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Bebendorf startet furios ins Olympia-Jahr

Hindernis-Ass Karl Bebendorf läuft im heimischen Steyer-Stadion fast Rekord. Der soll nun in zwei Wochen folgen, damit es mit einem Start in Tokio klappt.

Von Alexander Hiller
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Karl Bebendorf lief bei seinem ersten Hindernisrennen im heimischen Steyer-Stadion fast einen Rekord.
Karl Bebendorf lief bei seinem ersten Hindernisrennen im heimischen Steyer-Stadion fast einen Rekord. © Foto: Jürgen Lösel

Dresden. Das hatte er selbstbewusst vorher angekündigt: Wo er ist, soll bitteschön auch vorn sein. Karl Bebendorf hält sich derzeit für den besten deutschen Läufer über 3.000 Meter Hindernis. Und seit Samstag ist das auch mit einer starken Zeit unterlegt. Der 25-Jährige, zuletzt zweimal hintereinander deutscher Meister, legt beim Jugendmeeting des Dresdner SC im Steyer-Stadion einen beachtlichen Auftakt in die Freiluft-Saison hin.

Das DSC-Aushängeschild erzielte über die selten gelaufene Distanz von 2.000 Meter Hindernis die drittschnellste je gelaufene Zeit eines deutschen Läufers. Nach über zwei Rundem im Alleingang kam Bebendorf in 5:27,20 Minuten ins Ziel – die Konkurrenz folgte im Respektabstand von sieben Sekunden. Schneller waren nur er selbst im Vorjahr (5:26,81) und Rekordhalter Marc Ostendarp vor 23 Jahren (5:25,55). „Wir liegen im Plan, wir müssen jetzt den Wettkampfrhythmus finden. Es sind ja nicht viele“, sagt Trainer Dietmar Jarosch.

Dessen Schützling wird im Kampf um das Ticket für die Olympischen Spiele nur drei Chancen erhalten: Beim Anhalt-Meeting in Dessau (21. Mai), der Team-EM im polnischen Silesia (29./30. Mai) und bei der deutschen Meisterschaft (4. bis 6. Juni). Nur bei den beiden letztgenannten Wettbewerben wird Bebendorf tatsächlich die volle Distanz 3.000 Meter Hindernis laufen. Eine Jagd auf die Tokio-Direktnorm von 8:22,00 Minuten wird es da vermutlich nicht geben. „Meisterschaftsrennen sind meistens taktisch geprägt. Das ist nicht so einfach“, erklärt Jarosch.

Bebendorf muss sich als über die Weltrangliste für Tokio empfehlen. Bei Olympia dürfen die 45 besten Athleten dieser Liste starten – natürlich nur drei Athleten pro Nation. Der Dresdner liegt derzeit auf Rang 53 – seine schnelle Zeit von Dresden dürfte ihm aber einige Punkte eingebracht haben, auch wenn das Jugendmeeting in der Wertigkeit und seiner Bedeutung nicht sehr hoch angesiedelt ist. Für den deutschen Titel würde Bebendorf beispielsweise 200 Punkte einsacken, damit stünde er aktuell auf Rang sieben der Weltrangliste. „Ich bin 1.400 Meter von vorn gelaufen. Ich bin auf jeden Fall zufrieden und bereit für die kommenden Wettkämpfe“, sagte Bebendorf nach seinem ersten Hindernisrennen im heimischen Stadion.

Den deutschen Rekord hat sich Karl Bebendorf vermutlich nur aufgehoben – für seinen Start in Dessau. Für das Rennen über 2.000 Meter Hindernis liegen internationale Meldungen vor – unter anderen von zwei Läufern aus Kenia. „Da muss ich nur mitlaufen. Da gibt es vier, fünf Läufer, die auf meinem Niveau sind. Ich bin gut drauf“, sagte der Dresdner, der auch schon mal mit einer Maske trainiert.

Bis um die Mittagzeit habe sich das für ihn wie ein normaler Trainingstag angefühlt. „Dann kam endlich die innere Spannung, das Wettkampfgefühl. Ich hatte schon etwas Angst, dass ich den Lauf gar nicht ernst nehme. Die Aufregung vor dem ersten Rennen der Saison ist die größte. Man trainiert monatelang und will einfach nur wissen, wo man steht, was man kann“, erzählte er.

Jetzt weiß Bebendorf: Die Form stimmt. „Mein Anspruch ist, mich mit den Besten Europas zu messen. Da muss das so sein, wie es jetzt war. Wenn man eins und eins zusammenzählt, müsste es in Dessau mit dem Rekord klappen, das ist eigentlich ein Muss. Ich weiß, dass es klappt“, sagte er. Diese aufgeschobene neue Bestmarke würde den Dresdner fast schon fix ins Aufgebot für Tokio spülen.