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Moderne Kameras für Waldschlößchentunnel

Spinnen können keinen Fehlalarm mehr auslösen. Welche Perspektiven es fürs Waldschlößchen, andere Dresdner Tunnel und die Überwachungszentrale gibt.

Von Peter Hilbert
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Kaum noch Sichtungen: Kamerablick in den Dresdner Waldschlößchentunnel. Insgesamt überwachen 33 Kameras die Röhren.
Kaum noch Sichtungen: Kamerablick in den Dresdner Waldschlößchentunnel. Insgesamt überwachen 33 Kameras die Röhren. © Foto: SZ/Hilbert

Dresden. Dieses Jahr steht für die Waldschlößchenbrücke ein Jubiläum bevor. Im August jährt sich die Eröffnung zum 10. Mal. Doch schon im Februar 2013 hatte die Reicker Tunnel-Betriebszentrale ein halbes Jahr vor Eröffnung der Waldschlößchenbrücke den Betrieb aufgenommen. Seitdem hat Leiter Olaf Zimmermann mit seinem heute zwölfköpfigen Team von Operatoren von dort aus nicht nur die modern ausgestatten Röhren rund um die Uhr im Blick, sondern auch den Bramschtunnel und den am Wiener Platz sowie das gesamte Dresdner Ampelsystem.

Rund um die Uhr haben dieser und elf weitere Überwacher die Tunnel am Waldschlößchen im Blick.
Rund um die Uhr haben dieser und elf weitere Überwacher die Tunnel am Waldschlößchen im Blick. © Sven Ellger

Die Tunneltechnik: Bessere Kameras und Sensoren

Der Waldschlößchentunnel ist über Lichtwellenleiterkabel an die Betriebszentrale in der Lohrmannstraße angeschlossen. 33 Kameras mit Videodetektoren erfassen das Geschehen an jeder Ecke des Tunnels. Sie schwenken immer zu den Brennpunkten des Geschehens. „Wir haben jetzt an den Tunnelportalen vier alte analoge Kameras durch digitale ersetzt“, erklärt Straßenbauamtschefin Simone Prüfer. Dadurch sei die Bildqualität erheblich besser geworden, was sich vor allem nachts auszahlt.

Spezielle Sichttrübe-Messgeräte erfassen, wenn verstärkt Rauch aufsteigt, und schalten die 19 Lüfter stufenweise zu. Brandmeldeanlagen reagieren auf einen Temperaturanstieg, lösen in der Rettungsleitstelle Alarm aus und schließen die Schranken vor den Tunnelportalen.

Allerdings hatte schon eine Spinne für Verwirrung gesorgt, als sie auf einen Sensor krabbelte, der dann Rauchentwicklung signalisierte. „Auch dafür haben wir jetzt eine Lösung“, sagt Tunnelmanager Sebastian Sorek. Getestet wurden Sensoren mit einem moderneren Arbeitsprinzip, bei dem Spinnen nicht mehr zu solchen Fehlmeldungen führen. Die alte Technik soll jetzt schrittweise ersetzt werden.

Die Überwachung: Fahrraddieb ergreift die Flucht

Überwachungschef Udo Zimmermann, Straßenbauamtsleiterin Simone Prüfer und Tunnelmanager Sebastian Sorek (l.) freuen sich, dass es Fortschritte bei der Überwachung der Röhren am Waldschlößchen und bei anderen Dresdner Tunneln gibt.
Überwachungschef Udo Zimmermann, Straßenbauamtsleiterin Simone Prüfer und Tunnelmanager Sebastian Sorek (l.) freuen sich, dass es Fortschritte bei der Überwachung der Röhren am Waldschlößchen und bei anderen Dresdner Tunneln gibt. © Sven Ellger

Beim Waldschlößchentunnel zahlt es sich aus, dass vor dem Portal der westlichen Tunnelzufahrt von der Bautzner Straße 2019 eine große Schranke auf dem Randstreifen montiert wurde. Denn vor dort aus waren einst einige Fußgänger illegal in den Tunnel eingedrungen. „Jetzt haben wir höchstens noch einen im Monat“, berichtet Überwachungschef Zimmermann. „Dann rufen wir ihn über unsere Lautsprecheranlage an, dass er zügig den Tunnel verlässt.“ Schließlich muss die Röhre in dieser Zeit gesperrt werden. Macht der Eindringling gleich wieder kehrt, hat es sich oft nach zwei Minuten erledigt. Das sei im Großteil der Fälle so. Falls nicht, rufen die Überwacher die Polizei.

Doch auch Diebstähle außerhalb des Tunnels konnten bereits verhindert werden, erklärt Operator Jens Ulbrich. Er hatte an der Stützwand neben dem Tunnelportal einen Mann mit einem Bolzenschneider gesichtet, der das Schloss eines abgestellten Fahrrads knacken wollte. Als Ulbrich ihn über die Lautsprecher ansprach, habe er erschrocken das Weite gesucht.

Schwarzradler sichten die Überwacher derzeit ein- bis zweimal wöchentlich, in der wärmeren Radsaison hingegen drei- bis viermal. Fast ausschließlich fahren sie bergab in Richtung Brücke.

Die Unfälle: Tendenz sinkend

Die meisten Unfälle im Tunnel hatte es 2015 gegeben, als es 14mal krachte. Seitdem ist die Tendenz leicht sinkend, erklärt die Straßenbauamtschefin. Im vergangenen Jahr gab es drei Unfälle im Tunnel und an den Zufahrten.

Die Überprüfungen: Graffiti schlagen negativ zu Buche

Diese Schranke schreckt am Portal des Waldschlößchentunnels seit 2019 illegale Eindringlinge ab.
Diese Schranke schreckt am Portal des Waldschlößchentunnels seit 2019 illegale Eindringlinge ab. © Peter Hilbert

Zweimal jährlich, im April und November, wird die Sicherheitstechnik überprüft. Dazu zählen unter anderem die Videodetektoren, die Schranken oder die Notrufeinrichtungen. Dabei muss eine Tunnelröhre gesperrt werden. Keine Einschränkung ist hingegen nötig, wenn viermal jährlich die Brandmeldeanlagen inspiziert werden. Bei der letzten großen Prüfung hatten die elf verschiedenen Bauwerke gute Noten bekommen. Oft führen Graffiti-Schmierereien oder Vandalismusschäden vor den Portalen und an Stützwänden außerhalb der Röhren zu einer schlechteren Bewertung.

Die anderen Röhren: Bessere Kameras für Bramschtunnel

Der 2002 fertiggestellte Bramschtunnel wurde technisch aufgerüstet. 18 ältere Kameras wurden durch digitale ersetzt. „An den Portalen haben wir außerdem acht Schwenk-Neigekameras installiert, mit denen wir jede Ecke überwachen können“, sagt Tunnelmanager Sorek.

Nicht auf dem neuesten Stand ist der im Jahr 2000 übergebene Tunnel am Wiener Platz. In den nächsten Jahren soll er noch mit Videokameras, Lautsprechern und weiteren Überwachungsanlagen, so für die Luftqualität; ausgerüstet werden.

Die neue Leitzentrale: Neubau soll 2027 fertig werden

Die Überwachung und das Verkehrsmanagementsystem, das künftig alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt, sollen deutlich besser werden, kündigt Amtschefin Prüfer an. 2027 soll die neue Leitzentrale in einem Neubau in Betrieb gehen. Für die technische Ausstattung sind schon 7,5 Millionen Euro geplant. Das Geld für den Neubau ist aber noch nicht im Haushalt vorgesehen.