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Wie geht es mit Dresdner Unischule weiter?

Der Schulversuch der TU Dresden benötigt mehr Platz. Dafür hat der Bildungsbürgermeister vier Möglichkeiten vorgeschlagen. So sieht die Lösung aus.

Von Nora Domschke
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Die Plattenbauschule in der Cämmerswalder Straße im Dresdner Süden ist schon im nächsten Schuljahr zu klein für die Unischule. Nun muss eine schnelle Lösung gefunden werden.
Die Plattenbauschule in der Cämmerswalder Straße im Dresdner Süden ist schon im nächsten Schuljahr zu klein für die Unischule. Nun muss eine schnelle Lösung gefunden werden. © René Meinig

Dresden. Die Universitätsschule ist beliebt bei Dresdner Eltern - das zeigen die Anmeldezahlen für die Grund- und Oberschule des Schulversuchs, den die Technische Universität (TU) Dresden ins Leben gerufen hat. An der Oberschule haben sich für das kommende Schuljahr 92 Kinder auf 83 Plätze beworben, bei der Grundschule waren es sogar 130 Schüler auf 75 Plätze.

Gegründet wurde die Unischule 2019 mit rund 200 Schülern, mittlerweile lernen dort etwa 400 Kinder. Und die Unischule soll weiter wachsen - perspektivisch soll die Schule bis 2026 mehr als 1.000 Kindern und Jugendlichen in 42 Klassen Platz bieten.

Die Unischule ist eine öffentliche und kostenfreie Grund- und Oberschule in städtischer Trägerschaft. Das heißt, für das Schulgebäude und den gesamten Standort ist die Landeshauptstadt zuständig. "Die Schule wird sehr gut angenommen", sagt Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU), der noch einmal betont, dass die Stadt als Träger die richtige Entscheidung war. Nun geht es allerdings darum, wie der Schulstandort so vergrößert wird, sodass alle Schüler Platz haben und zugleich das spezielle Konzept des Schulversuchs umgesetzt werden kann. Denn: Die Unischule soll als Gemeinschaftsschule um den gymnasialen Bildungsweg erweitert werden.

Was macht die Unischule so besonders?

Im öffentlichen Schulversuch der Stadt Dresden und der TU Dresden wird seit 2019 in einem deutschlandweit einmaligen Reallabor an der Schule der Zukunft gearbeitet. 15 Jahre lang sollen an der Unischule innovative Lehr- und Lernmethoden erprobt und erforscht werden. Unabhängig von ihrem sozialen und kulturellen Hintergrund sollen die Schüler einen optimalen Zugang zur Bildung bekommen, sollen motiviert und neugierig gemacht werden. Kurzum: Die Kinder sollen Spaß an Schule und Lernen haben. Dafür nutzen die Kinder an der Unischule vorwiegend digitale Lehrmittel - allein diese digitale Ausstattung kostet jährlich 250.000 Euro. Die Corona-Zeit hat allerdings auch deutlich gezeigt, wie wichtig der Umgang damit ist.

Die Unischule wird von Forschern wissenschaftlich begleitet, und ihre Erkenntnisse sollen wichtige Impulse für die Bildungspolitik geben. Dabei geht es etwa um die Frage, wie sich der Schulalltag und auch die Ausbildung von Lehrern verändern und an anderen Schulen übernommen werden könnten.

Schon jetzt ist die Aus- und Weiterbildung von Lehrern ein wichtiger Bestandteil der Arbeit an der Unischule.

Welche Vorschläge macht die Stadt für die Erweiterung?

So ein Schulversuch braucht Platz. Das betonten Unischule und TU von Beginn an. Das Schulhaus an der Cämmerswalder Straße in Plauen wurde in den 1970er-Jahren gebaut, 2019 notdürftig saniert und wird schon ab dem kommenden zu klein sein.

Donhauser hat nun vier Optionen vorgestellt, wie und wo die Schule vergrößert werden kann. Variante 1 sieht vor, dass die Klassenstufen 1 bis 3 künftig in einem Schulhaus am Höckendorfer Weg lernen - das ist rund 650 Meter vom jetzigen Standort entfernt. Die Viert- bis Zwölftklässler bleiben in der Cämmerswalder Straße. Kosten würde diese Variante rund 37 Millionen Euro. Das lehnt die Unischule laut Donhauser aber ab, weil altersübergreifendes Lernen Teil des Konzeptes ist und so nicht mehr umsetzbar wäre.

Mit der Variante 2 ziehen alle Klassenstufen in den Höckendorfer Weg und nutzen für den Sportunterricht die Anlagen an der Cämmerswalder Straße, die in dieser Variante zunächst unsaniert bleiben. Diese Variante kostet 40 Millionen Euro, später wären weitere 15 Millionen Euro für die Sportanlagen nötig.

Eine andere Idee - Variante 3 - wäre, die Unischule für ein weiteres Jahr am jetzigen Standort zu belassen, um einen neuen Standort stadtweit zu suchen und zu klären, wie das finanziert wird. Dann müssten an der Cämmerswalder Straße zwischenzeitlich Schulcontainer, sogenannte Mobile Raumeinheiten (MRE), aufgestellt werden.

Variante 4 zufolge bleibt alles so wie es ist: Statt als Gemeinschaftsschule mit Gymnasium würde die Unischule weiterhin als Grund- und Oberschule geführt.

Was wünschen sich Unischule und TU?

Maria Völzer ist bei der TU Dresden für die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes Universitätsschule zuständig. "Die Schulgemeinschaft ist zu dem Thema Sanierung und Erweiterung in engem Austausch mit dem Schulverwaltungsamt", teilt sie auf SZ-Anfrage mit. Das Gespräch solle zunächst direkt mit den am Prozess Beteiligten fortgesetzt werden.

"Eltern und Leitung werden die beschriebenen Szenarien prüfen, wobei die Umsetzbarkeit des pädagogischen Konzepts stets im Mittelpunkt steht", betont Maria Völzer. Eine Entscheidung dazu soll im Rahmen einer Schulkonferenz getroffen werden. Allerdings ergänzt sie noch: "Die Schulgemeinschaft wünscht sich, dass sie den Schulversuch als Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe an zwei Standorten vollziehen darf."

Was soll das neue Lernhaus kosten?

Seit Sommer 2020 sind im städtischen Haushalt 24 Millionen Euro für die Sanierung und Erweiterung des Unischul-Standortes eingeplant. Ein Jahr vorher waren noch rund 44 Millionen Euro für einen Neubau eingeplant, diese Summe wurde aber in den coronabedingten Kürzungen reduziert.

Aktuellen Kostenschätzungen der städtischen Tochtergesellschaft Stesad zufolge müssten 55 bis 60 Millionen für einen angemessenen Standort investiert werden. Die Stesad hat die Planungen übernommen, damit das Bauprojekt möglichst schnell realisiert werden kann.

Um die Idee eines Lernhauses für eine der ersten sächsischen Gemeinschaftsschulen umzusetzen und sich an den Kosten zu beteiligen, haben die Schulgemeinschaft und der Verein Universitätsschule Dresden in Eigeninitiative Unterschriften und Spenden gesammelt. Bis zum April kamen dafür 2,3 Millionen Euro zusammen - gespendet von der TU Dresden Aktiengesellschaft, von Stiftungen, aber auch von Eltern. Ziel ist es, insgesamt 6,5 Millionen Euro an Spenden zusammenzubekommen.

Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hatte daraufhin in Aussicht gestellt, dass die Stadt für jeden Spendeneuro einen Euro aus dem Haushalt zur Verfügung stellt. Dem muss allerdings der Stadtrat noch zustimmen.

Mit diesem Finanzierungsmodell kämen im besten Fall 37 Millionen Euro zusammen. Nach jetzigem Stand der Spenden sind es 28,6 Millionen Euro - es fehlen also mehr als 20 Millionen Euro, sollte der neue Standort rund 50 Millionen Euro kosten.

Fest steht: Der Zeitdruck ist enorm, so Donhauser, denn die Schule wächst in den kommenden Jahren schnell.

Wie geht es nun weiter?

Tatsächlich haben sich Stadt und Unischule inzwischen auf eine Variante geeinigt. Donhauser bezeichnet sie als Variante 2a. Sie sieht vor, dass im Schulhaus am Höckendorfer Weg die Klassenstufen 1 bis 10 lernen solle. Die Elfer und Zwölfer nutzen künftig das Gebäude in der Cämmerswalder Straße, wo sich auch die Sportanlagen befinden. Zunächst werden die beiden Schulhäuser für rund 37 Millionen Euro saniert, später folgt die Erneuerung der Sportanlagen für rund 16 Millionen Euro.

Damit ist ein erster Schritt auf dem Weg zur größeren Unischule erledigt: Die Stesad hat nun konkrete Vorgaben, die in die Planungen einfließen sollen. Im zweiten Schritt wird die Stadtverwaltung eine Vorlage für den Stadtrat erarbeiten, die die Umwandlung zur Gemeinschaftsschule vorschlägt. Danach muss der Stadtrat den Bauplänen zur Variante 2a zustimmen. Donhauser rechnet allerdings nicht damit, dass diese Beschlüsse vor dem Herbst getroffen werden können.