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"Touristen aus Russland und Asien kommen kaum nach Dresden"

Sebastian Klink ist der neue Chef des Dresdner Tourismusverbandes und spricht über die steigenden Energiekosten, das Absenken der Pooltemperatur und die Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft.

Von Julia Vollmer
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Der neue Chef des Tourismusverband ist Sebastian Klink, Direktor des Bilder-Bellevue Dresden.
Der neue Chef des Tourismusverband ist Sebastian Klink, Direktor des Bilder-Bellevue Dresden. © René Meinig

Dresden. Nach dem Rücktritt des bisherigen Vorsitzenden Johannes Lohmeyer ist Sebastian Klink neuer Interimschef des Tourismusverbandes Dresden. Der 41-Jährige ist auch Direktor des Bilderberg-Hotels Bellevue Dresden. Er tritt in keiner einfachen Zeit für die Branche an. Die Energiepreise und die nach wie vor hohen Coronazahlen sind Herausforderungen für den Tourismus in Dresden.

Preissteigerung in vielen Bereichen

"Wir erleben steigende Preise bei der Energie und auch bei den Lebensmitteln und müssen daher natürlich als Branche auch die Preise für die Zimmer und Speisen und Getränke erhöhen. Im Schnitt um 10 bis 20 Prozent", so Klink. Einige Restaurants würden, um zu sparen, die Öffnungszeiten kürzen, andere die Speisekarten. "Dann stehen auf der Karte nur noch 10 statt 20 Gerichte", sagt er.

In seinem Bellevue hätten sich die Energiekosten mehr als verdoppelt. Er muss jetzt, wie alle anderen sparen. "Die Pooltemperatur haben wir um vier Grad gesenkt und die Sauna öffnet jetzt von 16 bis 22 Uhr, statt vorher von 6 bis 22 Uhr", so der Hotelchef.

Fachkräftemangel bleibt ein Problem

Eine weitere große Herausforderung, die bleibt, beschäftigt die Branche seit Jahren: Es gibt zu wenige Köche, Kellner und Restaurantfachleute. Klink bringt es pragmatisch auf den Punkt: "Wir sprechen schon lange nicht mehr von Fachkräftemangel, sondern von Arbeitskräftemangel. Fachkräfte gibt es ohnehin zu wenige, aber auch bei ungelernten Kräften freuen wir uns über jeden, den wir bekommen können", so Klink.

In der Dresdner Gastronomie gibt es in diesem Jahr einen leicht positiven Trend bei der Nachwuchsgewinnung. Während es 2020 nur 82 Koch-Azubis gab, entschieden sich 2021 insgesamt 100 junge Frauen und Männer für die Ausbildung zum Koch oder zur Köchin. Für das aktuelle Lehrjahr gab es Ende Juni 38 unterschriebene Lehrverträge, so Lars Fiehler, Sprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK), die auch für die Gastronomie zuständig ist. Einen leichten Aufwärtstrend gab es zuletzt außerdem bei den Berufsanfängern als Restaurantfachmann oder -fachfrau. 59 Azubis gab es hier 2021, während es 2020 noch 47 und 2019 nur 56 waren.

Immer wieder ist zu hören aus der Branche, egal ob aus der Hotellerie oder der Gastronomie, der Nachwuchs wünsche sich mehr Work-Life-Balance, also ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Job und Privatleben. Die Bereitschaft, abends und am Wochenende zu arbeiten, sinke. Klink kennt das Thema. Fragt man ihn, wie man dem begegnen könne, antwortet er: "Ich bin seit ich 18 Jahre alt war in der Branche, und ich sehe klar einen Vorteil darin, auch mal montags und am Dienstag freizuhaben, wenn ich am Wochenende gearbeitet habe."

Touristen aus Russland und Asien kommen kaum

Mit Spannung erwartet die Branche nun das Weihnachtsgeschäft. Nachdem das Sommergeschäft für den Tourismus laut Klink gut gelaufen war, bemerkt er für den Oktober eine "leichte Zurückhaltung, aber keinen Einbruch". Bisher laufe das Adventsgeschäft für Dresden gut.

"Vor allem die Wochenenden sind gut gebucht, in der Woche ist noch Luft." Sorge bereitet ihm, dass durch den Angriffskrieg, den Putin gegen die Ukraine führt, kaum russische Touristen nach Dresden kommen. Vor Corona stellten sie eine große Gruppe. "Auch das Asiengeschäft läuft noch sehr verhalten", sagt er. Dafür kommen wieder mehr Menschen aus anderen europäischen Ländern nach Dresden. Durch die Pandemie sei zuletzt vor allem der Inlandstourismus gut gelaufen.