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Neuer Anschluss für Dresdner Hightech-Firmen

Im Norden siedeln sich immer mehr Unternehmen der Halbleiterbranche an. Doch deren massiv mehr gewordene Abwässer müssen entsorgt werden.

Von Peter Hilbert
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Ralf Strothteicher vor dem neuen Bosch-Werk in Dresden-Rähnitz. Der Geschäftsführer der Stadtentwässerung unternimmt mit seinem Team viel, damit die Mikroelektronikindustrie im Dresdner Norden gute Abwasser-Anschlüsse bekommt.
Ralf Strothteicher vor dem neuen Bosch-Werk in Dresden-Rähnitz. Der Geschäftsführer der Stadtentwässerung unternimmt mit seinem Team viel, damit die Mikroelektronikindustrie im Dresdner Norden gute Abwasser-Anschlüsse bekommt. © Hilbert

Dresden. Seit der Wiedervereinigung ist viel unternommen worden, das einst völlig marode Dresdner Kanalnetz zu sanieren. Immerhin ist das rund 1.800 Kilometer lang. Wegen großer Industrie-Ansiedlungen und des Bevölkerungswachstums sind die Abwassermengen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Waren es 2019 noch etwa 32,2 Millionen Kubikmeter, so sind es 2020 schon rund 33 Millionen gewesen. Bis 2025 soll die Menge bis auf 33,6 Millionen Kubikmeter wachsen.

Über zehn Kilometer lang wird der neue Dresdner Nordkanal. Durch ihn werden zu 95 Prozent industrielle Abwässer zum Klärwerk kaditz fließen.
Über zehn Kilometer lang wird der neue Dresdner Nordkanal. Durch ihn werden zu 95 Prozent industrielle Abwässer zum Klärwerk kaditz fließen. © SZ Grafik

Die Hauptadern sind der Altstädter Abfangkanal links der Elbe und der Neustädter auf der anderen Flussseite. Vom knapp 17 Kilometer langen Altstädter Hauptkanal sind schon 13,4 Kilometer saniert. Beim 6,6 Kilometer langen Neustädter Pendant wurde 2021 das letzte Stück bis zum Klärwerk Kaditz instandgesetzt.

Doch das wird künftig nicht mehr reichen. Schließlich haben sich in den vergangenen Jahrzehnten im Dresdner Norden zwischen Hellerau, Wilschdorf und Klotzsche mehrere Mikroelektronik-Betriebe angesiedelt. Die Halbleiterindustrie im Dresdens Norden wächst rasant. Im Zeitraum von 2016 bis 2021 hat sich die Abwassermenge um mehr als drei Millionen Kubikmeter pro Jahr erhöht. "Damit ist das Kanalnetz zunehmend überlastet", erklärt Ralf Strothteicher, Geschäftsführer der Stadtentwässerung.

Deshalb plant die Stadtentwässerung, einen 10,5 Kilometer langen Hauptkanal für die Abwässer der Betriebe zu bauen, den Industriesammler Nord. "Das ist unser größtes Bauvorhaben." Mit dem 45,4 Millionen Euro teuren Großprojekt sollen das rechtselbische Kanalnetz entlastet und die Möglichkeiten für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen werden. "Künftig leiten wir das Abwasser von den Gewerbegebieten direkt zur Kläranlage", erklärt Strothteicher. "Damit entsteht ein dritter großer Abfangkanal in Dresden."

Bisher fließen diese Abwässer zum Neustädter Abfangkanal und dann zum Kaditzer Klärwerk. Der neue Kanal soll im Gewerbegebiet von Infineon an der Königsbrücker Straße beginnen, dann über den Heller bis zum A 4-Anschluss Wilder Mann führen (siehe Grafik). In dem Bereich ist der Anschluss aus dem Gewerbegebieten Wilschdorf mit Gobalfoundries geplant. Der neue Industriesammler soll dann weiter entlang der Autobahn bis zum Klärwerk Kaditz verlaufen.

Investitionschef Torsten Seiler von der Stadtentwässerung hat mit seinem Team große Pläne umzusetzen. Hier steht er im Sommer 2021 am Beginn des dritten großen Hauptkanals in den Dresdner Norden am Klärwerk Kaditz. Der Anschluss wurde bei der Sanierung de
Investitionschef Torsten Seiler von der Stadtentwässerung hat mit seinem Team große Pläne umzusetzen. Hier steht er im Sommer 2021 am Beginn des dritten großen Hauptkanals in den Dresdner Norden am Klärwerk Kaditz. Der Anschluss wurde bei der Sanierung de ©  privat

Der erste, sieben Kilometer lange Abschnitt soll vom Klärwerk entlang der A4 bis zum Anschluss Wilder Mann errichtet werden und dann weiter bis zur Radeburger Straße am Rähnitzer Gewerbegebiet unweit des Autobahnanschlusses Hellerau. "Im vergangenen Jahr haben wir sehr gute Fortschritte bei der Planung gemacht", sagt er. So konnten die Trasse festgelegt, Grundstücke gesichert und Genehmigungen von wichtigen Behörden eingeholt werden.

Die Arbeiten an der etwa einen Meter starke Abwasserleitung sollen Ende 2022 beginnen, erklärt der Abwasser-Chef. Ende 2024 sollen die Arbeiten am ersten Abschnitt abgeschlossen werden. Geplant ist, dafür rund 32 Millionen Euro zu investieren. Für dieses Projekt sollen Fördermittel eingeworben werden. Damit werden auch die an ihrer Leistungsgrenze arbeiteten Kanäle auf der Neustädter Seite entlastet.

Der dritte große Dresdner Hauptkanal soll bis zum Infineon-Werk an der Königsbrücker Straße führen.
Der dritte große Dresdner Hauptkanal soll bis zum Infineon-Werk an der Königsbrücker Straße führen. © Marion Doering

Geplant wird auch am zweiten Abschnitt des Industriesammlers, der weiter am Moritzburger Weg bis zum Infineon-Standort an der Königsbrücker Straße führt. Geplant ist, die etwa 60 Zentimeter starke Röhre ab 2025 bis Ende 2026 für rund 13,4 Millionen Euro zu bauen.