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Zeitreise per VR-Brille: Dresdner Geschichte auf Sächsisch

Bei einer virtuellen Zeitreise werden Dresdner und Touristen durch die barocke Altstadt kutschiert. In der Vorweihnachtszeit ist nun auch ein Blick in die deutsche Geschichte möglich.

Von Nora Domschke
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Lisa Schulz (2.v.r.) und Jonas Rothe (r.) haben im Time-Ride nicht nur eine virtuelle Reise ins barocke Dresden im Angebot. In der Vorweihnachtszeit gibt es einen Zeitraffer der deutschen Geschichte zu erleben.
Lisa Schulz (2.v.r.) und Jonas Rothe (r.) haben im Time-Ride nicht nur eine virtuelle Reise ins barocke Dresden im Angebot. In der Vorweihnachtszeit gibt es einen Zeitraffer der deutschen Geschichte zu erleben. © Marion Doering

Dresden. Die virtuelle Kutschfahrt durch das barocke Dresden im Jahr 1719 können Besucher schon seit 2018 im Taschenbergpalais erleben. Anlässlich des vierjährigen Jubiläums hat sich das Team um den Dresdner Time-Ride-Gründer Jonas Rothe nun aber noch etwas anderes einfallen lassen.

Zum einen ist die Zeitreise in das Dresden von August dem Starken überarbeitet und neu gestaltet worden. Zum anderen können Dresdner und Touristen vom 1. bis 23. Dezember eine weitere Reise in die Vergangenheit machen.

In zehn Minuten ermöglicht eine neue virtuelle Tour im Zeitraffer den Einblick in die deutsche Geschichte. Von den Römern in Köln über den Aufbruchs Barbarossas zu den Kreuzzügen in Regensburg, das bürgerliche Frankfurt im 19. Jahrhundert und das 1945 zerstörte Dresden bis hin zum Fall der Berliner Mauer - in 14 Szenen sind historisch bedeutsame Ereignisse aus rund 2.000 Jahren Geschichte zu erleben.

Die Deutschland-Zeitreise führt auch über den in der Bombennacht 1945 zerstörten Altmarkt. Das Germania-Denkmal in der Mitte des Platzes war kaum beschädigt, wurde aber Ende der 1940er-Jahre beseitigt.
Die Deutschland-Zeitreise führt auch über den in der Bombennacht 1945 zerstörten Altmarkt. Das Germania-Denkmal in der Mitte des Platzes war kaum beschädigt, wurde aber Ende der 1940er-Jahre beseitigt. © Bild: Time-Ride

Dabei schaut der Besucher nicht nur in eine festgelegte Richtung, sondern kann sich um die eigene Achse drehen. Alle digitalen Bilder dazu sind auf einer sogenannten Virtual-Reality-Brille hinterlegt. Zu den einzelnen Szenen gibt es kurze Erklärungen und eine Einordung in den geschichtlichen Kontext.

Einziger Nachteil dieses "Time-Ride Go"-Erlebnisses in der Vorweihnachtszeit: Die zehnminütige Tour wird vorrangig im Freien angeboten. "Sollte das Wetter sehr schlecht sein, müssen wir schauen, ob drinnen Platz ist", erklärt Jonas Rothe.

Fürstenhochzeit in Dresden neu gestaltet

Denn der Platz im Warmen ist eigentlich den Besucher der Fürstenhochzeit im Jahre 1719 vorbehalten. Auch dort hat sich seit der Eröffnung im Dezember 2018 einiges verändert. Im ersten Saal - dem Spiegelsaal - begeben sich die Gäste nun mitsamt eines persönlichen Zeremonienmeisters gut 300 Jahre zurück in die sächsische Geschichte. Unterhaltsam blickt er in die wechselvolle Zeit, als das Adelsgeschlecht der Wettiner herrschte. Dazu sind digitale Ansichten des alten Dresdens und anderer sächsischer Städte zu sehen.

Anschließend geht es weiter in den völlig neu konzipierten zweiten Raum, der sich mit der Sicht des einfachen Volkes auf die opulente Fürstenhochzeit beschäftigt. Auf einer Gauklerbühne wird in einem Papiertheater - auch das ist digital animiert - dem "Volk aufs Maul geschaut". Und zwar buchstäblich.

Im Barock sehr beliebt: Das Papiertheater, das im Time-Ride die Fürstenhochzeit thematisiert - und zwar aus Sicht des einfachen Volkes.
Im Barock sehr beliebt: Das Papiertheater, das im Time-Ride die Fürstenhochzeit thematisiert - und zwar aus Sicht des einfachen Volkes. © Marion Doering
Mit einer VR-Brille erleben die Besucher eine Tour durch das barocke Dresden. Die Kutsche bewegt sich dabei und suggeriert eine echte Kutschfahrt durch den Schlamm der Dresdner Altstadt.
Mit einer VR-Brille erleben die Besucher eine Tour durch das barocke Dresden. Die Kutsche bewegt sich dabei und suggeriert eine echte Kutschfahrt durch den Schlamm der Dresdner Altstadt. © Marion Doering
Mehrere Historiker haben sich damit beschäftigt, wie Dresden um 1719 ausgesehen hat. Die Kutsche streift auch das Leben der einfachen Bevölkerung vor den Stadtmauern.
Mehrere Historiker haben sich damit beschäftigt, wie Dresden um 1719 ausgesehen hat. Die Kutsche streift auch das Leben der einfachen Bevölkerung vor den Stadtmauern. © Time-Ride
Über die hölzerne Brücke fährt der Besucher mit der virtuellen Kutsche durch das Kronentor in den Zwingerhof.
Über die hölzerne Brücke fährt der Besucher mit der virtuellen Kutsche durch das Kronentor in den Zwingerhof. © Time-Ride
Alle Figuren und Gebäude wurden am Computer digital erschaffen. Auf der Fahrt durch den Zwinger winkt August der Starke sogar vom Balkon.
Alle Figuren und Gebäude wurden am Computer digital erschaffen. Auf der Fahrt durch den Zwinger winkt August der Starke sogar vom Balkon. © Time-Ride

Mit viel Sarkasmus kommentieren die "normalen" Dresdner der damaligen Zeit in breitestem Sächsisch die Ereignisse am sächsischen Hof. Sechs Millionen Taler soll das Fest, das zwei Wochen lang im Zwinger ausschweifend gefeiert wurde, gekostet haben.

Kutschfahrt durch schlammige Gassen des historischen Dresdens

Von den Feierlichkeiten selbst kann sich der Besucher auf der Kutschfahrt, die in der damaligen Gerbergasse vor den Toren der Dresdner Altstadt beginnt und bis hinein in den Zwinger führt, ein eigenes Bild machen. Die virtuelle Tour zu den legendären Feierlichkeiten von Prinz August II. und Prinzessin Maria Josepha bleibt – technisch überarbeitet – der Höhepunkt der Zeitreise im Taschenbergpalais.

Damit historisch alles korrekt abgebildet ist und erklärt wird, beschäftigt Time-Ride drei fest angestellte studierte Historiker, die alte Ansichten der Stadt in Augenschein nehmen und erhaltene Dokumente aufarbeiten. Insgesamt 20 Mitarbeiter kümmern sich in den Time-Ride-Studios in Köln um die digitale Umsetzung. Neben Dresden hat die 2016 von Jonas Rothe gegründete Time-Ride GmbH auch in Köln, München, Berlin und Frankfurt Standorte, an denen die jeweilige Geschichte der Region beleuchtet wird.

In Dresden sei das Durchschnittsalter der Besucher mit 45 Jahren vergleichsweise hoch, erzählt Jonas Rothe. Viele ältere Dresdner würden die Chance nutzen, "ihr" Dresden in der Vergangenheit und insbesondere zu Augusts Zeiten zu besuchen. "Was wir dann sehr oft hören: 'Verrückt, was mit Technik heute alles so möglich ist.'"

Die Deutschland-Zeitreise

Tickets: Regulär: 10 Euro / Ermäßigt: 8 Euro, Dauer: rund zehn Minuten

Die Zeitreise ins Barock

Tickets: Regulär: ab 12,50 Euro / Ermäßigt: ab 11 Euro, Dauer: rund 45 Minuten

Buchung

Tickets gibt es online unter: www.timeride.de/dresden, E-Mail: [email protected], Telefon: 0351 48433790, Time-Ride Dresden, Taschenberg 3