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Hilberts Ehe-Affäre: Vermischte der OB Dienstliches und Privates?

Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert und seine Frau Su Yeon haben sich getrennt. Hintergrund soll eine Affäre des OBs auf einer Reise sein. Weil die auch dienstliche Aspekte hatte, fordern Stadträte Aufklärung.

Von Andreas Weller & Dirk Hein
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Dresdens OB Dirk Hilbert muss sich gegenüber den Stadträten für seine Privatreise nach Australien erklären.
Dresdens OB Dirk Hilbert muss sich gegenüber den Stadträten für seine Privatreise nach Australien erklären. © Christian Juppe

Dresden. Die Ehe-Turbulenzen im Hause des Dresdner Oberbürgermeisters Dirk Hilbert haben mittlerweile auch den politischen Betrieb im Rathaus erreicht. Eine Frage, die sich viele stellen: Hatte Hilbert während einer Reise nach Australien eine Affäre, und hat er dabei Politisches und Privates vermischt?

Am vergangenen Wochenende hatten Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51) und seine Frau Su Yeon Hilbert (42) ihre Trennung öffentlich gemacht. Zuerst hatte sich Su Yeon in einer mittlerweile wieder entfernten Meldung geäußert und ihrem Mann eine Affäre vorgeworfen. Die 15 Jahre währende Ehe sei wegen "seines Betrugs" beendet. Zudem hatte sie Fotos der vermeintlichen Hilbert-Geliebten online gestellt.

Wenig später bestätigte Hilbert in den sozialen Medien das Liebes-Aus und deutete an, eine neue Beziehung zu haben: "Ich freue mich auf das Neue." Der OB bat am Samstag darum, die Privatsphäre seiner Familie zu achten.

Frage: Dienstreise oder Urlaub?

Dennoch hat das Thema mittlerweile den Politik-Betrieb im Rathaus erreicht. Aussagen von Su Yeon Hilbert in den sozialen Medien legen nahe, dass der OB während der Reise in Australien seine Affäre begann oder fortgesetzt hat.

Tatsächlich war Hilbert im April im australischen Perth. Das Presseamt der Stadt kündigte dies am 20. April so an: "Oberbürgermeister Dirk Hilbert übernimmt in Australien den Staffelstab". 2025 wird Dresden die World Transplant Games, die Weltspiele der organtransplantierten Sportlerinnen und Sportler, ausrichten. Hilbert sei daher vor Ort. Unter anderem werde der Vertrag für die Austragung der Spiele "im Beisein von Dirk Hilbert unterzeichnet".

Im Ältestenrat hatte Hilbert seine Reise angekündigt, unter anderem, weil er deshalb nicht an der Stadtratssitzung am 20. April teilnehmen konnte. Durch die Verbindung von Urlaub und dienstlichem Aufenthalt würden der Landeshauptstadt keine Kosten für den Flug nach Australien entstehen. Teilnehmer der Sitzung zeigten sich verwundert, ähnliche Reisen habe der OB vorher nicht angekündigt und erklärt.

Antrag auf Akteneinsicht

Vor allem die Linke sieht in dieser "Vermischung von Privatreisen und Dienst-Aspekten" Fragwürdiges. Stadtrat Tilo Wirtz will nun unter anderem durch eine Akteneinsicht geklärt haben, ob die "Privatreise" des OBs "organisatorisch tatsächlich hinreichend vom Amt des Oberbürgermeisters abgetrennt wurde". Auch eine mögliche Privatisierung einer Dienstreise zur Schaffung gewisser persönlicher Freiräume wäre laut Wirtz ein politischer Fehltritt, der sich rufschädigend für Dresden auswirken könnte.

Per Ratsanfrage will Wirtz zudem jetzt vom OB konkret wissen, welche dienstlichen Termine Hilbert auf der Reise wahrgenommen hat, ob er von einer offiziellen Delegation begleitet wurde und welche Kosten der Landeshauptstadt "im Zusammenhang mit der Reise des Oberbürgermeisters im April 2023 nach Australien entstanden sind".

Wirtz begründet sein intensives Nachfragen unter anderem damit, dass Hilbert seine Privatsphäre noch vor einem Jahr zur Oberbürgermeisterwahl öffentlich im Wahlkampf inszeniert und instrumentalisiert habe. Im Wahlkampf hatte sich das Ehepaar Hilbert demonstrativ immer wieder zusammen gezeigt.

Weitere Anfragen zur Reisetätigkeit des OBs kommen zudem von Linken-Chef André Schollbach und von AfD-Stadtrat Heiko Müller. Dieser will unter anderem wissen, inwieweit die dienstlichen Termine von Hilbert aus dem Dresdner Rathaus heraus koordiniert und welche Themen vor Ort besprochen wurden.

So reagiert Hilbert

Stadtsprecherin Barbara Knifka betonte am Dienstag nochmals: "Der Oberbürgermeister verband seinen privaten Urlaub mit dem dienstlichen Interesse. Theoretisch hätte er dieses Anliegen auch separat absolvieren können – was mit erheblich mehr Aufwand verbunden gewesen wäre." Außer dem Oberbürgermeister hätten keine anderen Vertreter der Landeshauptstadt Dresden an der Reise teilgenommen. Hilbert besuchte in Perth als OB mehrere Empfänge, er war bei Wettkämpfen und hielt ein Grußwort.

Laut Auskunft aus dem Rathaus seien für die Reise keine Flugkosten für die Stadt entstanden. Der dienstliche Teil in Perth mit Empfang und Hotelunterbringung ist laut Frau Knifka jedoch als Teil der Dienstkostenabrechnung absetzbar. "Das ist klar geregelt und wurde beachtet. Der Oberbürgermeister erwägt, die Abrechnung der Reise komplett der Landesdirektion Sachsen zur Prüfung vorzulegen, um etwaige Vorwürfe auszuräumen." Die kompletten Abrechnungen seien aber noch nicht abgeschlossen.

Erstaunen über nüchternen Tonfall

Für Staunen sorgte unterdessen, neben der Debatte über eine mögliche Vermischung von Dienstlichem und Privatem, der vermeintlich nüchterne Tonfall, mit dem der OB über die Trennung berichtet hatte. Verwundert zeigt sich zum Beispiel Grünen-Fraktionschefin Christiane Filius-Jehne: "Dies klingt von der Wortwahl eher, als würde Herr Hilbert einen Jobwechsel beschreiben und nicht den Abschied von der viele Jahre engsten vertrauten Person", so Filius-Jehne.

Hilbert hatte die 15 Jahre Beziehung mit seiner Ehefrau als "schöne, spannende und inspirierende Zeit" bezeichnet, er freue sich nun aber auf "Neues".