tankstelle besitzt. "Die realen Geschichten sind schon so witzig, dass man gar nichts mehr hinzufügen muss", sagt er. Zum Beispiel die von den Jugendlichen, die lieber das teure Bier von der Tanke kaufen, weil das gekühlt ist. "Saufen mit Niveau", nennt Böttcher das.

Die Show „Blasenfrei zapfen“ mit Thomas Böttcher startet am Freitag 19.30 Uhr im Augusto Sommergarten an der Ostra-Allee.

Die Tickets gibt es für knapp 25 Euro beim SZ Ticketservice.