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Woher kommen die Friedensplakate in Dresden?

In den Tagen um den 13. Februar befassen sich Künstler mit dem Gedenken an 1945. Die Motive auf dem Jorge-Gomondai-Platz kommen vielen bekannt vor.

Von Henry Berndt
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Motive zum Nachdenken auf dem Jorge-Gomondai-Platz: Künstler Lars P. Krause mit Tochter Fritzi.
Motive zum Nachdenken auf dem Jorge-Gomondai-Platz: Künstler Lars P. Krause mit Tochter Fritzi. © Sven Ellger

Dresden. Das Zitat des Dalai Lama ist so zeitlos wie wahr: "In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz." Ein Banner mit dieser Aufschrift hängt gerade auf dem Jorge-Gomondai-Platz in der Neustadt an einem Bauzaun. Auf einem weiteren Banner in ähnlicher Optik ist ein Mädchen mit Stirnband zu sehen, das mit seinen Händen ein Herz formt.

Doch wer hat diese Plakate aufgehängt? Die Initiative WOD – Weltoffenes Dresden, ein 2014 gegründeter Zusammenschluss von Kulturinstitutionen, hatte zu einer gemeinsamen Plakataktion im öffentlichen Raum vom 9. bis 22. Februar eingeladen, um auf diese stille Art der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg zu gedenken. Ziel ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Ereignissen vom 13. Februar 1945.

An mehreren Stellen in der Stadt, darunter auf dem Theaterplatz, auf dem Altmarkt und auf dem Postplatz sind Plakate zu sehen.

Auf dem Jorge-Gomondai-Platz ist derzeit ein Zitat des Dalai Lama zu lesen.
Auf dem Jorge-Gomondai-Platz ist derzeit ein Zitat des Dalai Lama zu lesen. © PR/Stephan Böhlig

Die auffälligen Banner auf dem Jorge-Gomondai-Platz haben das Tanznetz Dresden und das Klubnetz Dresden gemeinsam mit dem Dresdner Illustrator und Grafiker Lars P. Krause beigesteuert.

"Frieden ist immer noch nicht selbstverständlich", sagt Thomas Natzschka, Sprecher des Tanznetzes Dresden. "Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie schnell eine Normalität durch eine neue abgelöst werden kann und welche gesellschaftlichen Kraftanstrengungen dies beinhaltet."

Die genutzten Motive erinnern an das acht Meter hohe Wandgemälde an der Bautzner Straße, mit dem Lars P. Krause Ende August 2019 kurz vor der Landtagswahl in Sachsen Aufmerksamkeit erregte. Auf dem Bild war damals ein Mädchen zu sehen, das eine weiße Rose in eine Wahlurne steckte. Diese besondere Form des Wahlaufrufs hatte Krause damals mit demselben Dalai-Lama-Zitat kombiniert.

Mit einem acht Meter hohen Wandbild warb Lars P. Krause 2019 für die Landtagswahl.
Mit einem acht Meter hohen Wandbild warb Lars P. Krause 2019 für die Landtagswahl. © Tobias Ritz

"Normalerweise mag ich solche Wiederholungen nicht, aber diesmal was es der ausdrückliche Wunsch des Klubnetzes, die Worte noch einmal zu nutzen", sagt der 50-jährige Künstler, dessen Siebdrucke vor allem in der Musikbranche international gefragt sind. Stars wie Iggy Pop, Billy Talent und die Foo Fighters bewarben mit seinen Motiven bereits ihre Tourneen.

Dass das Bündnis Weltoffenes Dresden auch in diesem Jahr auf symbolische Zusammenkünfte verzichtet und lieber Bilder sprechen lässt, findet Krause richtig. "Andernfalls würde man schnell falsche Assoziationen zu Spaziergängen wecken", sagt er. So aber könne jeder die Statements für sich selbst entdecken und sich Gedanken machen.

"Ich hoffe, die Motive bleiben ungeschändet", sagt Krause und spielt damit auf die Skulptur "Trauerndes Mädchen im Tränenmeer" auf dem Heidefriedhof an, die vor wenigen Tagen schwer beschädigt wurde.

Eine Übersicht der Gedenkveranstaltungen und Aktionen in Dresden rund um den 13. Februar finden Sie hier.