Dresden
Merken

Alkoholvergiftung, Fehlalarm und Sprunggelenkfraktur: Die Bilanz der Dresdner Rathaus-Party

Seit 2018 lädt OB Dirk Hilbert (FDP) alle neu Volljährigen zur Partynacht ins Rathaus. Die Bilanz ist positiv, doch es gab auch Zwischenfälle.

Von Dirk Hein
 3 Min.
Teilen
Folgen
Unter dem Motto "@nachtschicht_18" wird das Rathaus einmal im Jahr zur Partyzone. Doch es gibt Kritik.
Unter dem Motto "@nachtschicht_18" wird das Rathaus einmal im Jahr zur Partyzone. Doch es gibt Kritik. © Christin Nitzsche

Dresden. Nur durch zwei Jahre Corona-Zwangspause unterbrochen, lädt OB Dirk Hilbert einmal jährlich zur Party "@nachtschicht_18" ins Rathaus ein. Pro Feier werden etwa 185.000 Euro fällig - bezahlt aus der Stadtkasse. Vor allem die Linke äußerte in der Vergangenheit daran Kritik. Jetzt liegt eine neue Übersicht der letzten Partynacht im Rathaus vor - und die listet neben den Kosten auch weitere "Vorkommnisse" auf.

Was ist "@nachtschicht_18"?

Einmal im Jahr verwandelt sich das Rathaus am Dr.-Külz-Ring in den "größten Club der Stadt". Zuletzt hatte Hilbert Anfang September alle Dresdnerinnen und Dresdner, die in den vergangenen zwölf Monaten ihren 18. Geburtstag gefeiert hatten, zur "@nachtschicht_18" eingeladen.

Die jungen Erwachsenen konnten jeweils eine weitere volljährige Person mitbringen. Beide hatten freien Eintritt, bekamen einen Getränke-Gutschein spendiert und konnten die Eintrittskarte als DVB-Fahrkarte in der Tarifzone Dresden nutzen.

Im Plenarsaal standen unter anderem das deutsche DJ-Duo "Gestört aber Geil" an den Plattentellern. Im Festsaal heizten weitere DJs ein. Auch der Ratskeller wurde zum Partyort. Dort dröhnten Techno- und Electrobeats. Abseits der Tanzflächen präsentierte sich die Stadtverwaltung mit ihren Ausbildungs- und Studienplatzangeboten. Bars, Chillout- und Gaming-Bereiche sorgten für Ruhe.

Warum mussten Feuerwehr und Rettungsdienst gerufen werden?

Durch den Disko-Nebel in Fest- und Plenarsaal wurde auf der letzten Party gegen 23 Uhr ein Feueralarm im Gebäude ausgelöst. Dieser konnte jedoch als Fehlalarm durch die Brandsicherheitswache festgestellt werden. Die Feuerwehr musste daher nicht anrücken.

Nach Angaben des Brand- und Katastrophenschutzamtes gab es jedoch drei Rettungsfahrten. Eine war aufgrund einer Alkoholvergiftung notwendig geworden, eine weitere aufgrund einer möglichen Sprunggelenkfraktur. Ein weiteres Mal musste der Rettungsdienst wegen Kreislaufbeschwerden alarmiert werden. Das hat eine Anfrage von Stadtrat Heiko Müller (AfD) ergeben.

Was kostete die Partynacht den Steuerzahler?

Eine Übersicht aus dem Jahr 2019 listete Gesamtkosten von 148.000 Euro auf. Das Rathaus zahlte damals unter anderem 18.000 Euro für Marketing und Einladungen, 33.400 Euro für Sicherheit, 40.800 Euro für Technik und 33.300 Euro für die Künstler. Die Reinigung nach der Sause kostete 2.300 Euro. Das ergab eine Anfrage von André Schollbach (Linke).

Der Stadtrat kritisierte damals: "Während bei der Jugendhilfe jeder Euro dreimal umgedreht werden muss, wird städtisches Geld hier mit vollen Händen ausgegeben." Mittlerweile sind die Kosten auf 185.000 Euro pro Partynacht gestiegen. Das ergab ebenfalls die Ratsanfrage von Heiko Müller.

Warum hat OB Hilbert die Partyreihe initiiert?

Nach zwei Jahren Corona-Pause war es OB Hilbert wichtig, junge Menschen erneut ins Rathaus zu locken. "Sie sind die Zukunft unserer Stadtgesellschaft. Mit der Nachtschicht erleben sie das Rathaus auf eine sehr unkonventionelle Art, die näher an ihrem Leben ist", so Hilbert. Statt Akten und Anträgen könne sich das Rathaus anders präsentieren und um Fachkräfte werben.

OB Dirk Hilbert lud zur Party in den "größten Club der Stadt".
OB Dirk Hilbert lud zur Party in den "größten Club der Stadt". © Christin Nitzsche

Mit Erfolg: Pro Jahr wurden etwa 4.500 junge Erwachsene eingeladen. 2018 kamen bei der ersten Party 2.300 Gäste, im Jahr 2019 waren es 2.500 junge Dresdnerinnen und Dresdner, in diesem Jahr kamen etwa 2.800 Gäste. In der Zeit von 21 Uhr bis 23 Uhr wurden die am Eingang der Goldenen Pforte per Handschlag durch den OB begrüßt. Laut Hilbert wurden auch "Selfies" gemacht.