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Bis zu 1.000 Euro pro Monat extra: So will das Dresdner Rathaus um Fachkräfte kämpfen

Im Dresdner Rathaus fehlen Ingenieure und Informatiker. Die sollen mit bis zu 1.000 Euro extra angelockt werden. Doch es gibt Ärger bei der Umsetzung.

Von Dirk Hein
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Im Rathaus werden zum Beispiel Informatiker gesucht. Sie könnten zukünftig mit einer Kopfprämie gelockt werden.
Im Rathaus werden zum Beispiel Informatiker gesucht. Sie könnten zukünftig mit einer Kopfprämie gelockt werden. © Sambolfoto: ZB

Dresden. Im Rathaus der Landeshauptstadt gibt es hunderte unbesetzte Stellen. Die letzte Zahl dazu stammt aus dem Sommer 2022. Damals konnte die Stadt 382 Vollzeitstellen nicht besetzen. 27 Stellen davon betrafen den Kulturbereich, in den kommunalen Kitas gab es 85 unbesetzte Stellen. Immerhin 41 Stellen konnte die Stadt nicht besetzen, weil sich nicht genügend geeignete Bewerber gefunden haben.

"Diese unbesetzten Stellen erfordern überwiegend spezielle Rechtskenntnisse, spezielle IT-Fachkenntnisse, spezielle sozialpädagogische Fachkenntnisse, aber auch im ingenieurwissenschaftlichen Bereich gibt es Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen", so OB Dirk Hilbert (FDP) in der Antwort auf eine Ratsanfrage von Heiko Müller (AfD). In diesen Bereichen müssten mehrfach Stellenausschreibungen verlängert werden - in der Hoffnung auf geeignete Bewerber.

Im Sommer 2022 legte der damals noch zuständige Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD) seinen Plan vor, wie der Fachkräftemangel zumindest bei Ingenieuren und IT-Fachkräften behoben werden könnte. So will Dresden in diesem eng begrenzten Bereich zur "Deckung des Bedarfs an Fachkräften" maximal 1.000 Euro pro Person und Monat zusätzlich zum Tarifgehalt zahlen.

So soll die Kopfprämie umgesetzt werden

Pro Jahr rechnet die Stadt mit neu entstehenden Kosten von 300.000 Euro. "Damit die Landeshauptstadt bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften marktfähig wird, bedarf es Anreize hinsichtlich der tariflichen Arbeitsbedingungen", heißt es dazu in der ratsinternen Vorlage.

Konkret will die Stadt die dingend benötigten Fachkräfte, immer bezogen auf Ingenieurinnen und Ingenieure und IT-Fachkräfte, entweder höher eingruppieren, als es deren Erfahrung eigentlich zulässt, oder monatlich zwischen 500 und 1.000 Euro extra zahlen.

Gezahlt werden soll "bei der Gefahr des Nichtzustandekommens des Arbeitsvertrages". Eine vergleichbare Prämie kann auch bei der "Gefahr der Abwanderung einer Fachkraft" gezahlt werden.

Rathaus-Mitarbeiter sehen Betriebsfrieden gefährdet

Exakt das ist jetzt auch der Grund für große Unzufriedenheit im Rathaus. Der Gesamtpersonalrat der Rathaus-Beschäftigten hat den Plan der Stadt abgelehnt, weil der Betriebsfrieden gefährdet sei. Aus Sicht der Räte sollten alle Beschäftigen in den angesprochenen Bereichen gleich bezahlt werden und die gleich hohe Zulage erhalten.

Wer 30 Jahre lang seine Arbeit gut erledigen würde, sich aber nicht mit Wechselgedanken beschäftige, solle nicht schlechter bezahlt werden. Die Personalräte wundern sich zudem, warum das Thema nicht offen im Rathaus angesprochen wird. Es besteht die Sorge, dass nur Einzelne profitieren sollen.

Laut Rathaussprecher Kai Schulz wird aktuell nicht weiter an einer Vorlage für den Rat gearbeitet. Es gibt jedoch Gespräche, die "Kopfprämie" für besonders wertvolle Mitarbeiter in die aktuell laufenden Tarifverhandlungen einzubringen. Das Thema sei daher weiterhin aktuell.

"Wir werden uns mit der Frage, wie wir Fachkräfte gewinnen und halten, auseinandersetzen müssen. Wir werden dabei auch über Geld reden müssen." Vor allem für eine immer digitalere Verwaltung würden entsprechende Fachleute gebraucht. Aktuell würden Ingenieure und Informatiker in der Wirtschaft, aber auch in Landesbehörden besser bezahlt.