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Der Kampf des größten ostdeutschen Tennisvereins

Die Tennis-Damen aus dem Dresdner Ortsteil Blasewitz starten am Freitag in die neue Bundesliga-Saison. Das ist wegen Corona nicht selbstverständlich.

Von Alexander Hiller
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Die Tschechin Tereza Martincova ist die Nummer 49 der Weltrangliste – und damit die Nummer eins im Team aus dem Dresdner Waldpark.
Die Tschechin Tereza Martincova ist die Nummer 49 der Weltrangliste – und damit die Nummer eins im Team aus dem Dresdner Waldpark. © Lutz Hentschel

Dresden. Zwei Tage vorm Start der Tennis-Bundesliga der Damen ist der neuen Cheftrainer des TC Blau Weiß Blasewitz ein Coach ohne real existierende Mannschaft. Bastian Knittel wird wahrscheinlich erst wenige Stunden vor dem Auftakt am Freitag beim Vizemeister in Aachen wissen, wer von dem insgesamt 17-köpfigen Aufgebot tatsächlich für den einzigen ostdeutschen Erstligisten auflaufen wird.

Und am Sonntag, wenn im Waldpark in Dresden gegen Titelverteidiger Essen ab 11 Uhr das erste Heimspiel ansteht, dürfte das nicht anders sein. „Im Moment“, meint Knittel am Mittwoch bei der Pressekonferenz zum Saisonstart, „bin ich ein Trainer ohne Mannschaft.“ Der 38-jährige Ex-Profi, seit 2. Mai offiziell im Amt, hat erst zwei Spielerinnen persönlich getroffen.

Was in anderen Teamsportarten wahnwitzig erscheinen mag, gehört im Tennis zum Alltag. Diese Woche ist zudem noch die mit der höchsten Turnierdichte im gesamten Jahreskalender der International Tennis Federation (ITF). „Es laufen mindestens acht ITF-Turniere zwischen 25.000 und 125.000 Dollar Preisgeld. Im Moment haben alle Vereine ihre Spielerinnen in Betrieb“, sagt der Blasewitzer Teammanager Sven Grosse.

Allerdings können die Dresdner aus ihrer gesamten Meldeliste auswählen – für jeweils sechs Einzel und drei Doppelpartien pro Spieltag. „Die Kunst ist immer, nicht die möglichst tollsten Spielerinnen auf der Liste zu haben, sondern die Spielerinnen auch auf den Platz zu bringen“, so Grosse, der für den TC Blau-Weiß Blasewitz die Tschechin Tereza Martincova als Nummer eins verpflichtet hat.

Publikumsliebling Petkovic gibt Zusage für Heimspiel Mitte Mai

Das Klubranking richtet sich nach der Positionierung in der Weltrangliste. Dort wird die 27-Jährige aus Prag auf Platz 49 geführt – was ihr zugleich einen Startplatz bei allen großen Turnieren sichert. „Aber ich gehe davon aus, dass wir eine gute Chance haben, dass sie in diesem Jahr auch für uns spielen wird“, sagt Grosse. Er rechnet mit bis zu zwei der insgesamt sechs Spieltagen. Das trifft auch auf Publikumsliebling Andrea Petkovic zu.

Die 34-Jährige mit Weltranglistenplatz 67 ist Dresdens Nummer zwei und soll, so erklärt es Grosse, verbindlich fürs Heimspiel am 14. Mai zugesagt haben – sofern sie verletzungsfrei bleibt. „Ich weiß, dass ich mit 34 zwar jung im normalen Leben, aber eben alt für Tennis bin. Aber es gibt nichts, das mir so viel Spaß und Erfüllung bereitet“, erklärte Petkovic kürzlich in einem Interview.

Allerdings mussten die Blasewitzer für ihren Kader mit einem kleineren Budget zurechtkommen, Corona hat auch da Spuren hinterlassen. Das wirft die Frage auf, weshalb sich Blasewitz den Stress dennoch weiter antut? „Die Frage stellen wir uns regelmäßig selbst. Die Nachwuchsentwicklung darf nicht darunter leiden, dass wir uns die Bundesliga leisten. Für uns als größten ostdeutschen Tennisklub ist das ein Prestigeprojekt“, betont Grosse.