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Wiener Platz in Dresden: Wird noch mit Drogen gehandelt?

Seit Oktober ist der Wiener Platz vorm Hauptbahnhof wieder ein Kriminalitätsbrennpunkt. Was Polizei, Ordnungsamt und Streetworker vor Ort erleben.

Von Julia Vollmer
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Am Wiener Platz in Dresden sind täglich tausende Menschen unterwegs.
Am Wiener Platz in Dresden sind täglich tausende Menschen unterwegs. © Marion Doering

Dresden. Mitte 2021 war der Wiener Platz von der Liste der "herausragenden Kriminalitätsbrennpunkte" verschwunden. Seit Oktober 2022 steht er wieder darauf. "Offenbar war der Kriminalitätsrückgang am Wiener Platz seit Mai 2021 nicht nachhaltig, sondern pandemiebedingt", so der Dresdner Polizeipräsident Lutz Rodig.

Wie bewertet die Polizei die Lage auf dem Wiener Platz?

Inzwischen gebe es wieder Anzeichen dafür, dass sich "am Einfallstor zur Dresdner Innenstadt - ähnlich wie schon 2018 - eine Drogenanbieterszene etabliert". Das schließt die Polizei aus Einsatzergebnissen, Hinweisen von Geschäftsleuten und Beschwerden von Touristen.

Nun führt die Polizei wieder mehr Einsätze auf dem Wiener Platz durch, gemeinsam mit dem Ordnungsamt, bei denen zivile und Beamte in Uniform vor Ort sind. Die Zivilbeamten sollen beobachten, fotografieren und filmen und so den Kauf und Verkauf von Rauschgift dokumentieren. Mittlerweile liegen erste Ergebnisse vor.

Wie viele Straftaten wurden am Wiener Platz verübt?

In diesem Jahr zählte die Dresdner Polizei bis Stand zum 22. Februar 71 Straftaten. "Darunter 21 Diebstahlsdelikte, 16 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, sechs Körperverletzungsdelikte und fünf Raubdelikte", so Sprecher Marko Laske.

Mitte Januar gab es zuletzt einen größeren Einsatz zur Kriminalitätsbekämpfung auf dem Wiener Platz sowie der Prager Straße. Im Ergebnis fertigten die Beamten elf Anzeigen. Sechs Menschen im Alter zwischen 20 und 26 Jahren müssen sich wegen des illegalen Besitzes von Betäubungsmitteln verantworten.

Gegen einen 25-jährigen Mann wurde danach wegen des Verdachts des Handels mit illegalen Betäubungsmitteln ermittelt. Er hatte offenbar an zwei Personen Betäubungsmittel verkauft, so die Polizei. Bei der Kontrolle fanden Polizisten bei ihm unter anderem zwei Cliptütchen mit Cannabis.

Bleibt der Wiener Platz damit weiterhin ein Kriminalitätsschwerpunkt?

Hier wollen sich weder Polizei noch Ordnungsamt klar äußern. "Aktuell ist der Wiener Platz als herausragender Kriminalitätsbrennpunkt eingestuft. Die Einstufung gilt vorbehaltlich bis Ende September 2023", sagt Marko Laske. Derzeit werde es keine neue Bewertung geben, eine Prognose könne er also derzeit nicht treffen.

Die Einstufung des Wiener Platzes als Kriminalitätsschwerpunkt erfolgte durch die Polizei, so die Stadt. "Insofern wird hierzu keine Einschätzung vorgenommen", heißt es aus dem Rathaus.

Wie unterstützt die Stadt die Einsätze?

Der Gemeindliche Vollzugsdienst des Ordnungsamtes unterstützt die Maßnahmen der Polizei am Wiener Platz. "So gehen Polizei und Ordnungsamt nach wie vor gemeinsam regelmäßig vor Ort auf Streife. Im Fokus der Polizei stehen die im Bereich des Wiener Platzes verübten Straftaten", so die Stadt. Das Ordnungsamt konzentriert sich vor allem auf "Ruhestörungen, Vermüllen oder öffentliches Urinieren". Festgestellte Verstöße würden geahndet.

Eingreifen musste das Ordnungsamt in diesem Jahr aber kaum. Der Dresdner Bußgeldbehörde liegen für das Jahr 2023 bisher nur zwei Ordnungswidrigkeitenanzeigen vor.

Machen die Streetworker andere Beobachtungen?

Mehrfach pro Woche sind die Streetworker von "Safe DD" vor Ort am Wiener Platz. "Wir erleben ihn vorrangig als Durchgangsplatz für Menschen, die aus Richtung Bahnhof in Richtung Shopping-Meile laufen und umgedreht", sagt Sozialarbeiter Alexander Beuschel.

Die Polizeipräsenz sei gefühlt zurückgegangen. Vereinzelt treffen sein Team und er Gruppen am Platz an, die dort jedoch nicht dauerhaft verweilen, sondern sich eher auf ein bis drei Getränke beschränken und dann weiter ziehen. "Darüber hinaus treffen wir auf Menschen, die den Platz fürs Betteln nutzen oder sich aufgrund seiner zentralen Lage dort verabreden und dann von dort aus weiter ziehen", sagt Beuschel. Letzteres betrifft vor allem Menschen aus dem EU-Ausland, die sich nach ihrer Tagesaktivität treffen und beispielsweise von dort aus gemeinsam ins Nachtcafé fahren.

Der Platz ist geprägt von großer Dynamik und Vielfalt, beobachten die Streetworker. "Wir treffen selten kontinuierlich über mehrere Tage die gleichen Menschen dort an", sagt Alexander Beuschel. Durch die Polizeieinsätze beobachtet Beuschel, dass Personen, die sich früher häufig auf dem Platz aufgehalten haben, heute nicht mehr kommen.