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Raser auf dem Rad: Geschwindigkeitskontrollen auf dem Dresdner Elberadweg

Der Elberadweg ist auch Fuß- und Wanderweg. Immer wieder kommt es deshalb zu Konflikten. Ein neues Maßnahmenpaket soll helfen.

Von Dirk Hein
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Wird auf dem Elberadweg zu oft gerast? Zukünftig sind Kontrollen geplant.
Wird auf dem Elberadweg zu oft gerast? Zukünftig sind Kontrollen geplant. © René Meinig

Dresden. Der Elberadweg ist eine der wichtigsten Radfahr-Lebensadern der gesamten Landeshauptstadt. Die Dauerzählstellen auf Höhe der Waldschlößchenbrücke registrierten, je nach Wetter, in der vergangenen Woche zwischen 1.400 und 2.300 Radfahrer pro Tag. Ohne Ampeln und Hindernisse erreichen Radsportler und E-Bike-Fahrer dabei Geschwindigkeiten deutlich über 20 Stundenkilometer. Für Konflikte sorgt das vor allem mit Spaziergängern und Familien. Der Stadtrat hat jetzt ein Maßnahmenpaket beschlossen, um Abhilfe zu schaffen.

Wie oft kracht es auf dem Elberadweg?

Die Polizei registrierte im Jahr 2020 insgesamt 94 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Radfahrern. 2018 und 2019 waren es nur jeweils 61. Die Folgen der Zusammenstöße wurden gravierender. 2020 wurden auf dem Elberadweg 21 Personen schwer und 87 leicht verletzt. In den vorangegangenen Jahren zählten die Beamten je 61 leicht Verletzte, dazu 13 und 11 Menschen mit schweren Verletzungen. Als ein Unfallschwerpunkt hatte sich dabei der Bereich des Glockenspielpavillons herausgestellt.

Zuletzt krachte es auf dem Elberadweg Ende September heftig. Zwei Radfahrer stießen in Höhe der Waldschlößchenbrücke zusammen. Einer der beiden wurde schwer verletzt, der andere beging Fahrerflucht. Auch Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzern werden immer deutlicher. Ebenfalls im September warf eine Frau auf dem Elberadweg am Königsufer mit Flaschen nach mehreren Radfahrenden.

Was hat die Stadt bisher unternommen?

Das Rathaus versucht seit Jahren immer wieder mit Einzelmaßnahmen gegenzusteuern. Im aktuellen Jahr führt Dresden als Verbesserungsmaßnahmen zum Beispiel die Verbreiterung des Elberadweges auf Höhe der Hafencity an und benennt Oberflächenverbesserungen im Bereich Laubegaster Ufer. Zudem entstand Dresdens erste Fahrradstraße entlang des Elberadwegs.

Seit 2020 bitten Piktogramme mit dem Text "Rücksicht macht Wege breit" um gegenseitige Rücksichtnahme. 2020 wurde diese Botschaft auf den Radweg in Höhe des Fährgarten Johannstadt gesprüht. 2021 folgten sechs weitere Standorte, unter anderem am Blauen Wunder und auf dem Körnerweg.

Es gibt aber auch Rückschritte. Ein geplanter zweiter paralleler Elberadweg in Höhe der Johannstadt scheitert seit Jahren an den hohen Planungshürden.

Warum war der Elberadweg jetzt Thema im Rat?

Bereits im April 2021 stellte die AfD den Antrag "Elbradweg sicher für alle - Fußgänger besser schützen". Darin forderte die Fraktion zum Beispiel "bauliche Maßnahmen", die eine Höchstgeschwindigkeit für Radfahrer von 15 Stundenkilometern durchsetzen sollen. AfD-Rat Wolf Hagen Braun: "Es kommt leider immer wieder zu Kollision zwischen Radfahrern und Fußgängern. Auch kleine Kinder werden nicht verschont, ein Mädchen wurde von einem Radfahrer förmlich umgemäht."

Mehrheitsfähig oder umsetzbar ist dieser Antrag nicht gewesen. Vor allem die CDU hatte sich jedoch darum bemüht, den Antrag mit eigenen Ideen zu ersetzen und so beschlussfähig zu machen. CDU-Rat Veit Böhm: "Der AfD-Antrag hat nicht überzeugt. Klar ist aber auch: Wildwest auf dem Elberadweg muss weniger werden."

Was wurde konkret beschlossen?

Im Rat beschlossen wurde der Ersetzungsantrag der CDU. Die Stadt muss nun in einem ersten Schritt einerseits die statistisch belegten Gefahrenstellen und andererseits die subjektiv als gefährlich wahrgenommenen Passagen identifizieren und öffentlich darstellen. Gleichzeitig sollen Polizei und Ordnungsamt an den bereits bekannten Gefahrenstellen Geschwindigkeitsmessungen "vornehmen und auswerten". Sanktionen für Radfahrer wären damit aber nicht verbunden, es sei denn die Beamten nehmen während der Kontrollen gefährdendes Verhalten wahr.

Weiterhin hat die Stadt jetzt bis Sommer 2023 Zeit, dem Rat Vorschläge zu unterbreiten, wie Radfahrer dafür sensibilisiert werden können, dass sie sich den Elberad- und Wanderweg mit anderen Nutzern teilen müssen. Zusammen mit der Polizei soll nach Möglichkeiten gesucht werden, regelwidriges Verhalten zu "kontrollieren und zu sanktionieren."

Wie fallen erste Reaktionen aus?

Veit Böhm: "Das ist ein wichtiger Beschluss. Dresden analysiert jetzt die Situation, danach erwarten wir konkrete Vorschläge für ein gemeinsames Miteinander. Anschließend müssen die Maßnahmen zügig umgesetzt werden. Wir brauchen mehr Prävention und Rücksichtnahme."

Die Grünen haben den Plänen der AfD widersprochen, sich beim Ersetzungsantrag der CDU aber enthalten. Stadträtin Susanne Krause: "Es gibt einen Handlungsbedarf auf dem Elberadweg." Doch der Konflikt zwischen Radfahrenden und Spaziergängern bestehe vor allem bei Ausflugswetter. Schwach an dem Antrag sei, das er sich auf den Elberadweg konzentriere, dabei aber die wirklich gefährlichen Stellen für Radfahrende an der Großenhainer Straße und Bereich den zwischen Marienbrücke und Antonstraße nicht beachte. Zudem sei "individuelles Fehlverhalten Einzelner" durch einen Ratsbeschluss nur schwer zu beeinflussen.

Auch der ADFC lehnt den Plan nicht grundsätzlich ab. "Vor allem, wenn es am Wochenende auf dem Weg eng wird, sollten auch Radfahrer sich entspannter bewegen", sagt Geschäftsführer Edwin Seifert. Vorsicht und Rücksicht seien generell wichtig. Seifert kritisiert hingegen die umfangreichen neuen Prüfaufträge an Verwaltung und Polizei, die durch den beschlossenen Antrag ausgelöst werden. Diese würden eher behindern als helfen.