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Abschied vom ersten Olympioniken des Dresdner SC

Zurück von Olympia und mit Blaulicht nach Hause: Fritz Köppen war 1960 der erste Leichtathlet für den SC Einheit Dresden bei Olympia. Jetzt verstarb der frühere DDR-Meister im Alter von 87 Jahren.

Von Michaela Widder
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Fritz Köppen zählte wie Olympiasiegerin Heike Drechsler zu den Ehrengästen im Steyer-Stadion. 2019 feiert das Oval seinen 100. Geburtstag – jetzt wird es umgebaut.
Fritz Köppen zählte wie Olympiasiegerin Heike Drechsler zu den Ehrengästen im Steyer-Stadion. 2019 feiert das Oval seinen 100. Geburtstag – jetzt wird es umgebaut. © Archiv: Ronald Bonß

Dresden. Diese Reise blieb unvergessen. Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom war Fritz Köppen zwar im Vorkampf als 19. ausgeschieden, doch nach Hause ging es noch lange nicht. Weil eine Maschine des Typs Tupolew Tu-104 abgestürzt war, wurden diese Flugzeuge komplett aus dem Verkehr gezogen. Ein Teil der deutschen Mannschaft musste also erst mal in Rom bleiben, dazu gehörte auch der Dresdner.

Drei Wochen genoss Köppen den Sommer in der Ewigen Stadt. „Später sind wir über Genf, Prag und von dort mit dem Zug nach Berlin gereist. Als ich in Dresden auf dem Bahnhof ankam, fiel ich wegen meines vielen Gepäcks auf, wurde von der Polizei aufgegriffen. Als sie mitbekamen, dass ich Sportler bin und von Rom kam, haben sie mich mit Blaulicht nach Hause gefahren.“ Von seiner abenteuerlichen Reise erzählte Fritz Köppen ausführlich zu seinem 80. Geburtstag im DSC-Journal.

Am Sonntag ist er im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war der erste Olympionike in der Leichtathletik, den der SC Einheit Dresden – der jetzige DSC – zu DDR-Zeiten hervorgebracht hatte. Das Talent des gebürtigen Berliners fiel schon 1950 auf, als er spontan und barfuß bei den Kreismeisterschaften in Wismar die 100 Meter lief. Fürs Finale bekam der 15-Jährige von seinem späteren Trainer Spikes geliehen – und gewann in 13,5 Sekunden.

Erst 1990 wieder in einem Leichtathletik-Stadion

Zwei Jahre später holte er bei den DDR-Jugend-Meisterschaften Silber im Hochsprung und Bronze im Fünfkampf. 1953 wechselte er an die DHfK Leipzig und wurde 1956 DDR-Meister im Zehnkampf. Als Zweiter der Ausscheidungen für die gesamtdeutsche Mannschaft verpasste Köppen nur knapp die Teilnahme an Olympia in Melbourne. Nachdem er sich dann auch noch verletzt hatte, schien seine Karriere schon zu Ende.

Fürs Studium ging er nach Dresden, fing aber 1958 beim SC Einheit wieder mit dem Sport an. Ein Jahr später wurde er DDR-Meister im Weitsprung, qualifizierte sich auch für Olympia 1960 in Rom. Es blieben seine einzigen Spiele. 1962 war seine Karriere endgültig vorbei. Er weigerte sich, eine Verpflichtungserklärung zu unterschreiben, dass er bis Olympia 1964 weitermachen soll – und flog aus dem Kader.

Erst zur letzten DDR-Meisterschaft 1990 in Dresden betrat er wieder ein Leichtathletik-Stadion. Als das ehrwürdige Oval 2019 seinen 100. Geburtstag feierte, gehörte er wie Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler zu den Ehrengästen. Und kurz vor seinem 85. Geburtstag wurde Köppen sogar noch Mitglied beim DSC. Die für 2023 geplante Eröffnung des groß umgebauten Steyer-Stadions wird er nun nicht mehr erleben.