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Kriminalitätsschwerpunkt Wiener Platz in Dresden: "Im Gros sind es Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz"

Seit 2022 ist das Areal um den Wiener Platz in Dresden "herausragender Kriminalitätsschwerpunkt". Wie viele Straftaten die Polizei dort registriert und was die Streetworker beobachten.

Von Julia Vollmer
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Über den Wiener Platz in Dresden wird schon lange debattiert.
Über den Wiener Platz in Dresden wird schon lange debattiert. © Archiv/Marion Doering

Dresden. Er ist das Einfallstor in die Dresdner Innenstadt: der Wiener Platz am Hauptbahnhof. Ein großes Gewimmel herrscht dort jeden Tag. Dresdnerinnen und Dresdner sowie Touristen laufen durch die Shoppingmeile. Sie treffen sich, tauschen sich aus und halten sich auch längere Zeit dort auf. Auch Menschen ohne eigenes Zuhause.

2022 hatten Polizei und die Stadt Dresden den Wiener Platz wieder als "gefährlichen Ort" und "Kriminalitätsschwerpunkt" eingestuft und kontrollieren dort seitdem noch häufiger. Erst vergangene Woche war die Polizei erneut in der Innenstadt im Einsatz. Schwerpunkte bildeten der Wiener Platz sowie die Prager Straße. "Die Beamten kontrollierten 17 Personen. Im Ergebnis fertigten sie zwei Strafanzeigen", hieß es von den Beamten. Sie fanden bei einem 22-Jährigen und bei einem 28-Jährigen Cannabis. Gegen die Tatverdächtigen wird nun wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt.

Mitte Mai ein ähnlicher Bericht. Im Ergebnis der Kontrollen fertigten die Beamten sieben Strafanzeigen. "Hier fanden die Beamten bei drei Personen Cannabis. Gegen den 30-jährigen Tunesier, 23-jährigen Syrer und die 15-jährige Deutsche wird nun wegen unerlaubten Besitzes von Betäubungsmitteln ermittelt", so die Polizei.

Wie bewerten Polizei und die Stadt aktuell die Lage?

Fragt man Polizeisprecher Marko Laske, ob es aktuell gerechtfertigt ist, dass der Wiener Platz und Bereiche der Prager Straße als "herausragender Kriminalitätsschwerpunkt" klassifiziert sind, sagt er: "Eine Überprüfung findet jährlich statt, also im September. Aktuell ist eine Verschiebung insbesondere in den Bereich des Rundkinos festzustellen." Bleibt also abzuwarten, wie die Polizei sich im Herbst äußert.

Insgesamt 110 Straftaten wurden laut Polizei bislang in diesem Jahr festgestellt. "Im Gros handelt es sich um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, also Besitz, Erwerb und Handel", sagt Laske. Im Jahr 2023 hätten bisher 16 Einsätze stattgefunden.

Was sagt das Ordnungsamt zum Wiener Platz?

Das Ordnungsamt antwortet ausweichend auf die Frage nach der Bewertung der Situation am Platz. "Die Einstufung erfolgte durch den Polizeivollzugsdienst, insofern kann hierzu keine Einschätzung vorgenommen werden."

Die Zahl der in diesem Jahr festgestellten Ordnungswidrigkeiten auf und am Wiener Platz hält sich allerdings stark in Grenzen. "Der Bußgeldbehörde liegen für den angefragten Zeitraum acht Ordnungswidrigkeitenanzeigen vor." Die Hälfte der angezeigten Verstöße bildet das "nicht gestattete Verrichten der Notdurft auf den öffentlichen Straßen und Grün- und Erholungsanlagen", antwortet die Stadt auf die Anfrage. Die Frage nach den übrigen Verstößen lässt sie unbeantwortet.

Wie oft ist das Ordnungsamt dort im Einsatz? Der Wiener Platz sowie die Prager Straße bilden laut Rathaus einen Kontrollschwerpunkt. Das Areal werde regelmäßig bestreift, genaue Antworten fehlen. Der Fokus des Gemeindlichen Vollzugdienstes liege dabei auf "Ruhestörungen, Vermüllen oder öffentliches Urinieren", heißt es.

Wie bewerten Streetworker die Lage?

Im Herbst vergangenen Jahres hatten sich einige wenige Händler über Müll und Dreck sowie "Wegelagerei" am Platz beschwert. Sozialarbeiter Alexander Beuschel von SafeDD ist mit seinem Team mehrfach pro Woche am Wiener Platz und in der Altstadt unterwegs. Sie kümmern sich um Menschen mit Suchterkrankungen sowie um wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Personen.

Sozialarbeiter Alexander Beuschel am Wiener Platz.
Sozialarbeiter Alexander Beuschel am Wiener Platz. © Sven Ellger

"Wir nehmen die Vermüllung am Platz wahr, aber aus unseren Beobachtungen wird diese nicht von unseren Adressaten verursacht, eher von Menschen, die sich nur kurz aufhalten und dann weitergehen", sagt Beuschel. Vor Ort seien auch bettelnde Menschen und Pfandsammler unterwegs, aber auch von ihnen gehe keine Verschmutzung des Ortes aus. "Wir sind an mehreren Tagen in der Woche am Wiener Platz vor Ort, das ist einer unserer Schwerpunkte nach wie vor, und beraten die Menschen", so Streetworker Beuschel. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen von SafeDD arbeitet er auch in der Neustadt, Friedrichstadt, Prohlis und Gorbitz mit den Menschen.

Diese Konstruktionen sind seit Kurzem am Platz zu sehen.
Diese Konstruktionen sind seit Kurzem am Platz zu sehen. © SZ/Julia Vollmer

Vor Ort am Platz fallen in diesen Tagen merkwürdige Konstruktionen auf. Es drängt sich der Verdacht auf, hier sollen Menschen davon abgehalten werden, sich dort niederzulassen und aufzuhalten. Die Stadt erfährt erst über eine Anfrage von Sächsische.de davon. "Die Landeshauptstadt hat die abgebildeten 'Konstruktionen' nicht selbst aufgestellt und prüft gerade ihren Ursprung und deren Abbau", heißt es. Die angefragten Händler lassen Anfragen dazu unbeantwortet.