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Dresdnerin zündet ihre Wohnung an und flüchtet vor der Feuerwehr

Eine 74-Jährige hat an Ostern ihre Wohnung in Dresden-Seidnitz in Brand gesteckt. Die paranoide Rentnerin wird nun in einer Klinik untergebracht.

Von Alexander Schneider
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Eine psychisch kranke Frau hat am Ostermontag in Dresden ihre Wohnung angezündet. Die Feuerwehr hat dank schneller Alarmierung das Schlimmste verhindert. Jetzt prüfte das Landgericht Dresden, welche Gefahr von der 74-Jährigen ausgeht.
Eine psychisch kranke Frau hat am Ostermontag in Dresden ihre Wohnung angezündet. Die Feuerwehr hat dank schneller Alarmierung das Schlimmste verhindert. Jetzt prüfte das Landgericht Dresden, welche Gefahr von der 74-Jährigen ausgeht. © Symbolfoto/SZ/Uwe Soeder

Dresden. Dank der schnellen Alarmierung hielten sich die Folgen eines Wohnungsbrandes in Grenzen. Am Ostermontag hatte eine hochbetagte Frau nachmittags in ihrer Wohnung im zweiten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Hepkestraße in Seidnitz mehrere Brände gelegt. Die Feuerwehr war in wenigen Minuten vor Ort und verhinderte, dass sich die Flammen zu einem "Vollbrand" ausbreiten konnten.

Schwieriger als das Löschen war es, auch die alleinstehende Wohnungsinhaberin zu retten. Zunächst hatte man versucht, den Balkon der Wohnung über die Drehleiter zu erreichen. Doch es fehlten ein paar Meter. Daher wollten die Männer die Frau mit Leitern von ihrem Balkon holen. Das lehnte sie jedoch ab – und verschwand in ihrer verqualmten Wohnung.

Schließlich kam die Feuerwehr über das Treppenhaus, brach die Tür auf und rettete die Frau auf einer Trage. Einsatzkräfte berichteten, sie hätten zuvor die Frau auf ihrem Balkon tanzen sehen – und sie hatte die Wohnungstür von innen verriegelt und verkeilt.

Die 74-Jährige befindet sich seitdem in einer psychiatrischen Klinik. Sie leidet seit Jahrzehnten an einer psychischen Krankheit und ist daher nicht schuldfähig. In ihren Prozess am Landgericht Dresden, ihr wurde schwere Brandstiftung vorgeworfen, ging es daher um ihre Unterbringung. Denn von der Angeschuldigten könnte eine Gefahr für die Allgemeinheit ausgehen.

Hexen, Teufel und tote Kinder

Es ist eine tragische Geschichte: Die Frau ist bereits seit Ende der 70er Jahre auffällig, war mindestens 17 Mal stationär in Behandlung. Sie leidet an einer paranoiden Schizophrenie, die so weit fortgeschritten ist, dass sie ihr Umfeld in ihren Wahn integriert hat - neben Angehörigen auch eine Nachbarin.

Es geht um getötete Kinder, sexuellen Missbrauch, Teufel und Hexen. Selbst starke Medikamente würden kaum helfen. Immerhin, so ein psychiatrischer Gutachter, bewirkten sie, dass man sich mit der Frau unterhalten könne.

Die Angeschuldigte fällt seit Jahren mit weniger dramatischen Vorfällen auf und ist polizeibekannt – aber nie war es so gefährlich wie zu Ostern. Auch in der Verhandlung redete sie von "Menschenfressern" und Ähnlichem. Warum sie ihre Wohnung angezündet hatte, blieb auch in der Beweisaufnahme ungeklärt. Sicher sei hingegen, dass nur die Rentnerin als Urheberin der Brände infrage käme, sagte der Staatsanwalt.

Die Ermittler hatten drei Brandherde festgestellt, zwei kleinere in der Küche und auf dem Balkon sowie einen ernstzunehmenden auf und vor allem unter einer kleinen Kommode und dem Fußbodenbelag. Auf mehr als 30.000 Euro wurden die Schäden in der Wohnung beziffert. Glücklicherweise wurden keine weiteren Wohnungen oder gar Menschen in Mitleidenschaft gezogen, auch das dank der schnellen Alarmierung eines Zeugen.

Das Gericht ordnete die Unterbringung der Frau in einer psychiatrischen Klinik an. Es sei jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Patientin einmal in eine betreute Wohnform umziehen könne, wie es Verteidiger Peter Braun gefordert hatte, wenn Gutachter zu dem Schluss kommen, dass von der Patientin keine Gefahr mehr ausgeht.