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So lief der ZDF-Auftritt einer Dresdnerin

Kathleen Freude vom Landesligisten Fortuna ist dicht dran, zwei Profis von RB Leipzig zu ärgern - im Sportstudio. Jetzt interessiert sich auch Dynamo für sie.

Von Alexander Hiller
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Der Auftritt im ZDF-Sportstudio war aus Zeitgründen sehr, sehr kurz. Kathleen Freude (2. v.l.) trat gegen die RB-Profis Emil Forsberg (r.) und Peter Gulasci an.
Der Auftritt im ZDF-Sportstudio war aus Zeitgründen sehr, sehr kurz. Kathleen Freude (2. v.l.) trat gegen die RB-Profis Emil Forsberg (r.) und Peter Gulasci an. © Screenshot

Dresden. Für den ganz großen Coup hat es nicht gereicht, aber Kathleen Freude hinterließ an der legendären Torwand im ZDF-Sportstudio in der Nacht vom Samstag zum Sonntag einen starken Eindruck. Gegen die beiden RB-Profis Emil Forsberg und Peter Gulacsi versenkte die Spielführerin von Landesligist 1. FFC Fortuna Dresden einen von sechs Schüssen, die anderen Versuche waren allesamt knapp. Selbst das Leipziger Duo raunte deshalb. Sie kamen gemeinsam auf drei Treffer: zwei Forsberg unten, einer Gulasci oben.

Sie selbst war mit ihrem Auftritt "ganz zufrieden", sagt die 33-Jährige und lacht. "Ich bin nicht ausgerutscht und habe nichts kaputtgeschossen, dafür habe ich eigentlich ein Händchen." Oder eben Füßchen.

Für den kurzen Auftritt nach Mitternacht hatte sich Freude mit einem herrlichen Distanzschuss qualifiziert. Beim Testspiel gegen Union Berlin II am 18. Oktober 2020 landete ihr Versuch im rechten Torwinkel. Kameramann Andreas Vieweg, der alle Spiele des ehemaligen Drittligisten auf Video bannt, hatte die Tor-Sequenz an die Redaktion des ZDF-Sportstudios geschickt. "Ich war zwar ziemlich aufgeregt, habe den Auftritt aber genießen können", sagt die Anhängerin von Dynamo Dresden, die das auch in der Sendung dokumentierte und in gelbem Shirt und schwarzer Jeans zum Torwandschießen antrat. Ihr Stiefvater lenkt außerdem den Dynamobus.

Auf dem Feld ist Spielführerin Kathleen Freude die Antreiberin. Über 500 Pflichtspiele absolvierte die 33-Jährige für den 1. FFC Fortuna Dresden.
Auf dem Feld ist Spielführerin Kathleen Freude die Antreiberin. Über 500 Pflichtspiele absolvierte die 33-Jährige für den 1. FFC Fortuna Dresden. © Ronald Bonß

Dennoch fand Freude auch ihre Rivalen beim Zielschießen sympathisch. "Das sind schon ganz nette Typen", meint sie. Diese netten Typen können derzeit ihren Beruf ausüben, Freude ihr Hobby nicht. Das gemeinsame Training mit ihrem Landesliga-Team ist coronabedingt untersagt, Freude geht stattdessen joggen, zweimal in der Woche gibt es Online-Workout mit dem Team. "Das ersetzt natürlich kein Training. Wir würden schon alle gern mal wieder zusammen gegen den Ball treten. Das fehlt uns extrem. Ich denke, das tut dem Amateursport allgemein nicht gut", erklärt die Einzelhandels-Kauffrau.

Zumindest hat sie ihrem Trainer Steve Maschik eine Flasche Havana Club abgetrotzt - den Wetteinsatz für jeden Treffer. "Die ist für die Abschlussfeier gedacht und geht an die ganze Mannschaft", sagt die Kapitänin, die mehr als 500 Pflichtspiele für ihren Verein absolviert hat. In einem Interview auf der Seite des Drittliga-Tabellenführers Dynamo Dresden spricht Freude selbst von 503 Pflichtspielen.

Den Schwarz-Gelben wünscht sie den Aufstieg

Ihr Lieblingsverein hatte sich nach dem Auftritt im ZDF bei der Einzelhandelskauffrau gemeldet und mit ihr ein ausführliches Gespräch geführt. Dabei spricht Freude auch über die ersten Erfahrungen im Harbig-Stadion. "Meine Mutti hat mich 1993 zum ersten Mal mit ins Stadion genommen. Ich war fünf Jahre alt und wir haben gegen Eintracht Frankfurt in der Bundesliga gespielt. Das Spiel haben wir allerdings verloren und ich deshalb noch Stunden nach dem Spiel geweint. Hängengeblieben von meinem ersten Stadionbesuch ist bei mir außerdem noch, dass zwei Fans von Eintracht Frankfurt nackt ganz oben auf dem Zaun im Gäste-Block saßen", erinnert sie sich.

Ihre Begeisterung für Dynamo erklärt sie so: "Der gesamte Verein und der Zusammenhalt zwischen Fans, Ultras und normalen Stadionbesuchern ist fasziniert. Die Emotionen, die normalerweise alle 14 Tage im Stadion herrschen, sind in der Form fast schon einmalig." Diese speziellen Erlebnisse mit Zuschauern in einem vollen Stadion seien es, die ihr im Alltag gerade sehr fehlen.

Den Profis in Schwarz-Gelb wünscht die 33-Jährige natürlich nichts mehr als den Wiederaufstieg. "Ich denke, dass die Jungs das Potential in jedem Fall dazu haben. Wenn sie das auch in den kommenden Wochen und Monaten abrufen, dann sollten sie den Aufstieg packen. Meine beiden Daumen sind gedrückt", sagt Freude.

Auch ihr Fortuna-Team könnte aus der Landesliga wieder in die drittklassige Regionalliga Nordost aufsteigen. Derzeit liegt die Mannschaft mit lediglich fünf absolvierten Partien auf Position drei. Mindestens bis 28. Februar bleibt der Spielbetrieb ausgesetzt, danach will der Sächsische Fußball-Verband allen Teams eine vierwöchige Trainingsphase einräumen. "Wir wissen derzeit nicht, ob und wie es weitergeht. Hoffentlich können wir wenigstens eine normale Hinrunde absolvieren. Noch einmal ein Jahr Regionalliga spielen, wäre dann sicher ein schöner Abschluss", sagt Freude.