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Neustädter Hauptkanal komplett saniert

Eine gewaltige Röhre wurde schneller als geplant verlegt. Wie Dresdens Verkehr von der besonderen Technologie profitierte.

Von Peter Hilbert
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Bauleiter Mirko Knechtel begutachtet die neu eingebaute Röhre. Mittlerweile fließt bereits Abwasser hindurch.
Bauleiter Mirko Knechtel begutachtet die neu eingebaute Röhre. Mittlerweile fließt bereits Abwasser hindurch. © Peter Hilbert

Dresden. Die Stadtentwässerung hat eine Großaktion geschafft. Seit wenigen Tagen fließt das Abwasser wieder durch den Neustädter Hauptkanal, der auch Abfangkanal genannt wird, bis zum Klärwerk Kaditz. Seit 2018 war das letzte große Stück ab dem Ballhaus Watzke abschnittsweise saniert worden. Bei einem Pressetermin haben Geschäftsführer Ralf Strothteicher und Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) Details des Großprojekts erläutert. Trotz des großen Aufwandes konnte der Termin gehalten werden, so die Bürgermeisterin. Auch die geplanten Kosten von rund 26 Millionen Euro seien im Limit geblieben.

Hier wird ein zwei Tonnen schweres Kunststoffteil in die tiefe Baugrube gehoben. Im Mai waren alle Teile in den alten Kanal eingebaut.
Hier wird ein zwei Tonnen schweres Kunststoffteil in die tiefe Baugrube gehoben. Im Mai waren alle Teile in den alten Kanal eingebaut. © Peter Hilbert

Schon seit 1910 fließt die braune Brühe durch die rechtselbische Abwasser-Hauptschlagader von der Prießnitzstraße bis zum Klärwerk Kaditz. Immerhin handelt es sich dabei um ein Drittel der Dresdner Abwässer, die durch die Röhre fließen, die zwischen 1904 und 1907 gebaut wurde.

Der Abschnitt zwischen dem Diakonissen-Krankenhaus und der Marienbrücke befindet sich in gutem Zustand. Zwischen 2004 und 2009 wurde der Abfangkanal auf der Leipziger Straße bis zum Ballhaus Watzke abschnittsweise saniert, erklärte Strothteicher. Von 2018 bis Anfang 2020 war der Abschnitt unter der Scharfenberger Straße zwischen Ballhaus Watzke und dem Ende der Flutrinne saniert worden. Danach kam das letzte, 1,5 Kilometer lange Stück an die Reihe. Es beginnt an der Micktener Böcklinstraße und verläuft unter der Scharfenberger Straße bis zum Klärwerk. Damit dies möglich war, haben Leitungsbauer 2020 eine insgesamt 2,5 Kilometer lange Super-Pipeline gebaut. Über diese Ersatztrasse floss seit November bis vor wenigen Tagen das Abwasser durch die Flutrinne zum Klärwerk.

Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen und Chef-Stadtentwässerer Ralf Strohtheicher freuen sich, dass jetzt Abwasser durch den sanierten Neustädter Abfangkanal fließt. Die neue Röhre soll etwa 50 Jahre halten, bevor sie wieder erneuert werden muss.
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen und Chef-Stadtentwässerer Ralf Strohtheicher freuen sich, dass jetzt Abwasser durch den sanierten Neustädter Abfangkanal fließt. Die neue Röhre soll etwa 50 Jahre halten, bevor sie wieder erneuert werden muss. © Torsten Fiedler Stadtentwässerung Dresden

Durch die Ersatztrasse wurden kaum größere Verkehrseinschränkungen nötig. Es mussten nur drei Baugruben ausgehoben werden. Bei der Sanierung haben die Kanalsanierer per Kran glasfaserverstärkte Kunststoffrohre (GfK) eingehoben, die meistens drei Meter lang sind. Ein Spezialwagen bugsierte sie unterirdisch aus den Baugruben in den alten, bis zu 2,7 Meter hohen Kanal, wo sie letztlich zusammengefügt werden. So entstand schneller als geplant ein neuer dichter Kanal in der alten Abwasserröhre. Die lange Umleitung fürs Abwasser wird jetzt noch bis Ende November abgebaut.

Investitionschef Torsten Seiler von der Stadtentwässerung vor dem Anschluss für den geplanten Hauptkanal in den Dresdner Norden. Durch ihn sollen die Abwässer der Mikroelektronik-Industrie fließen.
Investitionschef Torsten Seiler von der Stadtentwässerung vor dem Anschluss für den geplanten Hauptkanal in den Dresdner Norden. Durch ihn sollen die Abwässer der Mikroelektronik-Industrie fließen. © Peter Hilbert

Bei der Sanierung konnte noch Vorarbeit für ein weiteres Großprojekt geleistet werden. Die Stadt hat sich entschlossen, einen 10,5 Kilometer langen Hauptkanal für die Mikroelektronik-Betriebe im Dresdner Norden zu bauen, den Industriesammler Nord. Für den wurde in der großen Baugrube vor dem Klärwerk bereits der gewaltige Anschluss hergestellt.