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Polizei löst Soko "Hauptallee" nach Dynamo-Krawallen auf

Zwei Jahre ermittelt eine Sonderkommission, um die schweren Krawalle beim Aufstieg von Dynamo Dresden im Mai 2021 aufzuklären. Sie identifiziert 331 Gewalttäter, die sich zum Teil vermummt hatten.

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Am Rande des Spiels um den Aufstieg in die zweite Bundesliga zwischen der SG Dynamo Dresden und Türkgücü München gab es schwere Krawalle.
Am Rande des Spiels um den Aufstieg in die zweite Bundesliga zwischen der SG Dynamo Dresden und Türkgücü München gab es schwere Krawalle. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Die Sonderkommission (Soko) "Hauptallee" stellt Ende Mai ihre Arbeit ein. Die Polizeidirektion Dresden hatte am 17. Mai 2021 die Soko ins Leben gerufen, nachdem Dynamo-Fans am Vortag 185 Polizisten und einige Journalisten verletzt hatten. Zwei Jahre lang verfolgte sie unter der Leitung des Kriminalrats Enrico Lange alle Straftaten im Zusammenhang mit Ausschreitungen. Jetzt sind die Ermittlungen beinahe komplett abgeschlossen, die Polizei bearbeitet nur noch 15 offene Ermittlungsverfahren. "Diese werden innerhalb der Kriminalpolizei professionell zu Ende geführt. Der zusätzlichen Struktur einer Sonderkommission bedarf es dafür nicht mehr", erklärt Lange.

Ausschreitungen größtenteils aufgeklärt

Die Soko konnte 331 Gewalttäter identifizieren, nach einem Jahr hatte sie die Zahl mit etwa 300 angegeben. Die Täter sind nach Angaben der Soko überwiegend männlich und deutscher Herkunft. Sie kommen aus fast allen gesellschaftlichen Gruppen. So sind unter den Tatverdächtigen Alleinstehende und Familienväter sowie Berufsgruppen wie Versicherungsvertreter und Lehrer bis hin zu Mitarbeitern von Ministerien der sächsischen Staatsregierung sowie Arbeitssuchende.

Zwei Monate nach den Ausschreitungen durchsuchte die Polizei 55 Wohnungen. Zudem fahndete sie mit Plakaten, veröffentlichte insgesamt 100 Bilder von Gewalttätern. 50 von ihnen haben sich gestellt, 30 konnten durch Ermittlungen identifiziert werden. Den Teilnehmern des sogenannten Fackelzuges wird vorgeworfen, bei den Ausschreitungen am 16. Mai die ersten Angriffe auf Polizisten und die vor dem Stadion parkenden Einsatzfahrzeuge begonnen zu haben. Von 42 vollvermummten Teilnehmern konnten 33 identifiziert werden. Die Quote von knapp 80 Prozent zeige, dass "selbst eine teils vollständige Vermummung nicht davor schützt, zur Verantwortung gezogen zu werden", so Lange.

Die Staatsanwaltschaft hatte bis Mitte Januar 180 Anklagen oder Strafbefehle erlassen, bis dahin wurden 64 Täter rechtskräftig verurteilt - zum Teil mit Gefängnisstrafen. Zudem hat der Verein Stadionverbote ausgesprochen.

"Die schwersten Fußballausschreitungen der vergangenen Jahre in Dresden sind weitgehend aufgeklärt", sagt auch Polizeipräsident Lutz Rodig. Die Zusammenarbeit und Kommunikation mit der SG Dynamo Dresden habe sich in den vergangenen Monaten spürbar verbessert. "Wenn es gemeinsam gelingt, den eingeleiteten Prozess zu verstetigen, wird sich ein Tag wie der 16. Mai 2021 nicht wiederholen", so Rodig.

Ermittler werten 82 Stunden Videomaterial aus

Zur Identifizierung der Gewalttäter werteten die Ermittler unter anderem 82 Stunden Videomaterial und 49 Gigabyte Daten aus sozialen Medien aus. Die Sonderkommission, die in Höchstzeiten 51 Beamte umfasste, wurde dabei von der Bundespolizei unterstützt.

Bei der Identifizierung der Dynamo-Fans unterstützten sogenannte Wiedererkenner die Dresdner Polizei. Wiedererkenner werden auch Super Recogniser genannt und sind Fachkräfte, die sich Personen und deren Merkmale besonders gut merken können. "Mein Ziel ist es, dass die Polizeidirektion Dresden bis zum Ende des Jahres eigene Bedienstete mit diesen besonderen Fähigkeiten einsetzen kann", sagt Rodig. Man werde noch vor den Sommerferien mit dem Auswahlverfahren für die Dresdner Polizei beginnen. (SZ/ce)