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Über 7.000 offene Wohngeld-Anträge in Dresden

Viel mehr Dresdnerinnen und Dresdner haben Anspruch auf Unterstützung. Das Rathaus kommt nicht hinterher mit der Bearbeitung. Das führt zu großen Problemen für die Betroffenen.

Von Julia Vollmer
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In Dresden haben mehr Menschen Anspruch auf Wohngeld. Doch die Mitarbeiter in der Verwaltung kommen mit der Bearbeitung nicht mehr hinterher.
In Dresden haben mehr Menschen Anspruch auf Wohngeld. Doch die Mitarbeiter in der Verwaltung kommen mit der Bearbeitung nicht mehr hinterher. © Monika Skolimowska/dpa

Dresden. Raus aus der eigenen Wohnung. Von heute auf morgen. Rund 600 Zwangsräumungen gab es in den letzten anderthalb Jahren in Dresden. Mietschulden sind meist der Grund. Ebenfalls eine Ursache: Viele Betroffene warten monatelang auf ihr Wohngeld, wie Sozialarbeiter berichten. Seit der Wohngeldreform gibt es zwar mehr Wohngeldberechtigte in Dresden, doch die Stadt kommt mit der Bearbeitung nicht hinterher. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie viele offene Wohngeld-Anträge gibt es in Dresden?

Derzeit sind 7.031 Anträge noch offen. Die Stadt begründet das mit der Flut an Anträgen, aber auch mit deren Unvollständigkeit - "weil zum Beispiel Angaben zu Haushaltsmitgliedern und Wohnkosten oder wichtige Unterlagen wie Mietvertrag oder Lohnbescheinigungen fehlen." In diesen Fällen fordere das Sozialamt die Informationen noch nach.

Zuletzt hatte die Verwaltung auf Saechsische.de-Anfrage mehrfach betont, mehr Personal einstellen zu wollen, um das Prozedere zu beschleunigen. Derzeit bearbeiten insgesamt 81 Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter die Anträge. Aktuell dauert die Bearbeitung etwa 15 Wochen.

Mit der geplanten Aufstockung um weitere 14 Beschäftigte soll diese Zeit auf vier bis sechs Wochen reduziert werden. Die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen nach und nach eingearbeitet werden.

Wie viele Wohngeld-Anträge sind eingegangen?

Im ersten Quartal 2023 hat das Sozialamt 8.911 neue Wohngeldanträge für Dresdner Haushalte bewilligt. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 5.426. Das ist ein Anstieg um 64,2 Prozent.

Ein Dresdner Wohngeldhaushalt hat durchschnittlich 1,7 Mitglieder und bezieht 286 Euro pro Monat. Am 31. März 2023 bezogen insgesamt 8.498 Haushalte in Dresden Wohngeld.

Gingen im ersten Quartal 2022 insgesamt 5.931 Anträge ein, stieg die Anzahl der Anträge im ersten Quartal 2023 auf 11.650. "Es zeigt sich: Mehr Menschen sind auf Wohngeld angewiesen. Ich rate den Dresdnerinnen und Dresdnern, eine Beantragung zu prüfen. Es ist Ihr gutes Recht, diese Unterstützung in Anspruch zu nehmen!", so Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke).

Wer Wohngeld bekommt, kann auch Bildungs- und Teilhabeleistungen für Schüler beantragen oder den Dresden-Pass nutzen.

Welche Probleme bereitet der Antragsstau?

Andreas Schuppert von der Dresdner Caritas beobachtet, dass die langen Bearbeitungszeiten der Ämter ein großes Problem sind. "Die Bewilligung von Wohngeld dauert viel zu lange. Die Klienten geraten in eine finanzielle Schieflage, zumal kaum Sparpotentiale bei den Ratsuchenden vorhanden sind", sagt er.

Wenn dann die Nachzahlung komme, könne sie gepfändet werden. "Dieses Problem führt häufig zur Kündigung der Wohnung", sagt er. Die Caritas bietet Beratung und Unterstützung bei der Bewältigung der Probleme, vor allem bei der Bearbeitung von Behördenanträgen, die oft kompliziert sind.

Auch Katharina Fritzsche, Awo-Fachreferentin für Soziale Dienste und Beratung, beobachtet: "Schwierig ist auch die Umstellung auf das Bürgergeld und der damit verbundene bürokratische Aufwand." Der Anspruch auf Wohngeld bedeute häufig die Beantragung vorrangiger Leistungen, was mit zusätzlichem zeitlichem Aufwand verbunden sei.

"Das Verfahren zur Wohngeldbeantragung ist sehr kompliziert. An dieser Stelle ist eine Vereinfachung des Verfahrens zu fordern sowie eine bessere Abstimmung zwischen den einzelnen Institutionen wie Jobcenter, Sozialamt und Unterhaltsvorschusskasse."

Wie kann Wohngeld beantragt werden?

Das Wohngeld kann sowohl digital als auch analog beim Sozialamt beantragt werden. Unter www.dresden.de/wohngeld kann der Antrag ausgefüllt und versandt werden. "Onlineanträge sind meist vollständiger und somit sind weniger Nachforderungen nötig. Der digitale Wohngeldrechner ermöglicht eine erste Selbsteinschätzung, ob Anspruch besteht", so die Stadt.

Neuanträge in Papierform können im Bearbeitungszentrum, Ferdinandplatz 1, dienstags von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr sowie donnerstags von 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr abgegeben werden. Folgeanträge werden weiterhin im Sozialamt, Junghansstraße 2, entgegengenommen und bearbeitet.