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Neues Gremium: Wann die Bewacher für die Dresdner Dampfer eingreifen

Für die historische Dresdner Flotte gibt es jetzt einen Wächterrat. Er achtet darauf, dass auch ein entscheidendes Versprechen der Eigentümer erfüllt wird.

Von Christoph Springer
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Die Dresdner Dampfer sollen nicht "kaputt gebaut" werden, wenn es neue technische Anforderungen gibt. Darauf achtet jetzt ein Wächterrat.
Die Dresdner Dampfer sollen nicht "kaputt gebaut" werden, wenn es neue technische Anforderungen gibt. Darauf achtet jetzt ein Wächterrat. © Archiv/Sven Ellger

Dresden. Seit mehr als zweieinhalb Jahren redet der Senior-Chef darüber, jedem hat er gern erzählt, was er plant. Einen sogenannten Wächterrat, ein Gremium, das auf Historisches achtet, dessen Erhalt und Verwendung. Und das eingreift, wenn Hilfe nötig ist. Nicht mit Geld, mit Kontakten, Ideen und Rat, sofern die Verantwortlichen für die Schiffe selbst nicht weiterkommen. Der Wächterrat wacht über die neun historischen Dresdner Dampfer.

Jetzt ist Robert Straubhaar am Ziel. Der Senior-Chef der Weißen Flotte Sachsen GmbH, der das Dresdner Unternehmen im Herbst 2020 aus der Insolvenz gerettet hat, ist seit einer Woche Präsident eines neuen Gremiums. Seinen Chefposten bei der Flotte hat er schon vor einigen Monaten an seinen Sohn Victor Straubhaar abgegeben, jetzt leitet der Senior aus Basel den Wächterrat.

Der Rat soll die "Kulturerbe Dampfschiffe Dresden GmbH", der die historischen Schiffe gehören, ab sofort bei deren Erhalt beraten. Zugleich soll er dafür sorgen, dass sie in Dresden bleiben, immer.

Und er soll im Auge behalten, wie die Weiße Flotte Sachsen GmbH mit seinem Sohn als einem von zwei Geschäftsführern mit den Schiffen umgeht, sie betreibt, sie einsetzt und pflegt. Eine Aufgabe, für die sich Straubhaar Unterstützung geholt hat. Zwölf Personen stark soll der Wächterrat Ende Oktober sein, jetzt gehören dazu fünf Personen.

"Die Dampfschiffe sind ein Stück vom Alltag, sie leben"

"Da musste ich nicht lange überlegen", beschreibt einer von ihnen die Bedenkzeit, die er bis zur Zusage seiner Mitarbeit brauchte. "Die Dampfschiffe sind ein Stück vom Alltag, sie leben." Ex-Ministerpräsident Stanislaw Tillich erwartet, dass zum Beispiel sicherheitstechnische Anforderungen in Zukunft zunehmen. Dann müsse man einerseits versuchen, diese Anforderungen zu erfüllen, andererseits aber auch dafür sorgen, dass "das Besondere anerkannt wird". Wie bei einem Lanz-Traktor, der heute ja auch noch fahren darf, wenn er alle technischen Voraussetzungen dafür erfüllt.

Auch Ex-TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen gehört zum Wächterrat. "Dresden ohne die Weiße Flotte ist für mich gar nicht denkbar", erklärt er den Stellenwert, den die Dampfer für ihn haben. Seine Aufgabe und die aller anderen Mitglieder im Wächterrat soll sein, immer dann zu helfen, wenn die Flotte in Bedrängnis gerät.

Straubhaar erklärt das so: Der Wächterrat soll zum Beispiel helfen, "wenn jemandem der Rauch nicht passt, der zum Kamin rausbläst". Sollte irgendwann der Gedanke kommen, die Schiffe sollte batteriebetrieben fahren, könnte das eine Herausforderung für den Wächterrat sein. Oder wenn die Bestimmung greift, dass sie eigene Kläranlagen an Bord haben müssten. "Bei so etwas würden wir die Schiffe kaputt bauen, sie würden noch schwerer und wir könnten weniger fahren."

Flotte anpassen, ohne an Anforderungen zu scheitern

Also immer dann, wenn es darum geht, neue technische Anforderungen, Umweltvorgaben oder Sicherheitsregeln so anzupassen, dass auch die Flotte sie erfüllen kann, ohne daran zu scheitern. Dann sollen die Wächter eingreifen, ihre Kontakte nutzen, Gespräche führen und Lösungen suchen, die dann auf der Werft umgesetzt werden können. Auch der dauerhafte Erhalt der Werft selbst als Wartungs- und Reparaturort der Schiffe ist ein Thema für den Wächterrat.

Für Beratungen plant das Gremium regelmäßige Treffen, die Aufgabe des Ratspräsidenten übernehmen abwechselnd ein Vertreter der Schiffseigentümer, so wie jetzt Robert Straubhaar, und ein Vertreter des Vereins "Weiße Flotte Dresden - Freunde der Sächsischen Dampfschiffahrt".

Gewechselt wird jährlich. Aktuell gehören neben Straubhaar, Tillich und Müller-Steinhagen Verkehrsmuseum-Chef Michael Vogt und Rechtsanwältin Nicole Scholze als Vertreterin des Freunde-Vereins zum Präsidium des Rats.